Im Landkreis Kassel gibt es derzeit großen Unmut über die Sauberkeit an den Schulen. Reinigungskräfte berichten von einer hohen Arbeitsbelastung und Missständen, die diese Situation nur noch verschärfen. Die beiden Reinigungskräfte Nicola Wenner und Laura Mittelstädt äußern sich anonym und machen deutlich, dass die hygienischen Verhältnisse an ihrer Schule, wie auch an anderen, stark gelitten haben.
Zu Beginn des Jahres hat der Landkreis Kassel die Reinigungsfrequenzen drastisch reduziert. Schüler und Lehrer mussten feststellen, dass Unterrichtsräume nur noch alle zwei Tage gereinigt werden. Während andere Bereiche wie Gruppenräume und Toiletten weiterhin täglich gesäubert werden, stieg damit die Ansammlung von Staub und Schmutz in den Klassenräumen. Wenner und Mittelstädt schildern, dass diese Vorgabe unhaltbar sei, da Kinder während des Unterrichts oft mit Essensresten, Getränken und Unrat zu kämpfen hätten.
Ursprung der Probleme
Die Entscheidung, die Putzeinsätze zu halbieren, geht auf Einsparungen des Landkreises zurück. Wie von offizieller Seite kommuniziert, sind von dieser Sparmaßnahme etwa 27 von insgesamt 535 Reinigungskräften betroffen, deren Verträge nicht verlängert wurden. Trotz der Behauptungen der Landkreisverwaltung, dass die zusätzlichen Arbeitsbelastungen nicht signifikant seien, betonen die Reinigungskräfte das Gegenteil. Sie könnten die vorgegebenen Standards nur schwer einhalten und würden häufig über ihre Grenzen hinaus arbeiten, um überhaupt ein akzeptables Ergebnis zu erzielen.
„Hier landen täglich hunderte Snacks und Getränke auf dem Boden. Man kann das nicht einfach ignorieren“, erklärt Wenner und fügt hinzu, dass sie oft gezwungen sei, selbst in ihrer Freizeit zu putzen, um die Schule in einem akzeptablen Zustand zu halten. Ihre Feierabende würden sich so um dreiviertel Stunde verlängern – unbezahlt. „Das wird von der Verwaltung nicht wahrgenommen oder ignoriert“, sagt Mittelstädt.
Die offiziellen Stellen hingegen werten die Beschwerden als nicht gerechtfertigt. Eine Sprecherin des Landkreises betont, dass es nur vereinzelt Klagen zur Sauberkeit gegeben habe und die Umstellungen, die die Reinigungskräfte als Überlastung empfinden, nach Prüfung durch den Hessischen Rechnungshof notwendig waren. Diese Sichtweise wird allerdings von den betroffenen Mitarbeitern vehement zurückgewiesen, die sich tagtäglich mit den realen Gegebenheiten auseinandersetzen müssen.
Die Auswirkungen auf das Personal
Die gesundheitlichen Folgen dieser extremen Arbeitsbelastung sind für die Reinigungskräfte spürbar. Sie berichten von vermehrten orthopädischen Problemen und einem allgemein schnellen Erschöpfungszustand. „Wir sind wirklich am Ende“, sagt Wenner und beschreibt das Gefühl, „das letzte Glied in der Reihe“ zu sein. Ihre Existenzängste und die Angst, ihren Job zu verlieren, hindern viele an einer offenen Diskussion über die Missstände.
Nach den Aussagen der Reinigungskräfte ist die Situation so ernst, dass sie um eine weitere Verschärfung im Winter fürchten. Obwohl der Landkreis meint, alles Nötige zur Verbesserung der Reinigungsstandards zu unternehmen, fühle man sich als Reinigungskraft machtlos und oft ungerecht behandelt, während Sparmaßnahmen vor den Bedürfnissen der Schulgesellschaft stehen.
Die Debatte um die Sauberkeit an Schulen im Landkreis Kassel ist in vollem Gange. Die anhaltenden berichteten Probleme und die unterschiedlichen Perspektiven von MitarbeiterInnen und der Verwaltung treffen in Zukunft möglicherweise auf noch stärkeren Widerstand, während die Schüler und deren Eltern auf ein gerechtes und sauberes Lernumfeld pochen.
Wenner und Mittelstädt sind nur zwei von vielen, die sich in dieser Situation unfreiwillig für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und somit für die Hygiene und Sauberkeit an den Schulen einsetzen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, um spätere Komplikationen zu vermeiden und das Wohl der Schüler nicht länger zu gefährden.