In London hat der angesehene britische Dirigent Sir John Eliot Gardiner bekannt gegeben, dass er die Führung des von ihm gegründeten Monteverdi Choir und Orchesters (MOC) abgibt. Dies wurde über die Agentur Intermusica mitgeteilt. Der 81-Jährige zieht damit eine klare Linie unter eine turbulente Zeit in seiner Karriere.
Ein Jahr des Wandels und der Reflexion
Gardiners Entscheidung fällt nach einer einjährigen Auszeit, die er sich genommen hat, um an sich selbst zu arbeiten. Im vergangenen Sommer kam es zu einem Vorfall während eines Konzerts in Frankreich, der ihm viel Öffentlichkeitskritik einbrachte. Es wird berichtet, dass Gardiner einen Sänger geohrfeigt hat, nachdem dieser die Bühne von der falschen Seite verlassen hatte. Dieser Eklat führte zu einem Nachdenken über persönliche Verhaltensweisen und deren Auswirkungen auf die Menschen um ihn herum.
Selbstreflexion und therapeutische Begleitung
In seiner Mitteilung hebt er hervor, dass er umfangreiche Therapiefortschritte gemacht hat. «In den letzten 11 Monaten habe ich viel über mich selbst und mein vergangenes Verhalten gelernt,» erklärte Gardiner. Diese Erkenntnis ist nicht nur für ihn persönlich, sondern auch für die gesamte Gemeinschaft der Musiker von Bedeutung, da sie die Notwendigkeit eines gesunden und respektvollen Umgangs innerhalb von kreativen Teams unterstreicht.
Eine neue Phase der Zusammenarbeit
Mit der Entscheidung zur Veränderung seiner Rolle bei der MOC verfolgt Gardiner das Ziel, das Arbeitsklima und die Beziehungen innerhalb des Orchesters zu verbessern. «Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich und für die MCO am besten ist, anzuerkennen, dass jetzt eine klare Veränderung in unserer Beziehung notwendig ist, zum Wohle beider Seiten,» erklärte er weiter.
Kein Abschied von der Musik
Entgegen der Annahme, dass er jetzt in den Ruhestand gehe, versicherte Gardiner, dass er weiterhin aktiv bleiben möchte. Er plant, sich auf eine Vielzahl von Aktivitäten zu konzentrieren, darunter Gastdirigate, Aufnahmen und Schreiben. Diese Planung zeigt, dass Gardiner trotz der Herausforderungen sich weiterhin leidenschaftlich der Musik widmen will.
Die Situation von Sir John Eliot Gardiner könnte ein Zeichen für einen Wandel in der klassischen Musikszene sein, in der das Verhalten von Leitern und Dirigenten zunehmend im Fokus steht. Solche Vorfälle sind nicht nur individuelle Konflikte, sondern auch Teil eines breiteren Diskurses über Respekt und Professionalität in der Musikgemeinschaft. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Veränderungen, die Gardiner anstrebt, auf die Kultur der Zusammenarbeit in Orchestern auswirken werden.
– NAG