Im Rathaus von Bad Driburg wird ab kommenden Donnerstag eine bemerkenswerte Ausstellung eröffnet, die die historische Dimension des Kalten Krieges in der Region beleuchtet. Die Schau trägt den Titel „Kalter Krieg in Ostwestfalen“ und zielt darauf ab, die politischen und militärischen Entscheidungen zur NATO-Luftverteidigung in den Fokus zu rücken. Diese Entscheidungen haben nicht nur die militärische Landschaft, sondern auch das tägliche Leben der Anwohner geprägt.
Die Ausstellung wird um 17 Uhr eröffnet und befasst sich mit der Entwicklung der Luftwaffengarnison in Borgentreich, die von 1957 bis 1993 aktiv war. Hierbei werden die zu Grunde liegenden Einsatzgrundsätze und Strukturen der NATO-Luftverteidigung erläutert. Hartwig Zahler, der die Idee für diese Ausstellung hatte, erklärt, dass es wichtig ist, die damalige Verantwortung der Bundeswehr in diesen Regionen zu würdigen. Für viele Bürger könnte die enorme Dringlichkeit und der intelligente Zusammenhalt, die in dieser Zeit herrschten, unbekannt sein.
Einblicke in die militärische Vergangenheit
Die Ausstellung thematisiert neben der Luftwaffengarnison auch andere militärische Einrichtungen, die während des Kalten Krieges in der Gegend präsent waren. Dazu zählen unter anderem die Radarstation in Auenhausen sowie die belgische Luftabwehrstellung im Modexer Wald. Diese Erinnerungen sind nicht nur Teil der lokalen Geschichte, sondern zeigen auch, wie nah die geopolitischen Spannungen an den Menschen lebten.
Bürgermeister Burkhard Deppe hebt hervor, dass die Ausstellung nicht nur eine Rückschau auf die militärische Vergangenheit ist, sondern auch ein Schritt zur Wertschätzung der Leistungen der Vorfahren darstellt. „Es ist entscheidend, sich daran zu erinnern, welche Verantwortung die Bundeswehr damals für die Bevölkerung in Borgentreich und Auenhausen getragen hat,“ so Deppe, der dabei auch auf die Bedeutung von Zusammenhalt und Teamgeist in dieser kritischen Zeit verweist.
Die Wander-Ausstellung, die 2018 anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Bundeswehrstandortes Auenhausen erstmalig präsentiert wurde, besteht aus 40 großformatigen Bannern mit informativen Inhalten. Diese visuelle Aufbereitung soll dazu anregen, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, um ein besseres Verständnis für die damaligen Ereignisse zu entwickeln.
Eine Botschaft für heute
Die Veteranenkameradschaft Warburger Land präsentiert die Ausstellung als ein zeitloses Dokument zur sicherheitspolitischen Lage. In Anbetracht der gegenwärtigen geopolitischen Spannungen sieht Zahler einen unmittelbaren Bezug zur heutigen Gesellschaft: „Die Ausstellung soll einen Beitrag zur Stärkung des allgemeinen gesellschaftlichen Sicherheitsempfindens leisten“, erklärt er. Dies zeigt, dass Erinnern nicht nur eine Frage des Rückblicks ist, sondern auch eine Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen zu bewältigen.
Bis Ende September kann diese Ausstellung noch während der Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden, was die Gelegenheit bietet, sich mit der bewegenden Geschichte der Region zu beschäftigen. Die verstorbene britische Munitionslager am Bilster Berg, einst ein sicherheitsrelevanter Knotenpunkt, ist heute ein Symbol der Veränderung und des Fortschritts, einmal mehr verdeutlicht durch die Ausstellung, die sich mit den vielfältigen Facetten des Kalten Krieges beschäftigt.
Die Initiative zur Schaffung von Bewusstsein und Erinnerung ist ein vitaler Bestandteil der gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Die Ausstellung macht deutlich, wie wichtig es ist, die Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern aktiv zu teilen und die dazugehörigen Lehren zu ziehen.
Der Kalte Krieg, der von den späten 1940er Jahren bis zum Ende der 1980er Jahre dauerte, stellte eine der angespanntesten Perioden der modernen Geschichte dar. In Europa war die Teilung zwischen dem Westblock, angeführt von den USA und der NATO, und dem Ostblock, angeführt von der Sowjetunion, besonders deutlich. Die NATO-Luftverteidigung hatte dabei eine zentrale Rolle, um die westlichen Länder vor möglichen Angriffen zu schützen. In Deutschland, das geographisch im Zentrum der Spannungen lag, waren militärische Installationen wie die in Borgentreich und Auenhausen entscheidend für die Verlegung und Aufrechterhaltung von Luftabwehrsystemen.
Die militärischen Einrichtungen in der Region zeugen von dieser strategischen Ausrichtung. Die Radarstation in Auenhausen, die als Teil der NATO-Abwehranlagen fungierte, war für die Früherkennung feindlicher Flugzeuge unerlässlich. Diese Stationen waren nicht nur militärische Stützpunkte, sondern auch bedeutende Arbeitgeber und prägend für die lokale Gemeinschaft. Die Bundeswehr hatte somit nicht nur militärische, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung gegenüber der Bevölkerung.
Politische und gesellschaftliche Auswirkungen
Die NATO-Luftverteidigung stellte während des Kalten Krieges auch einen bedeutenden politischen Akt dar. Sie symbolisierte den Willen der westlichen Mächte, sich gemeinsam gegen die drohende Gefahr des Kommunismus zu positionieren. Gleichzeitig führte sie zu einer intensiven Militarisierung in Europa. Die Menschen vor Ort leben in einer ständigen Präsenz militärischer Aktivitäten, was sowohl eine Gefahrenwahrnehmung als auch ein Gefühl von Sicherheit erzeugte.
Bürgermeister Burkhard Deppe hebt die Bedeutung dieser historischen Wahrnehmungen hervor. In vielen Fällen waren die Bürger sich nicht bewusst, wie die militärischen Strukturen rund um Borgentreich und Auenhausen ihr Leben beeinflussten. Die Ausstellung trägt dazu bei, das Bewusstsein für diese historische Verantwortung zu schärfen und den Respekt gegenüber den Leistungen der Soldaten und der damit verbundenen Familien zu fördern.
Daten und Statistiken zur Militärpräsenz
Laut Berichten des [Bundesministeriums der Verteidigung](https://www.bmvg.de) fanden ab 1956 regelmäßig NATO-Übungen in der Bundesrepublik statt. Diese Übungen umfassten auch Luftschutzmaßnahmen, die besonders in Grenznähe zur DDR von Bedeutung waren. Im Jahr 1980 gab es in der BRD über 200 NATO-Standorte, die militärisch genutzt wurden, davon eine Vielzahl in den alten Bundesländern.
Die unmittelbare Militärpräsenz hatte eine Vielzahl von wirtschaftlichen Effekten. So förderten die Stationierungen in Deutschland nicht nur die lokale Wirtschaft durch neue Arbeitsplätze, sondern beeinflussten auch das soziale Gefüge. Über 20.000 Soldaten waren allein in den 1980er Jahren in der Region stationiert, was bedeutete, dass Familien und Zivilbewegungen eng mit der Militärpräsenz verwoben waren, was auch langfristige Auswirkungen auf die demografische Entwicklung hatte.