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Insolvenz-Schock für Nidda: 200 Jahre Traditionsunternehmen betroffen

Über 200 Mitarbeiter der ISHPaper GmbH und der Spezialpapierfabrik Ober-Schmitten in Nidda müssen nach der Insolvenzanmeldung am 4. September 2024 um ihre Jobs bangen, was für das 200 Jahre alte Traditionsunternehmen einen tiefen Schock darstellt und die Zukunft vieler Familien in der Region gefährdet.

In Nidda, Hessen, hat ein tragischer Unternehmensumbruch die Gemüter aufgewühlt. Die ISHPaper GmbH und die Spezialpapierfabrik Ober-Schmitten sind am 4. September 2024 insolvent geworden, was weitreichende Folgen für die Belegschaft hat. Über 200 Mitarbeiter stehen nun vor einer ungewissen Zukunft, und die Nachrichten über die Insolvenz haben für Entsetzen gesorgt.

Die Insolvenz eines Papierrecycling-Unternehmens markiert einen weiteren Rückschlag in der bereits angespannten Wirtschaftslage Deutschlands. Mit einer stolzen Geschichte von 200 Jahren wirft die Schließung die Frage nach der Zukunft des Traditionsunternehmens auf, dessen Wurzeln tief in der Industrie verankert sind. Diese Kämpfe sind besonders schockierend, da man vor weniger als einem Jahr optimistisch war, dass sich das Unternehmen erholen könnte.

Ein aufsteigendes Unternehmen mit einem unerwarteten Ende

Vor einem Jahr übernahm die IS Holding die traditionsreiche Papierfabrik, die zuvor im Besitz des amerikanischen Unternehmens Glatfelter war. Der Wechsel war mit großen Hoffnungen verbunden. Unternehmenschef Ilkem Sahin hatte vielversprechende Ankündigungen gemacht und die Übernahme mit Überzeugung gefeiert. „Ich habe keinen Zweifel, dass der Erfolg kommt“, erklärte er optimistisch. Im Frühjahr 2024 wurde der Plan bekannt gegeben, eine neue Papiermaschine zu kaufen und 500 Millionen Euro in die Modernisierung des Standortes zu investieren. Doch diese Pläne sind jetzt in Gefahr, und die Mitarbeiter haben das Gefühl, dass all die Versprechen in Luft aufgelöst sind.

In der Produktionsstätte in Ober-Schmitten wurden zwei Sorten von Spezialpapier hergestellt, die sowohl national als auch international gefragt waren. Das transparentes Papier fand in verschiedenen Bereichen wie der Verpackungsindustrie und im Bastelbedarf Verwendung. Darüber hinaus stellte die Fabrik auch traditionelles Butterbrotpapier her, das umweltfreundlich aus Zellstoff und frei von Kunststoffen hergestellt wurde. Diese Produktionslinien sind nun bedroht, da die Insolvenz die gesamte Betriebsstruktur destabilisiert.

Reaktionen auf die Insolvenz

Die Nachricht von der Insolvenz hat nicht nur in der Belegschaft, sondern auch in der Stadt Nidda für große Bestürzung gesorgt. Werkleiter Hagen Knodt, der sich zu diesem Zeitpunkt im Urlaub in Griechenland befand, sprach von einem „Schock“ und betonte, dass die Situation für viele „ein ganz großes Unglück“ darstellt. Diese abrupten und unerwarteten Entwicklungen lassen die Mitarbeiter und ihre Familien in einer angespannten Lage zurück.

Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard äußerte ebenfalls seinen Unmut über die plötzlichen Entwicklungen. „Mega-enttäuscht“ nannte er die Situation und fügte hinzu, dass die Umstände der Insolvenz für ihn unverständlich seien. Besonders die Rückkehrer, die nach längerer Abwesenheit in die Firma zurückgekehrt waren, fühlten sich durch die Insolvenz getäuscht. „Das ist einfach nur unfair“, so der Bürgermeister weiter.

Ein weiterer Aspekt der Insolvenznachricht ist die faktische Lohnkürzung für die Mitarbeiter. Es wurde berichtet, dass für den Monat August keine Gehälter ausgezahlt wurden. Astrid Rasner, Gewerkschaftssekretärin der IGBCE, bestätigte diese schwierige Lage und informierte darüber, dass die betroffenen Mitarbeiter nun Insolvenzgeld erhalten würden, um die finanziellen Einbußen zumindest vorübergehend auszugleichen.

Der vorläufige Insolvenzverwalter, Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner, wird nun damit beauftragt, einen Überblick über die Situation zu gewinnen. Plathner ist auch aus bekanntem Grund ein wichtiger Akteur in der Branche, und seine Erfahrungen mit anderen Insolvenzen, wie beim Papierhersteller PaperlinX, könnten entscheidend sein, um einen möglichen Ausweg aus der Krise zu finden.

Die Schließung der ISHPaper GmbH ist nicht das einzige Sorgenkind der IS-Holding. Ergänzend zu dieser schwierigen Situation sieht sich auch der Autozulieferer BBS unter Druck, da auch dort Insolvenzverfahren angestrebt werden. Letztes Jahr übernahm Sahin dessen Geschäfte, die ebenfalls nicht reibungslos verliefen. Dies wirft Fragen über die Fähigkeit der Holding auf, erfolgreiche Investitionen zu tätigen.

Die Industrie in Deutschland steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen, und der Fall der IS-Holding erinnert daran, wie schnell die Umstände sich wenden können. Mit jedem geschlossenen Unternehmen wird der Druck auf die Arbeitsmärkte und die Wirtschaft größer, und die Menschen in Nidda sind einmal mehr gezwungen, sich den Schwierigkeiten einer unsicheren Zukunft zu stellen.

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