In Erkelenz, im Herzen Nordrhein-Westfalens, wird der Baum des Jahres 2024, eine echte Mehlbeere, mit einer besonderen Pflanzaktion gewürdigt. Dieses Exemplar, botanisch bekannt als „sorbus aria“, findet seinen neuen Platz am Hetzerather Tor, wo er symbolisch für eine bedeutende städtische Entscheidung erinnert.
Die Wahl der Mehlbeere ist kein Zufall. Sie steht nicht nur für den Baum des Jahres, sondern verknüpft auch eine wichtige Episode aus der Stadtgeschichte. Vor 40 Jahren erwarb die Stadt das damals ungenutzte Gut Hohenbusch, als es noch um die finanziellen Ressourcen der Stadt eher mau bestellt war. Zu diesem Zeitpunkt war bekannt geworden, dass der Tagebaubetreiber Rheinbraun Interesse an dem ehemaligen Kloster zeigte, um dort ein Dokumentationszentrum für das Rheinische Revier einzurichten. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen war die Entscheidung zum Kauf sowohl dringend als auch notwendig.
Stadtgeschichte und nachhaltige Entwicklung
Der ehemalige Bürgermeister Willy Stein erkannte die Notwendigkeit und setzte sich für den Erwerb des Gutes und seiner dazugehörigen 270 Morgen Land ein. Die Stadt zahlte damals 7,4 Millionen D-Mark, was heutiger Kaufkraft etwa 3,7 Millionen Euro entspräche. Heute kann man dieses Geschäft als großes Glück ansehen. Das gekaufte Land wurde letztendlich als Tauschfläche genutzt und ermöglichte unter anderem die Entwicklung des Gewerbe- und Industrieparks Comnmerden (Gipco). Das ursprünglich geplante Dokumentationszentrum wurde schließlich im Schloss Paffendorf bei Bergheim realisiert.
„Die Pflanzung der Mehlbeere ist ein schöner Anlass, um an den bedeutenden Erwerb des Anwesens zu erinnern“, erläuterte Frank Körfer, Vorsitzender des Fördervereins Hohenbusch. Er bezeichnete die Pflanzung als einen „Meilenstein auf dem Weg zum heutigen Hohenbusch, wie wir ihn kennen“. Damit wird ein Teil der Geschichte lebendig gehalten und gleichzeitig ein Zeichen für die Verbindung zwischen Stadtentwicklung und Natur gesetzt.
Die Mehlbeere ist der mittlerweile sechste Baum des Jahres, der auf Hohenbusch gepflanzt wird. Jede Pflanzung hat ihre eigene Geschichte und Bedeutung. So wurde der erste Baum, eine Eiche, anlässlich des 500. Jubiläums der Reformation und des Reformators Martin Luther gesetzt. Dem folgte ein speziell gezüchteter Gingko-Baum zu Ehren des amtierenden Bürgermeisters Stephan Muckel und weitere Bäume, die verschiedenen verdienten Persönlichkeiten gewidmet wurden.
Diese Tradition hebt hervor, wie wichtig Bäume nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das kulturelle Gedächtnis der Stadt sind. Die Mehlbeere blüht nicht nur in der Region, sondern ist auch anpassungsfähig und widerstandsfähig. In Süd- und Mitteleuropa ist sie weit verbreitet und findet auch in Höhenlagen bis zu 2000 Metern ihren Platz. Müller-Platz, der Gärtnermeister, erklärte, dass diese Pflanze am Hetzerather Tor eine Höhe von bis zu zwölf Metern erreichen kann.
Gemeinsam mit Bürgermeister Muckel und Frank Körfer enthüllte Müller-Platz die Gedenktafel, die den Baum und seine Bedeutung ehrt. Um sicherzustellen, dass die Mehlbeere gut anwurzelt, gab es zudem eine kleine „Willkommenszeremonie“ mit einigen Litern Wasser. Diese Geste unterstreicht den Respekt vor der Natur und die Verantwortung, die damit verbunden ist, einen Baum zu pflanzen, der über viele Jahrzehnte hinweg wachsen und die Landschaft prägen wird.