In Kassel haben sich 25 Teilnehmer in den Urbanen Waldgarten zusammengefunden, um die Kunst des Mähens mit der traditionellen Sense zu erlernen. Der Anlass war ein Sensenkurs, der ins Leben gerufen wurde, um Fertigkeiten zu vermitteln, die oft in Vergessenheit geraten sind. Der Kurslehrer Marlon Middeke führte die Teilnehmer bei angenehmen Temperaturen von 28 Grad unter einem schattigen Pavillon durch den Tag. Ziel war es nicht nur, die Techniken des Mähens zu erlernen, sondern auch einen respektvollen Umgang mit der Natur zu fördern.
Vor Beginn des eigentlichen Kurses stellte sich heraus, dass viele Teilnehmer persönliche Verbindungen zur Sense hatten. Hagen Langhuth erzählte beispielsweise von der geerbten Sense seines Großvaters, mit der er den Garten umweltfreundlich bewirtschaften wollte. Die Schafbesitzerin Ruth Heide hingegen suchte nach Möglichkeiten, ohne Gefahr für ihre Schafe, die an Blauzungenkrankheit erkrankt sind, frisches Gras zu mähen. Solche Geschichten untermauern das Bestreben nach einem umweltbewussteren und nachhaltigeren Lebensstil.
Die Kunst des Dengelns im Fokus
Dengeln, eine Technik, die wenige Menschen heutzutage beherrschen, stellte ein zentrales Thema des Kurses dar. „Dengeln ist essenziell“, so Middeke, während er demonstrierte, wie die Schneide der Sense mit einem speziellen Hammer bearbeitet wurde, um optimal scharf zu werden. In der Vergangenheit war dies oft eine mühsame und handwerkliche Tätigkeit, doch moderne Schlagdengler erleichtern den Prozess erheblich. Somit erlernten die Teilnehmer, ihre Sensen selbst wieder in Form zu bringen.
Um den Teilnehmern den Einstieg zu erleichtern, erklärte Middeke, dass das Schärfen mit einem Wetzstein viel einfacher sei im Vergleich zum Dengeln. Die Vorfreude war deutlich spürbar, als schließlich die praktische Übung begann. Auf der Wiese hatten sich alle verteilt, um Verletzungen zu vermeiden, und es warteten einige Auflockerungsübungen, bevor es ernst wurde. „Jetzt schön die Hüfte kreisen lassen“, forderte Middeke die Gruppe auf und brachte damit alle zum Lachen.
Praktische Übungen und erste Erfolge
Nachdem alle in Stimmung waren, nahmen die Kursteilnehmer endlich ihre ersten Sensen in die Hand. Die Reflexionen der blitzenden Sensenblätter führten zu einem echten Wow-Effekt. David Loesche, der das Projekt „Urbaner Waldgarten“ betreute, schmunzelte über die wachsende Begeisterung unter den Anfängern. Trotz der ersten Unsicherheiten war die Stimmung gelassen, und es gab sogar einen Verbandskasten, „für den Notfall“, wie Loesche bemerkte.
Eines der häufigsten Mottos des Tages war die Erkenntnis, dass frisches Gras vor Mittag am besten zu schneiden sei. Da aber der Kurs abends stattfand, war jeder Teilnehmer gefordert, seine Technik anzupassen. Carolin Ludwig, 42 Jahre alt, die bereits praktische Erfahrungen gesammelt hatte, meisterte die Herausforderungen mühelos. Ihre eigene Sense kam dabei zum Einsatz, und bald war eine kleine, perfekt gemähte Fläche zu erkennen. Im Gegensatz dazu kämpfte Hagen Langhuth damit, eine funktionierende Technik zu finden und erlebte so einige frustrierende Momente, bis er sich letztendlich mit der scharfen Sense anfreundete.
Als der Kurs dem Ende entgegenging, versammelten sich alle Teilnehmer wieder unter dem Schatten der Weide und genossen ein kühles Getränk. Ruth Heide hingegen arbeitete weiterhin hart daran, das geschnittene Gras für ihre kranken Schafe einzusammeln. Der Kurs erwies sich als nützlich, nicht nur um altes Handwerk neu zu entdecken, sondern auch um einen direkten Nutzen für die Tierwelt zu schaffen.
Abschließend lässt sich festhalten, dass der Sensenkurs vielen dabei half, sich mit den Wurzeln des Mähens vertraut zu machen und gleichzeitig einen leicht veränderten Blick auf die Natur zu gewinnen. Wer jetzt mit der erlernten Technik im eigenen Garten experimentieren möchte, sollte sich zudem intensiv mit den richtigen Zeitpunkten fürs Mähen auseinandersetzen.