In der heutigen Zeit, in der der Online-Handel boomt und Kunden zunehmend nach flexiblen Einkaufsmöglichkeiten suchen, probieren große Einzelhandelsketten innovative Ansätze aus, um den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden. Ein kürzlich gestarteter Test bei den Supermärkten Aldi und Rewe könnte die Zukunft des Lebensmitteleinkaufs maßgeblich beeinflussen.
Die neuen Lebensmittel-Automaten im Test
Der Discounter Aldi hat zusammen mit Rewe die Idee von Lebensmittel-Automaten aufgegriffen. Aldi begann Mitte Juli mit einem begrenzten Test von Abhol-Automaten, die in Düsseldorf und zwei weiteren Standorten in Mülheim an der Ruhr platziert sind. Die Automaten sollen den Verbrauchern das Bestellen im Internet ermöglichen, ohne dabei direkt mit einem Verkäufer in Kontakt zu treten.
So funktioniert das System
Die Funktionsweise des neuen Systems ähnelt der sogenannten „Click & Collect“-Methode: Kunden können über die Plattform mein-aldi.de oder die entsprechende App Waren bestellen und zu einem späteren Zeitpunkt abholen. Diese Automaten sind circa sieben Meter lang, drei Meter breit und dreieinhalb Meter hoch, und bieten sowohl gekühlte als auch tiefgekühlte Produkte an. Der Zugriff auf die Ware erfolgt mittels eines QR-Codes, der nach dem Kauf zugeschickt wird. Entscheidend zu erwähnen ist, dass es keinen Zugang zu den Lebensmitteln am Tag der Bestellung gibt.
Rewe setzt ebenfalls auf Automatentechnologie
Der Konkurrent Rewe verfolgt ebenfalls einen ähnlichen Ansatz und hat bisher 16 Abhol-Automaten in Betrieb genommen. Diese Automaten könnten unabhängig von den regulären Öffnungszeiten genutzt werden, während Aldi eine restriktive Zeitspanne von nur wenigen Stunden am Tag bietet. Rewe bevorzugt jedoch die Abholung durch Mitarbeiter und hat letztlich keine großen Expansionspläne für Automaten angekündigt.
Kritik und Bedenken
Experten äußern Bedenken über die Wirtschaftlichkeit und den tatsächlichen Nutzen der Automaten. Professor Martin Fassnacht von der WHU – Otto Beisheim School of Management betont, dass die hohen Lagerkosten für die Automaten und die damit verbundenen Betriebskosten das Konzept fragwürdig erscheinen lassen. Zudem könnte ein Rückgang an Impulskäufen stattfinden, da Kunden weniger geneigt sind, in den Märkten einzukaufen, wenn sie direkt zu einem Automaten gehen.
Der Immobilienmarkt reagiert
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Kontext berücksichtigt werden sollte, ist die mögliche Auswirkung auf die Immobilienpreise rund um die Einkaufsstandorte. Ja nach Akzeptanz dieser neuen Einkaufsmethode könnte die Bedeutung von städtischen Einzelhandelsflächen abnehmen, was sich langfristig auf die Mietpreise und die Attraktivität dieser Lagen auswirken kann.
Fazit und Ausblick
Insgesamt ist zu beobachten, dass sich die Branche des Lebensmitteleinzelhandels aufgrund des wachsenden Online-Handels verändert. Während Aldi und Rewe mit neuen Methoden experimentieren, bleibt es spannend abzuwarten, wie sich das Verbraucherverhalten entwickeln wird und ob diese neuen digitalen Angebote den traditionellen Einkauf ersetzen oder ergänzen können. Die Skepsis der Experten könnte dabei ein wichtiger Faktor sein, der die Experimentierfreudigkeit der Einzelhändler beeinflusst.
– NAG