Am 10. September 1964 betrat Armando Rodrigues de Sá mit einem Gefühl der Unsicherheit deutschen Boden. Der Deutzer Bahnhof in Köln war der Schauplatz, an dem er als der millionste Gastarbeiter Deutschlands gefeiert wurde. Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände hatte ihn auf die Passagierliste gesetzt, und als Sá aus einem langen 48-stündigen Zugreise hervorging, fiel sein erster Gedanke auf eine bedrohliche Ungewissheit – würde er zurückgeschickt? Stattdessen erhielt er einen herzlichen Empfang mit Blumen, einer Ehrenurkunde und einem Moped der Marke Zündapp Sport Combinette, obwohl er nicht einmal einen Führerschein hatte.
Die Ankunft von Sá und das mediale Interesse zu diesem Ereignis wurden bald Bestandteil der deutschen Geschichte. Besonders das Bild, das ihn auf seinem Moped zeigt, wurde ikonisch. Dennoch durfte er diese fahrbare Freiheit nie genießen, was seine Geschichte umso tragischer macht. Zum 50. Jahrestag seiner Ankunft im Jahr 2014 wurde ein Denkmal in Köln enthüllt, das jedoch in den letzten zehn Jahren zunehmend verwahrloste.
Erneuerung des Denkmals
Der ehrgeizige Peter Müllejans, der im Ruhestand ist, stellte fest, dass das Denkmal renovierungsbedürftig war. Während eines Aufenthalts in Portugal hörte er von dem Wunsch nach einer Erneuerung, den er an die entsprechenden Stellen weiterleitete. Der Integrationsrat der Stadt Köln erhielt die Anfrage, und das Amt für Integration und Vielfalt, unterstützt vom Dokumentationszentrum und Museum über Migration in Deutschland, auch bekannt als Domid, setzte die Renovierung in die Tat um.
Die Einweihung des erneuerten Denkmals fand am Dienstagabend unter der Leitung von Bürgermeister Andreas Wolter statt und fiel passend zum bald anstehenden 60. Jahrestag von Sá’s Ankunft. Wolter hob in seiner Ansprache hervor, wie wichtig die Rolle der Gastarbeiter und ihrer Familien für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und insbesondere Nordrhein-Westfalens war. Er betonte, dass die Kulturen und Engagements, die diese Menschen mit sich brachten, nicht übersehen werden sollten.
Ein Blick auf die Vergangenheit der Gastarbeiter
Köln-Deutz war ein wichtiger Ankunftsort für viele Gastarbeiter, die durch Anwerbeabkommen seit 1955 nach Deutschland kamen. Laut Dr. Robert Fuchs, Geschäftsführer von Domid, war der Deutzer Bahnhof einer von zwei zentralen Bahnhöfen, an dem Einwanderer aus Spanien und Portugal ankamen, während der andere Bahnhof in München für die Menschen aus Italien, dem ehemaligen Jugoslawien und Griechenland genutzt wurde. Diese Bahnhöfe haben die Ankunft von Tausenden geprägt.
Fuchs betonte zudem, dass die geschichtlichen Darstellungen oft zu kurz kommen, da die Einwanderer häufig nur als Zahlen betrachtet werden. Er rief zu einem Perspektivwechsel auf, der den Menschen und ihren individuellen Geschichten des Migrationsprozesses mehr Bedeutung beimisst. Die emotionalen und sozialen Aspekte dieser Einwanderung sollten in den Vordergrund gerückt werden.
Ein weiterer Redner, die ehemalige NRW-Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Herrmann, die ebenfalls portugiesische Wurzeln hat, beschrieb die beidseitigen Vorteile, die sich aus diesen Abkommen ergaben. Ihre eigenen Eltern hatten als portugiesische Gastarbeiter in Deutschland gelebt und profitierten von den Möglichkeiten, die ihnen in Deutschland geboten wurden. Dies führte zurück zu ihrer Heimat, wo sie mit gewinnen konnten.
Allerdings war nicht jeder Gastarbeiter, wie Sá, so glückselig. Seine Geschichte endete tragisch, da er nach einigen Jahren harter Arbeit als Zimmermann in Baden-Württemberg gesundheitliche Probleme entwickelte. Im Jahr 1970 kehrte er schließlich nach Portugal zurück, geplagt von Schmerzen und Ungewissheiten. 1979, nur neun Jahre nach seiner Rückkehr, starb er an Krebs, eine Krankheit, die zu spät diagnostiziert wurde und für deren Behandlung seine deutsche Krankenversicherung nicht ausreichend war.