Heinsberg

Neue Ausbildungsplätze im Kreis Heinsberg: Wo bleibt der ‚Azubi-Mut‘?

Im Kreis Heinsberg warten 518 Ausbildungsplätze auf motivierte Jugendliche, während die NGG Aachen dazu aufruft, die Chancen der dualen Ausbildung zu erkennen und aktiv zu nutzen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Heinsberg ist alarmierend: Trotz der bevorstehenden Sommermonate und dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres im August, gibt es nach wie vor zahlreiche freie Ausbildungsplätze. Der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zufolge sind aktuell 518 Ausbildungsstellen unbesetzt. Dies betrifft unter anderem auch die lebensmittelproduzierenden Betriebe in der Region, die alleine 29 offene Stellen zu verzeichnen haben.

Ein Aufruf zur Ausbildung

Laut Tim Lösch, Geschäftsführer der NGG Aachen, stellt der aktuelle Ausbildungsmarkt eine Herausforderung dar. Während viele Unternehmen alternative Lösungen zur Rekrutierung potenzieller Азubis, wie Online-Plattformen und Social Media nutzen, wird eine Erhöhung des Engagements gefordert. Die NGG sieht vor allem die Notwendigkeit, den Jugendlichen die Vorteile einer Ausbildung näherzubringen.

Der Wandel in der Berufsausbildung

Traditionell galten Studienabschlüsse als sicherer Weg zu einem hohen Einkommen. Doch Leiter Lösch betont, dass sich die Zeiten geändert haben. Eine duale Ausbildung kann ebenso zu einer vielversprechenden Karriere führen und bietet die Option, später ein Studium anzuschließen. Er rät jungen Menschen, ihre Möglichkeiten umfassend zu erkunden und sich darüber bewusst zu werden, dass eine Ausbildung nicht das Ende ihrer Bildungsreise sein muss.

Praktische Tipps für Interessierte

Für Jugendliche, deren Studienplatz-Träume gescheitert sind, bietet Lösch praktische Ratschläge. Ein Besuch bei der Agentur für Arbeit kann wertvolle Informationen liefern, aber auch die direkte Kontaktaufnahme mit Betrieben ist empfehlenswert. „Ein einfaches Gespräch – das kann entscheidend sein“, erklärt Lösch und weist darauf hin, dass einige Unternehmen bereit sind, unverzüglich einen zusätzlichen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen, wenn entsprechende Kandidaten auftauchen.

Die Herausforderungen der Ausbildungsbetriebe

Gleichzeitig kritisiert die NGG Aachen die unzureichende Nachwuchsförderung in den Branchen Gastronomie und Industrie. Der Fachkräftemangel kann langfristig sowohl die Produktivität der Unternehmen beeinträchtigen als auch die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflussen. Die Gewerkschaft fordert, dass Azubis nach ihrer Lehre ohne Befristung übernommen werden sollten, um den Übergang in den Beruf zu erleichtern.

Mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Azubis

Die NGG setzt sich zudem für bessere Bedingungen während der Ausbildung ein. Dazu zählt nicht nur die Einführung von Azubi-Tickets, sondern auch die Bereitstellung von freien Tagen zur Prüfungsvorbereitung. Der Fokus sollte außerdem verstärkt auf einer positiven Arbeitsumgebung liegen, insbesondere in stressreichen Berufen wie in der Gastronomie. Eine moderne, digitale Ausbildungsstruktur wird von der Generation Z erwartet, um den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden.

Die Zukunft des Ausbildungsmarktes

Abschließend ist es essentiell, dass Betriebe ihre Sichtweise über Schulnoten überdenken und mehr Wert auf persönliche Talente und Fähigkeiten legen. Lösch betont, dass viele Talente erst auf den zweiten Blick erkannt werden können. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Ausbildungsstätten und Unternehmen, sowie eventuell eine „Azubi-Nachhilfe“ über die Arbeitsagentur, könnte dazu beitragen, die Situation dauerhaft zu verbessern und den vielen offenen Ausbildungsplätzen im Kreis Heinsberg zu begegnen.

NAG

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