Amseln in der Stadt: Anpassung an moderne Geräusche
E-Scooter sind mittlerweile ein vertrauter Anblick in unseren Städten. Die schrillen Alarmsignale, die diese elektrischen Roller von sich geben, sind nicht nur für Fußgänger hörbar, sondern sie haben auch das Interesse von Amseln geweckt. In Städten wie Kiel imitieren diese Vögel die akustischen Signale der E-Scooter, was Fragen zur Anpassungsfähigkeit und Intelligenz dieser Tiere aufwirft.
Das Phänomen der Imitation
Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, erfreuen sich die Amseln in Kiel daran, die Alarmsignale des E-Scooter-Anbieters Bolt nachzuahmen. Diese Nachahmung ist kein Zufall. Laut dem Ornithologen Bernd Koop wählen die Vögel gezielt Geräusche aus, die in ihrem Gesang attraktiv sind. Die hohe Frequenz der E-Scooter-Signale harmoniert mit dem natürlichen Gesang der Amseln, was ihre Entscheidung, gerade dieses Geräusch zu imitieren, erklärt. So können die Amseln ihren Gesang anpassen und möglicherweise sogar Konkurrenten bei der Partnersuche übertrumpfen.
Intelligenz und Flexibilität der Amseln
Die Fähigkeit der Amseln, neue Geräusche in ihr Repertoire aufzunehmen, zeigt ihre hohe Anpassungsfähigkeit. Laut dem Biologen Mario Ludwig könnte das imitierte Alarm-Gezwitscher in städtischen Umgebungen dazu dienen, die Aufmerksamkeit anderer Amseln auf sich zu ziehen. In einer lauten Umgebung ist es für die Vögel wichtig, sich Gehör zu verschaffen. Ein neuer Klang könnte daher Chancen bei der Partnersuche und bei der Territorialverteidigung bieten.
Städtische Geräusche und ihre Langzeitwirkung
Das Phänomen der Geräuschimitatoren ist keine Neuheit. Bereits in den 2000er Jahren haben Amseln mit Handyklingeltönen experimentiert und auch Wecker nachgeahmt. Dieses Verhalten unterstreicht, wie sehr sich Amseln an das städtische Umfeld angepasst haben. Experten vermuten, dass sich die Alarmsignale der E-Scooter nicht nur in Kiel, sondern auch in anderen Städten verbreiten könnten, in denen diese Fahrzeuge populär sind.
Vögel und die moderne Welt
Die Beobachtungen der Amseln zeigen, wie Tiere die Klänge ihrer Umgebung in ihre Kommunikation integrieren. Diese Fähigkeiten sind nicht nur faszinierend, sondern werfen auch Fragen zu den Auswirkungen menschlicher Geräusche auf die Tierwelt auf. Der Graurücken-Leierschwanz in Australien geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er nicht nur andere Vögel, sondern auch Geräusche von Kettensägen oder Kameras nachahmt. Dies verdeutlicht das Potenzial der Tiere, sich weiterzuentwickeln und neue Herausforderungen in von Menschen dominierten Lebensräumen zu meistern.
Fazit
Die Amseln in Kiel, die E-Scooter-Signale imitieren, sind ein eindrucksvolles Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und Intelligenz von Tieren in urbanen Umgebungen. Ihre Fähigkeit, neue Geräusche aufzunehmen und in ihren Gesang zu integrieren, bietet nicht nur Einblicke in ihre Lebensweise, sondern auch in die weitreichenden Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Natur.
– NAG