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Wespen im Spätsommer: Respektieren statt Bekämpfen für ein gesundes Ökosystem

Die Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Ingolstadt gibt im Spätsommer wichtige Tipps zum respektvollen Umgang mit Wespen und erläutert deren bedeutende Rolle im Ökosystem, um Ängste abzubauen und das Insektensterben zu bekämpfen.

In der lebhaften Natur des Spätsommers tummeln sich wieder zahlreiche Wespen, was bei vielen Menschen Angst und Unbehagen auslöst. Die Kreisgruppe Ingolstadt des Bundes Naturschutz in Bayern möchte nun aufklären, wie wir im Umgang mit diesen ungebetenen Gästen am besten verfahren. Denn trotz ihrer oft gefürchteten Präsenz sind Wespen für unser Ökosystem von großer Bedeutung.

Michael Würflein, der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe Ingolstadt, hebt die Rolle der Wespen in der Natur hervor. „Was für den Menschen wie eine Invasion erscheint, ist lediglich ein kleiner Teil des natürlichen Lebensraums um uns herum. Lediglich zwei von elf in Mitteleuropa vorkommenden Wespenarten, die Gewöhnliche Wespe und die Deutsche Wespe, zeigen Interesse an unseren Speisen“, erläutert er. Der Großteil der Wespen ernährt sich von Nektar, Pollen und Pflanzensäften und erfüllt dabei eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen. Zudem tragen sie zur Regulierung von Insektenpopulationen bei, indem sie Fliegen und andere Schädlinge fangen, um ihre Nachkommen zu versorgen. „Angesichts des besorgniserregenden Insektensterbens sollten wir ihnen mit Respekt begegnen und auf chemische Bekämpfungsmittel verzichten“, fügt Würflein hinzu.

Tipps zum richtigen Verhalten

Um möglichst keine Wespen anzulocken, empfiehlt es sich, Speisen abzudecken, süße Getränke sicher zu verschließen und stark parfümierte Produkte zu vermeiden. Sollten sich dennoch Wespen um einen versammeln, ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren. Würflein erklärt: „Angstschweiß kann Wespen alarmieren und sie durch einen hohen Kohlenstoffdioxidgehalt in unserer Atemluft aggressiv machen. Wildes Herumfuchteln oder das Schlagen nach den Tieren sollte unbedingt vermieden werden.“ Wespen stechen in der Regel nicht aus Angriffslust, sondern nur, wenn sie sich bedroht fühlen.

Als weitere Möglichkeit der Deeskalation schlägt Würflein vor, einen Sprühflasche mit Wasser zu nutzen, um besonders ungebetene Gäste sanft zu vertreiben. Im besten Fall kann man sich jedoch zurücklehnen und beobachten, wie die Wespen geschickt Nahrung aus unserem Essen entnehmen. Es ist wichtig zu wissen, dass für die meisten Wespen die letzten Wochen des Sommers die letzten Tage ihres Lebens sind; einzig die geflügelten Königinnen überwintern und sorgen für den Fortbestand ihrer Art im nächsten Jahr.

Mythos und Realität der Wespenangst

Die Angst vor Wespen ist oft unbegründet und sollte kritisch hinterfragt werden. „Die Mehrheit der Wespenarten ist friedlich, und nur wenige bauen ihre Nester in Wohnnähe“, sagt Würflein. Arten wie die Hornisse, die Rote Wespe und die vielen verschiedenen Feldwespen sind in der Regel harmlos. Ein massiver Eingriff in die Natur durch Bekämpfung ist sowohl unnötig als auch rechtlich problematisch. Sollte es doch zu einem Konflikt kommen, sollte ein Fachexperte zu Rate gezogen werden, um festzustellen, um welche Wespenart es sich handelt. Der Einsatz von Insektiziden sollte ausschließlich von Profis vorgenommen werden, um die Umwelt nicht unnötig zu belasten.

Wespenberater stehen beispielsweise über die Untere Naturschutzbehörde zur Verfügung, um bei Problemen mit Wespenhilfe zu leisten. Diese Fachleute können eine fundierte Beurteilung vornehmen und gegebenenfalls Empfehlungen für das weitere Vorgehen aussprechen.

Wer sich weiter über den respektvollen Umgang mit Wespen und deren ökologischer Rolle informieren möchte, findet auf der Webseite bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/tieren-helfen/wespen-fernhalten hilfreiche Tipps und Ratschläge.

Wespen in unserer Umwelt

Das Verständnis und die Pflege der Vielfalt in der Natur sind entscheidend. Insbesondere angesichts von bedenklichen Rückgängen in der Insektenpopulation sollten wir Wespen nicht als Bedrohung, sondern als Teil des komplexen Gefüges der Natur betrachten. Ein respektvoller und umsichtiger Umgang kann sowohl uns als auch den Wespen helfen, harmonischer nebeneinander zu existieren.

Wespen und ihre Rolle im Ökosystem

Wespen spielen eine entscheidende Rolle im Ökosystem, besonders als Bestäuber und als natürliche Bekämpfer von Schädlingen. Fast 30 Prozent der in Europa vorkommenden Pflanzen sind von Bestäubern abhängig, und Wespen tragen maßgeblich zur Bestäubung bei. Darüber hinaus helfen sie bei der Kontrolle von Insektenpopulationen, indem sie Fliegen, Mücken und andere Schädlinge fangen, die sonst Überhand nehmen könnten. Diese natürlichen Regulationsmechanismen sind von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt.

Darüber hinaus sind Wespen auch ein wichtiger Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten, darunter Vögel, Säugetiere und andere Insekten. Ein Rückgang der Wespenpopulation könnte daher nicht nur die Bestäuberaktivität, sondern auch die gesamte Nahrungskette negativ beeinflussen. Dies ist besonders relevant im Kontext des globalen Insektensterbens, das in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit gewonnen hat, und das durch den Verlust von Lebensräumen, Pestizide und den Klimawandel weiter verstärkt wird.

Gesetzliche Regelungen und Naturschutz

In Deutschland stehen viele Wespenarten unter besonderem Schutz. Das Bundesnaturschutzgesetz sowie die EU-Habitat-Richtlinie schützen zahlreiche Wespenarten, die als gefährdet gelten. Bekämpfungsmaßnahmen sind nur in bestimmten Ausnahmefällen erlaubt, etwa wenn ein Nest in unmittelbarer Nähe zu Menschen eine akute Gefahr darstellt. Hierbei sind Fachleute gefragt, die die Situation bewerten und gegebenenfalls eine umweltfreundliche Umsiedlung des Nests vornehmen können. Es wird empfohlen, sich frühzeitig mit den zuständigen Behörden oder Naturschutzorganisationen in Verbindung zu setzen, um geeignete Lösungen zu finden.

Verbote und Regelungen zur Bekämpfung von Wespen zielen darauf ab, die Biodiversität zu schützen und ein nachhaltiges Miteinander zwischen Mensch und Natur zu fördern. So wird eine Balance gewährleistet, die sowohl das Wohl der Menschen als auch den Fortbestand der Wespenarten berücksichtigt.

Aktuelle Trends in der Forschung

Die Forschung zu Wespen und ihrem Verhalten hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Wissenschaftler analysieren die sozialen Strukturen von Wespenkolonien, ihre Kommunikationsweise und ihr Verhalten in Reaktion auf Umweltveränderungen. Studien zeigen immer wieder, dass Wespen intelligent agieren und in der Lage sind, komplexe soziale Interaktionen zu pflegen. Ein Beispiel ist die Fähigkeit von Wespen, ihre Nester zu verteidigen, indem sie bei Bedrohungen aggressive Verhaltensstrategien anwenden.

Aktuelle Daten zur Population von Wespen und anderen Insekten zeigen besorgniserregende Trends. Laut einer Studie des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) von 2019 ist die Insektenbiomasse in Deutschland seit 1990 um bis zu 75 Prozent zurückgegangen. Maßnahmen zur Bekämpfung des Insektensterbens, wie die Wiederherstellung von Lebensräumen und die Reduzierung von Pestiziden, sind dringend erforderlich, um auch Wespenpopulationen langfristig zu sichern.

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