Die finanzielle Situation der Kölner Kliniken ist alarmierend und spricht für eine tiefgreifende Herausforderung im Gesundheitswesen der Stadt. Die Betriebsratsvorsitzende, Heike Wolf, äußert ihr Verständnis für die jüngsten Sparmaßnahmen, die der Hauptausschuss des Stadtrates beschlossen hat. Das Ziel ist es, finanzielle Verluste zu reduzieren, um die Zukunft der städtischen Kliniken zu sichern. Wolf stellt fest: „Dass wir sparen müssen, ist vollkommen klar. Es geht nicht, dass alle sparen müssen, nur wir leben wie die Made im Speck.“
Wirtschaftliche Schieflage der Kliniken
Die Kölner Kliniken, die zu einhundert Prozent im Besitz der Stadt Köln sind, haben seit 2010 kontinuierlich Verluste gemacht, insgesamt über 450 Millionen Euro. Ein Bericht über die Stadtunternehmen beschreibt die Kliniken als in einer „erheblichen wirtschaftlichen Schieflage“. Angesichts von Verbindlichkeiten von über 478 Millionen Euro könnte die Zahlungsunfähigkeit drohen, wenn die Stadt nicht eingreift.
Politische Maßnahmen zur Stabilisierung
Politiker fordern eine dringende Reduzierung der Verluste, insbesondere in Anbetracht der angespannten Haushaltslage. Ein Verlust von 114 Millionen Euro ist für dieses Jahr im Wirtschaftsplan der Kliniken vorgesehen. Ab dem nächsten Jahr sollte dieser Betrag jährlich um mindestens zehn Millionen Euro gesenkt werden. Ziel ist es, die Kosten effizienter zu gestalten und ein stabiles wirtschaftliches Fundament für die Kliniken zu schaffen.
Strukturveränderungen in der Kliniklandschaft
Im Rahmen eines zukunftsorientierten Ansatzes plant die Stadt, die drei Standorte der Kliniken in Merheim zu bündeln. Dieses sogenannte Eins-plus-Null-Modell, das im letzten Jahr beschlossen wurde, sieht vor, dass bis 2026 die ersten Bereiche nach Merheim umziehen. Bis 2031 soll die Umstrukturierung vollständig umgesetzt sein.
Auswirkungen auf das Personal
Die angestrebten Einsparungen betreffen auch die Belegschaft. Das politische Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt plant, Personal abzubauen, möglichst durch natürliche Fluktuation, wobei betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden können. Wolf betont, dass sie sich für jeden Arbeitsplatz einsetzen will: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“
Herausforderungen des Klinikverbunds
Ein bisher gescheiterter Versuch der Oberbürgermeisterin Henriette Reker, einen Verbund zwischen den städtischen Kliniken und der Kölner Uniklinik zu etablieren, kompliziert die Situation. Trotz der angestrebten Synergien hat die Landesregierung bislang keine verbindlichen Informationen bereitgestellt. Grüne, CDU und Volt haben eine Frist gesetzt, die jedoch ohne Reaktion geblieben ist. Dieses Versäumnis zwingt die Stadt, unabhängig von einem möglichen Klinikverbund zu agieren.
Fazit und Ausblick
Die aktuelle Situation der Kölner Kliniken verdeutlicht die Notwendigkeit von Reformen im Gesundheitswesen, um eine nachhaltige Finanzierung zu gewährleisten. Die politischen Entscheidungen, strukturelle Anpassungen und die Integrität der Beschäftigten stehen im Vordergrund. Ob die geplanten Maßnahmen die erhoffte Entlastung bringen, bleibt abzuwarten. Es wird entscheidend sein, die Infrastruktur zu optimieren und gleichzeitig die Qualität der Patientenversorgung aufrechtzuerhalten.
– NAG