Hildesheim

Die Gender-Rollen in Kindergeschichten: Ein Blick auf moderne Klischees

In einem Hildesheimer Café sorgt die Entdeckung eines problematischen Kinderbuchs mit veralteten Geschlechterrollen aus dem Jahr 2004 für Diskussionen über die Verantwortung von Buchauswahl und deren Einfluss auf die Kinder, während eine Mutter mit ihrem Sohn beim Vorlesen konfrontiert wird.

Hildesheim – In einem kleinen Café, wo der Alltagsstress für einen Moment in den Hintergrund tritt, ist das Lesen mit einem Kind oft eine willkommene Pause. Doch eine scheinbar harmlose Geschichte aus einem Kinderbuch kann schnell zum Auslöser von Reflexionen über Geschlechterrollen werden. So war es auch bei meinem letzten Aufenthalt in diesem Café, als mein Sohn ein Buch aus einer Kiste zog und ich begann, ihm vorzulesen.

Die Geschichte handelt von einem Jungen und seinem Hamster, der – wie es der Zufall will – ein Loch in Papas Zeitung frisst. Soweit, so gut. Doch dies ist nur der Anfang. Der Hamster gelangt auch an Mamas Kochbuch, wo er allzu fröhlich auch hier seine Spuren hinterlässt. In meinem Kopf formt sich eine kleine Empörung: Ist es wirklich notwendig, solche Rollenbilder zu reproduzieren? Ein Blick auf das Veröffentlichungsdatum des Buches verrät mir, dass es erst 2004 erschienen ist, was mich noch mehr darüber nachdenken lässt, wie tief verwurzelt diese Darstellungen in der Kinderliteratur sind.

Rollenbilder in der Kinderliteratur

Die Figuren im Buch scheinen nicht nur Klischees zu bedienen. Sie fördern ein Bild von einer Familie, in der der Vater der berufstätige Versorger und die Mutter die Hausfrau ist. Diese stereotype Rollenverteilung ist nicht nur anachronistisch, sie bietet auch kein modernes Bild von Familie und Alltag. Es wirft die Frage auf, wie Kinder heutzutage auf solche Inhalte reagieren und ob sie tatsächlich geprägt werden durch die Geschichten, die sie lesen. Diese Überlegungen drängen sich mir auf, während ich zwischen den Seiten blättere.

Ähnliche Gedanken hatte ich auch, als ich an die beliebte Kinderserie „Peppa Wutz“ dachte. Obwohl meine Kinder mittlerweile aus der Phase herausgewachsen sind, in der sie die Abenteuer der Schweinefamilie schätzten, bleibt mir die besorgniserregende Darstellung von Geschlechterrollen in Erinnerung. Bei „Peppa Wutz“ wird die Mutter oft als diejenige dargestellt, die im Hintergrund agiert, während der Vater das Sagen hat. Solche Darstellungen sind veraltet und stehen in starkem Kontrast zu den heutigen Werten von Gleichberechtigung und gemeinsamen Verantwortlichkeiten innerhalb einer Familie.

Egal, wie oft ich über diese Themen nachdenke, die Frage bleibt: Sollte ich diese Bücher und Serien verbannen oder akzeptieren, dass sie lediglich Teil einer kinderfreundlichen Unterhaltung sind? Ich entscheide mich sicher, dass ich mein Kind nicht von solchen Inhalten abschirmen möchte. Stattdessen finde ich es wichtiger, in der Lage zu sein, darüber zu sprechen und alternative Sichtweisen zu präsentieren. Vielleicht ist es auch an der Zeit, den Kindern zu zeigen, dass Farbvorlieben und Zuhause-Rollen nichts mit Geschlecht zu tun haben.

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