Köln

Irene Schwarz über die facettenreiche Welt von Peer Gynt

„Am 7. bis 9. August 2024 findet die Premiere von 'Peer Gynt' beim NN Theater Freiluftfestival statt, in dem die Schauspielerin Irene Schwarz die Herausforderungen der titelgebenden Figur, eines egozentrischen Lügner, beleuchtet und die Bedeutung der Suche nach Identität in unserer komplexen Gesellschaft thematisiert.“

Die Faszination von „Peer Gynt“ im Freiluftformat

Beim diesjährigen Freiluftfestival des NN Theaters, das vom 7. bis 9. August 2024 im Friedenspark stattfindet, wird die neue Inszenierung von Henrik Ibsens „Peer Gynt“ präsentiert. Das Werk erzählt die Geschichte eines Selbstsüchtigen, der aus einer prekären sozialen Situation fliehen möchte, indem er sich auf eine abenteuerliche Reise begibt. Im Gespräch mit Irene Schwarz, Schauspielerin und Mitgründerin des Theaters, wird deutlich, welche Themen und Herausforderungen in dieser Inszenierung im Vordergrund stehen.

Die Herausforderungen des Freilufttheaters

Ein Freilufttheater bringt einzigartige Bedürfnisse und Gegebenheiten mit sich, die die Inszenierung beeinflussen. „Draußen geht viel mehr als man denkt“, erklärt Schwarz. Im Vergleich zu geschlossenen Theaterräumen ist der Raum offen und weit, was die Zuschauer und die Schauspieler unmittelbarer verbindet. „Die Konzentration ist anders, und es bietet Raum für komplexe Situationen, auch leise Töne sind möglich“, so Schwarz weiter. Das Publikum sieht die Darsteller während der Aufführung, was die Möglichkeit zur Interaktion und zur emotionalen Verbindung eröffnet.

Ein Spiel mit Lügen und Identität

Die Hauptfigur Peer Gynt stellt durch seine Lügen und Identitätskrisen eine Vielzahl komplexer Themen dar. Schwarz verdeutlicht, dass die Auseinandersetzung mit der Lüge ein zentrales Motiv des Stücks ist. „Wir stellen uns die Frage, ob wir ohne Lüge leben können. Peer und seine Mutter erzählen Geschichten, um ihrer schweren Realität zu entfliehen“, erläutert sie. Die Frage nach der Wahrheit in Peer’s Erzählungen wird durch seine chaotischen und oft widersprüchlichen Entscheidungen verstärkt. Durch die Darstellung von Peer als vielschichtige Figur, die sowohl abstoßend als auch charmant erscheinen kann, fordert das Theaterpublikum dazu auf, eigene Urteile über ihn zu fällen.

Vielfalt der Darstellerinnen und deren Rollenwechsel

Das Ensemble besteht aus drei Schauspielerinnen, die nicht nur Peer Gynt, sondern auch zahlreiche Nebenfiguren spielen. Schwarz sieht hier eine interessante Dynamik, da die unterschiedlichen Generationen der Darstellerinnen den Charakter komplexer gestalten und den Fokus vom individuellen Urteil über Peer weglenken. Der kontinuierliche Rollenwechsel während der Aufführung sorgt für eine außergewöhnliche Steuerung des Tempos, da die Darstellerinnen in einem Zeitraum von eineinhalb Stunden agieren, ohne Pausen einzulegen.

Die Ambivalenz von „Peer Gynt“

Ein zentrales Thema in Ibsens Drama ist die Suche nach Identität. Das Stück beginnt in einem kleinen norwegischen Dorf und führt die Zuschauer über bizarre Stationen in Ländern wie Amerika und Ägypten ins Absurde. Die Figur Solveig, die ein Leben lang auf Peer wartet, wird in dieser Inszenierung neu interpretiert. Die Entscheidung, eine stärkere Präsenz der weiblichen Figuren zu schaffen, reflektiert die Komplexität der Erzählung und hinterfragt traditionelle Geschlechterrollen. „Wir wollten nicht immer wieder die gleiche Geschichte erzählen“, sagt die Schauspielerin.

Ein Blick in die Zukunft des Theaters

Schwarz verweist auf die Veränderungen, die das Theater in der heutigen Zeit durchläuft: „Das Publikum erwartet mehr als nur eine flache Unterhaltung.“ Die Verknüpfung von bedeutenden Themen, wie Identität, Lügen und zwischenmenschliche Beziehungen, wird in dieser Inszenierung durch eine kommunikative und flexible Bühnenästhetik unterstützt. „Wir bedienen unterschiedliche Genres, um die Geschichte zu erzählen“, erzählt sie begeistert. Diese Spielweise ermutigt die Zuschauer, über ihre eigenen Erfahrungen mit Wahrheit und Fiktion nachzudenken.

Insgesamt zeigt die Inszenierung von „Peer Gynt“ beim NN Theater nicht nur die Herausforderungen, die das Freiluftformat mit sich bringt, sondern auch die unendlichen Möglichkeiten, durch die kreative Gestaltung von Identitäten und Lügen die Zuschauer in den Bann zu ziehen.

NAG

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