In einem aufregenden Schritt für die kulturelle Szene Frankfurts hat die Stadt beschlossen, die Städtischen Bühnen vorübergehend in ein neues Areal im Gutleutviertel zu verlagern. Dies geschieht auf einem Grundstück, das sich in direkter Nachbarschaft zu einem Betonwerk und einem Briefverteilzentrum befindet, und lässt hoffen, dass das industriell geprägte Gebiet von dieser neuen Entwicklung profitieren wird.
Das Areal umfasst mehr als 15.500 Quadratmeter und bietet laut Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD) die erforderlichen Platzverhältnisse und Infrastruktur für die vielfältigen Anforderungen der Kultureinrichtung. In einer Zeit, in der die traditionellen Spielstätten saniert oder neu gebaut werden, stellt sich die Frage nach adäquaten Übergangslösungen. Dabei will die Stadt proaktive Maßnahme ergreifen, um den Probenbetrieb aufrechtzuerhalten.
Alte Gebäude und neue Möglichkeiten
Das Grundstück, das ehemals der Dresdner Bank gehörte, bietet nicht nur Platz für die rund 1.200 Mitarbeiter der Städtischen Bühnen, sondern kann auch flexibel für Proben und Aufführungen genutzt werden. Neben dem eigentlichen Gebäude gibt es eine Brachfläche, die zusätzliche kreative Nutzungsmöglichkeiten eröffnet. Olaf Winter, Technischer Direktor der Städtischen Bühnen, erkannte das Potenzial und denkt bereits an die Verwendung dieser Freiflächen für alles Mögliche, inklusive einer Zeltbühne oder sogar einer Holzoper. Diese Vision schafft spannende Perspektiven für die Theaterlandschaft der Stadt.
Die Anbindung des neuen Standorts könnte kaum besser sein. Eine geplante Verlängerung der Straßenbahnlinie bis zum Briefverteilzentrum wird die Erreichbarkeit erheblich verbessern. Dies bedeutet, dass der Standort nicht nur effizient betrieben werden kann, sondern auch eine Erleichterung für die Besucher darstellen wird, die von den gewohnten Plätzen in der Innenstadt zum neuen Interim ziehen.
Allerdings ist es fraglich, wie schnell der Umzug ins Gutleutviertel tatsächlich vonstattengehen kann. Nach ersten Schätzungen könnte es mehrere Jahre dauern, um das Gebäude in einen nutzbaren Zustand zu versetzen – optimistisch betrachtet im Jahr 2026. Dies ist eine Herausforderung, da die Stadt verbindliche Entscheidungen treffen muss, die den langfristigen Standort der Städtischen Bühnen betreffen.
Zwischenschritt mit Zukunftsperspektiven
Trotz der Unsicherheiten über die endgültigen Spielstätten ist die derzeitige Entscheidung ein klarer Schritt in die richtige Richtung. Juliane Voigt von der Stabsstelle Zukunft sieht in dem neuen Kulturstandort nicht nur eine Übergangslösung, sondern auch eineInvestition in das Potenzial des Gutleutviertels. Dies könnte langfristig zur Belebung des Viertels führen, das bislang durch Industrie und Leerstand geprägt ist.
Während also die Planung für den Kauf des neuen Grundstücks, dessen Kosten in einer vertraulichen Vereinbarung festgelegt sind, voranschreitet, bleibt die Frage, was nach der Übergangszeit kommen wird. Es gibt bereits zahlreiche Ideen und Vorstellungen für die zukünftige Nutzung des Gebietes, und der erste Schritt könnte durch den Interimscampus der Städtischen Bühnen bereits gesetzt werden.
Mit einem klaren Fokus auf die Herausforderungen und Chancen, die dieser Standortwechsel mit sich bringt, hebt sich Frankfurt erneut als kultureller Wegbereiter hervor. Indem man den Proben- und Aufführungsbetrieb in einem industriell geprägten Umfeld integriert, wird nicht nur das Theaterleben der Stadt bereichert, sondern auch bestehende Strukturen hinterfragt und neu belebt. Von der Geschichte bis zur Zukunft des Kulturstandorts… die Fahrt hat gerade erst begonnen.