Der tragische Untergang der Luxusyacht „Bayesian“ vor der italienischen Küste hat in der Segelgeschichte für großes Aufsehen gesorgt. Der Vorfall, der während eines heftigen Unwetters am 18. August 2024 stattfand, hinterlässt viele Fragen und auch einige Antworten. Der Eigentümer, der britische Milliardär Mike Lynch, wurde tot geborgen, und es wird vermutet, dass auch seine Tochter Hannah nicht überlebt hat. Die Umstände des Unglücks wandeln sich zunehmend zu einem Lehrstück über Sicherheit und Entscheidungen auf See.
Die „Bayesian“ sank nur etwa 900 Meter vom Ufer entfernt in weniger als einer Minute. Dies geschah, während die Yacht an einem Ankerplatz vor der Küste von Sizilien lag. Skipper Michael Schlecht, ein erfahrener Seemann mit über 50 Jahren Erfahrung auf dem Wasser, hat sich intensiv mit den Tracking-Daten der Yacht auseinandergesetzt und liefert interessante Einblicke in die Geschehnisse, die zu dieser Tragödie führten.
Mögliche Ursachen des Unglücks
Michael Schlecht ist der Meinung, dass die Entscheidung des Kapitäns, vor Porticello zu ankern, zunächst als korrekt zu werten sei. „Die Wahl des Ankerplatzes war Lehrbuchmäßig“, so Schlecht. Der Skipper erklärt, dass ein Ankerplatz gewählt wurde, wo der Wind von Land und nicht von See herwehte. Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, gegen die Küste getrieben zu werden, gering war – ein überlegter und sicherer Schritt in der Seemannschaft.
Doch dennoch gibt es mögliche technische Ursachen, die zu dem Unglück führten. Laut Schlecht war der Kiel der Yacht, ein entscheidendes Element für die Stabilität im Wasser, möglicherweise nicht optimal eingestellt. Der variable Kiel der „Bayesian“ kann je nach Bedarf ausgefahren oder eingezogen werden. Im Falle von „Bayesian“, war er möglicherweise im ungünstigsten Moment hochgezogen, was dazu führte, dass das Schiff in der Welle mehr Stabilität verlor.
Kritik an der Bauweise und dem Management
Die Bauweise von Superyachten ist ebenfalls ein Thema, das von Skipper Schlecht angesprochen wurde. Er hebt hervor, dass bei modernen Yachten oft ein übermäßiger Wert auf Geschwindigkeit gelegt wird, was dazu führt, dass sicherheitsrelevante Grenzen überschritten werden. „Das Boot besaß einen extrem hohen Mast, was in Kombination mit einem starken Wind zu einem Kentern führen kann“, so Schlecht. Dies könnte bedeuten, dass die Konstruktionsweise selbst ein Faktor für die erhöhte Gefahr auf See war.
Die Meinungen zu diesem tragischen Vorfall sind geteilt. Giovanni Costantino, der Chef der Italian Sea Group, spricht von einer „langen Reihe von Fehlern“, die zur Tragödie führten und bemängelt, dass eine Wache an Bord gefehlt habe, die den aufziehenden Sturm hätte registrieren können. Ohne diese Wache, so Costantino, könnten die Passagiere in eine tödliche Falle geraten sein. Er beschreibt das Gefühl, in einer misslichen Lage zu sein, während die Gefahr näher rückt.
Die fatalen Winde und die Wetterbedingungen während des Unglücks werfen weitere Fragen auf. Für viele Zeugen und Angehörige der Opfer bleibt das unklare Geschehen eine Herausforderung, die jetzt von den Ermittlungsbehörden aufgearbeitet werden muss. Es bleibt unklar, wie ein so scheinbar gut vorbereiteter Ausflug in eine Katastrophe umschlagen konnte.