© Werner von Braunschweig
Der Fall im Überblick
In Herne ist ein schwerer Fall von Kindesmisshandlung vor Gericht angekommen. Ein 31-jähriger Vater steht im Verdacht, seinen fünf Wochen alten Sohn so heftig geschüttelt zu haben, dass dieser irreversible Hirnschäden erlitt. Der Prozess begann am 31. Juli 2023 am Bochumer Landgericht, wobei der Angeklagte sich zu den Vorwürfen weigerte, Stellung zu beziehen.
Die Ereignisse an einem Augustmorgen
Am 5. August 2023 wurde der Vater mit der Betreuung seines nur 36 Tage alten Sohnes betraut, während die Mutter an einem Kirmesumzug teilnahm. Nachdem sie fünf Stunden später nach Hause zurückkehrte, stellten sie alarmierende Veränderungen am Zustand ihres Kindes fest. Der Säugling war blass und schien lethargisch. Obwohl die Mutter bemerkte, dass er kaum reagierte und nur leise wimmerte, gab der Vater an, der Junge sei beim Schlafen blass geworden.
Die Reaktion der Mutter und die Diagnose
Die Mutter, sichtlich besorgt um das Wohl ihres Kindes, brachte ihn sofort in die Kinderklinik, wo die niederschmetternde Diagnose eines Schütteltraumas gestellt wurde. In der medizinischen Literatur beschreibt man ein Schütteltrauma als eine ernsthafte Verletzung, die häufig durch gewaltsames Schütteln eines Kindes entsteht. Diese Art der Misshandlung kann schwerwiegende, bleibende Schäden verursachen und manchmal sogar zum Tod führen.
Die Rolle von sozialer Unterstützung
Die Tragödie dieses Falles wirft nicht nur Fragen zur elterlichen Verantwortung auf, sondern auch zur Hilfestellung in schwierigen Situationen. Die Mutter berichtete, dass der Vater, kurz bevor das Unglück passierte, eine WhatsApp-Nachricht gesendet hatte, in der er klagte: „Er schreit in einer Tour“. Dies deutet darauf hin, dass er möglicherweise mit den Anforderungen der Elternschaft überfordert war.
Ein Prozess ohne klare Antworten
Der Prozess, der als Indizienprozess eingestuft wurde, basiert zum großen Teil auf den Aussagen der Mutter und der Untersuchungsergebnisse. Da der Vater während der Verhandlungen schweigt, bleibt die genaue Abfolge der Ereignisse unklar. Bei Vorermittlungen hatte er erklärt: „Kann ich nicht sagen, keine Ahnung“, und bemerkte, dass er wisse, dass man ein Kind nicht schütteln dürfe.
Die Konsequenzen und Ausblick
Die drohenden Konsequenzen für den Angeklagten sind gravierend; im Falle einer Verurteilung müsste er mit mindestens drei Jahren Haft rechnen. Die Richter der 1. Strafkammer versuchen nun, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ein Urteil wird frühestens am 10. September 2023 erwartet. Die Tragödie dieses Falles erinnert uns an die Wichtigkeit von Familienhilfe und den Zugang zu Unterstützung für frischgebackene Eltern in emotionalen und stressigen Situationen.
– NAG