Hessen

Zwangsheiratsflucht in Hessen: Zwei Frauen brechen aus ihrer Gefangenschaft

Zwei junge Frauen aus Hessen, Jamila und Mirai, haben sich gegen drohende Zwangsheiratsverpflichtungen gewehrt und gefährliche Fluchten aus ihren gewalttätigen Familien unternommen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, was die anhaltende Problematik von Zwangsheiraten in Deutschland auf erschreckende Weise verdeutlicht.

In Hessen gibt es ein unerwartetes und alarmierendes Phänomen: einige junge Frauen sehen sich immer noch dem Druck von Zwangsehen gegenüber. Zwei mutige Frauen, die sich gegen ihre Familien aufgelehnt haben, berichten von ihrer Flucht vor der erzwungenen Heiratskultur, die für viele Mädchen ein tiefgreifendes Trauma darstellt. Jamila und Mirai sind Beispiele für Stärke und Entschlossenheit in einer Ära, in der viele ihre eigenen Lebensentscheidungen nicht treffen können.

Die Geschichten dieser beiden Frauen sind nicht nur persönliche Schicksale, sondern spiegeln auch eine breitere, oft ignorierte Realität in Deutschland wider. Jamila, zu Beginn des 18. Lebensjahres, war überrumpelt, als ihre Eltern ihr offenbarten, dass sie heiraten solle. Der Mann war ihr nahezu unbekannt, und die Augenblicke seiner Vorstellung waren alles andere als zufällig. Die Vorbereitungen waren so besorgt, dass sie sich bereits als Teil einer arrangierten Heiratskultur fühlte, die sie selbst niemals gewählt hätte.

Kampagne gegen Zwangsheiratskultur

Die Berichte von Jamila und Mirai machen deutlich, dass es in Deutschland immer noch tief verwurzelte patriarchalische Strukturen gibt. Jamila erinnerte sich, nachdem sie mit ihrem Verlobten zusammengelebt hatte, dass sie während ihrer Zeit in seiner Wohnung bei Angst und Bedrohungen lebte. Ihr Entschluss zur Flucht kam zu einem extremen Zeitpunkt, als ihre Familie sie mit Drohungen unter Druck setzte. Zu wissen, dass sie möglicherweise lebensbedrohlichen Risiken ausgesetzt war, machte die Entscheidung, sich von ihrem gewalttätigen Umfeld zu befreien, noch dringlicher.

Mit einer grossen Portion Mut packte Jamila ihre wenigen persönlichen Dinge und wandte sich an die Polizei. „Ich hatte solch große Angst, was mir während der Flucht passieren könnte“, teilte sie mit. Ein unterstützendes Netzwerk aus Freundinnen half ihr, ein Frauenhaus zu erreichen, wo sie schließlich sichere Zuflucht fand.

Ähnlich erging es Mirai, die in einer Familie aufwuchs, in der patriarchale Werte das Leben bestimmten. Sie beschreibt ihre Kindheit als geprägt von ständiger Kritik und Drohungen. Als sie Zeugin des Besuchs einer potenziellen Heiratsfamilie wurde, wusste sie, dass der Moment des Wendepunkts naht. Ihre Flucht begann in einem Moment der Verzweiflung, als sie von ihrem Elternhaus weglief, um die Kontrolle über ihr eigenes Leben zurückzugewinnen.

Anstieg der Zwangsverheiratungen

Rückblickend zeigt sich, dass die Dunkelziffer von Zwangsbeiten in Deutschland hoch ist. Die Beratungsstelle VAIA berichtet von einem Anstieg der Fälle, die seit der Gründung im Jahr 2022 ständig zugenommen haben. Während einzige Zahlen in Deutschland 80 gemeldete Zwangsheiratsfälle beziffern, befürchten die zuständigen Behörden eine weit höhere Zahl, da viele Übergriffe nicht zur Anzeige gebracht werden. Frauen scheuen oft, ihre Angehörigen zu beklagen, aus Angst vor Konsequenzen.

Die Gründe für solche Zwangsheiratsfälle sind vielfältig. Neben sozialem Druck spielen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Oft wird Geld für Hochzeiten bezahlt, oder die Ehe wird aus kulturellen beziehungsweise religiösen Gründen legitimiert, was den Betroffenen kaum die Freiheit lässt, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.

Dank der Hilfsorganisationen wie VAIA konnten Jamila und Mirai den Kreislauf des Missbrauchs durchbrechen. Sie erhalten nun Unterstützung bei der Bewältigung ihrer traumatischen Erfahrungen und der Integration in eine neue, selbstbestimmte Lebensweise. „Ich spüre eine Veränderung“, sagt Jamila mit neuer Hoffnung. Endlich können sie den Schmerz der Vergangenheit hinter sich lassen und in eine Zukunft voller Möglichkeiten blicken.

Die Geschichten dieser beiden Frauen sind Stellvertreter für viele andere, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Eine Gesellschaft, die sich bewusst gegen Zwangheiratskultur einsetzt, ist entscheidend, um solche Verletzungen der Menschenrechte zu bekämpfen und Opfern zu helfen, die aus traditionellen Fängen entkommen wollen. Die Wegbereiter arbeiten daran, dass niemand mehr in einer Beziehung gefangen ist, in die er oder sie nicht freiwillig eingewilligt hat.

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