In Frankfurt wird ein neuer Kurs in der Drogenpolitik eingeschlagen, wobei das Augenmerk verstärkt auf die neuesten Herausforderungen im Drogenkonsum gelegt wird. Getrieben durch die steigende Verbreitung von Crack sucht die Stadt nach innovativen Wegen, um der drogenabhängigen Bevölkerung zu helfen und plant ein neues integratives Drogen- und Suchthilfezentrum speziell für Crack-Konsumierende. Die Gesundheits- und Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) hat dies während einer Pressekonferenz betont, die im Eastside, einem der etablierten Drogenkonsumräume (DKR), stattfand.
„Wir sind dabei, Settings zu schaffen, die auf Crack spezialisiert sind“, erklärte Voitl. Der Frankfurter Weg, der seit 30 Jahren besteht, umfasst nicht nur Drogenkonsumräume, sondern auch verschiedene niedrigschwellige Hilfsangebote, wie die Substitutionsbehandlung mit Methadon für Heroinabhängige. Es ist wichtig zu betonen, dass Frankfurt als einzige Kommune in Hessen Drogenkonsumräume betreibt, während diese in anderen Bundesländern nicht flächendeckend etabliert sind.
Wichtige Veränderungen in der Drogenhilfe
Die Stadt hat bereits bestehende Einrichtungen, in denen auch Pfeifen an Cracksüchtige abgegeben werden. Dennoch gibt es noch wichtige Bedürfnisse, die angesprochen werden müssen. „Tagesruhebetten“ sind eine der Anforderungen; viele Crack-Konsumenten benötigen tagsüber einen Ort der Ruhe, um sich zu erholen und abseits der Straßen zu sein. Ein entsprechender Raum soll in dem zukünftigen Gebäude für das neue Hilfezentrum eingerichtet werden, das derzeit erst noch gefunden werden muss.
Der Frankfurter Weg hat sich als erfolgreich erwiesen – die Zahl der Drogentoten ist von 147 im Jahr 1991 auf 20 im Jahr 2022 gesunken. Dennoch bleibt die Situation herausfordernd, da in ganz Hessen keine weiteren Drogenkonsumräume existieren. Achim Teipelke, Geschäftsführer der Aids Hilfe Frankfurt, äußert den Wunsch, dass von Frankfurt aus ein Signal an die anderen Kommunen gesendet wird, sich ebenfalls zu engagieren. Er kritisiert auch die fehlende Landesverordnung zum Drug Checking, welches die Analyse von Drogen ermöglichen würde, um die Gesundheit der Konsumenten zu schützen.
Die Diskussion über die Substitution von Crack durch andere Substanzen ist noch in der Entwicklung. Gesundheitsdezernentin Voitl hat Gespräche mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigt, um Möglichkeiten zu erkunden, wie „Off-Label-Produkte“ – also Medikamente, die für andere Zwecke eingesetzt werden – in die Behandlungsstrategie integriert werden können.
Ein Aufruf zur Zusammenarbeit
Einige Bedenken, die die Betreiber des neuen Suchthilfezentrums hegen, scheinen abgebaut zu sein. Voitl sieht nicht, dass die Einrichtung zu einem weiteren Anziehungspunkt für Drogensüchtige im Bahnhofsviertel werden wird, da die Drogen dort ohnehin bereits erhältlich sind. „Das ist es, was die Süchtigen ins Viertel treibt, nicht ein Konsumraum“, fügte sie hinzu.
Allerdings wurde der Ruf nach mehr Drogenhilfestellen in anderen Städten laut. Voitl betont: „Wir leisten im Moment in Frankfurt Drogenhilfe für ganz Hessen.“ Die Hoffnung ist, dass andere Kommunen ähnliche Angebote schaffen, damit die Hilfesuchenden in ihren eigenen Städten bleiben. Für den Herbst plant die Stadt eine Fachtagung zum Thema Crack, an der alle hessischen Kommunen teilnehmen sollen. Voitl strebt sogar ein Bündnis für Drogenhilfe an, mit dem Ziel, Menschenleben zu retten.