In der Schulgemeinschaft des Heinrich-Mann-Gymnasiums in Köln herrschte zunächst Erleichterung, als die Stadt erfreuliche Nachrichten über Asbestkontamination verkündete. Der Verdacht, der zu Beginn des Schuljahres aufkam und eine Schließung der Schule nach sich zog, konnte nach umfassenden Untersuchungen schnell entkräftet werden. Mehrere Dutzend Raumluft- und Staubproben ergaben, dass keine Gefahr von Asbestbelastungen für die Schülerinnen und Schüler bestand.
Doch der Schein trügt, denn hinter dieser positiven Wendung steckt eine Reihe von Fragen und Vorwürfen seitens der Schulgemeinschaft. Der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Philipp Meise äußerte sein Lob für die neu gewonnene Transparenz der Stadt, stellte jedoch klar, dass diese erst aufgrund zuvor gemachter Fehler notwendig geworden sei.
Fahrlässiges Handeln der Stadt Köln
Die Vorwürfe gegen die Stadt beschränken sich nicht nur auf eine mangelhafte Kommunikation. Vielmehr sieht die Schulgemeinschaft in dem Umgang mit der Asbestgefahr ein Versagen der Stadtverwaltung. So hatten die Bauarbeiten, die im Rahmen der Digitalisierung des Schulgebäudes durchgeführt wurden, bereits Monate vor dem Asbestverdacht begonnen. Laut Meise hatte die Schule die Stadt frühzeitig über potenzielle Asbestprobleme informiert und um entsprechende Prüfungen gebeten. Dennoch wurde keine Voruntersuchung vorgenommen, was die Schulgemeinschaft zu dem bitteren Schluss führt, dass die Stadt fahrlässig gehandelt hat.
Der Fall wirft eine entscheidende Frage auf: Warum wartete die Stadt so lange mit der ordnungsgemäßen Untersuchung, nachdem die Schule bereits auf die Problematik hingewiesen hatte? Auf Anfrage erklärt die Stadt, dass in der Vergangenheit, konkret in den 90er Jahren und 2003, umfassende Sanierungsarbeiten am Heinrich-Mann-Gymnasium vorgenommen worden seien. Diese hätten das Risiko einer möglichen Gefährdung signifikant reduziert, allerdings besorgt nicht das Bildungspersonal.
Lena Teschlade, Landtagsabgeordnete der SPD für den Bezirk Chorweiler, bezeichnete das Vorgehen der Stadt als „fahrlässig“. Ihr besorgte Ton wird durch die Schilderungen der Schulgemeinschaft untermauert, worin eine potenziell gefährliche Situation für die Schüler gegeben gewesen wäre, hätte man versehentlich Asbestrecord in der Luft gehabt. „Hier hätte eine extrem gesundheitsgefährdende Situation für Schülerinnen und Schüler entstehen können“, so Teschlade weiter.
Gefordertes Umdenken und präventive Maßnahmen
Das Eingeständnis der Stadt, möglicherweise nicht optimal reagiert zu haben, reicht den Betroffenen nicht aus. „Wir erwarten, dass jetzt daraus gelernt wird“, betont Meise. Es müsse dringend ein standardisierter Prozess etabliert werden, der dokumentiert, wo Asbest verbaut wurde, damit künftig solche Nachlässigkeiten vermieden werden. Auch bei Teschlade kam der Ruf nach einer umfassenden Kennzeichnung von Asbestbereichen in Schulen laut.
Besorgniserregend ist, dass dieser Vorfall nicht isoliert steht. Es ist bereits der dritte Fall innerhalb eines Jahres, in dem eine Schule oder Kindertagesstätte in Köln mit Asbestproblemen konfrontiert wurde. Der Schulleiter der Katharina-Henoth-Gesamtschule hatte sich erst im Juli ebenfalls über unzureichende Informationen bezüglich Asbest in der Bausubstanz beklagt, was zu einer gefährlichen Situation für die Schulgemeinschaft führte. Zuvor gab es schon Kritik an der Stadt wegen verspäteter Informationen an Eltern und Personal der städtischen Kita Mauritiuswall, die während Sanierungsarbeiten mit Asbest konfrontiert wurden.
Diese Vorfälle verdeutlichen die Dringlichkeit, dass der Umgang mit gefährlichen Materialien in Schulen und Kitas neu überdacht werden muss. Der Schutz von Schülerinnen und Schülern sollte höchste Priorität haben, und klare, präventive Maßnahmen sind unerlässlich, damit zukünftige Gefahren rechtzeitig erkannt und abgewendet werden können.