Köln

Kölner Straßenumbennenung: Neue Namen gegen koloniales Erbe

Die Stadt Köln fordert bis zum 31. August die Bürger auf, neue Namen für die Wissmannstraße und Gravenreuthstraße in Ehrenfeld vorzuschlagen, um die Ehrenung der Kolonialverbrecher Hermann von Wissmann und Karl Friedrich von Gravenreuth aufzuheben und ein Zeichen gegen koloniales Unrecht zu setzen.

Kölner Straßennamen: Ein Schritt in die Richtung der kolonialen Aufarbeitung

Die Stadt Köln befindet sich in einem entscheidenden Prozess der Auseinandersetzung mit ihrer kolonialen Vergangenheit. Konkret steht die Umbenennung der Wissmannstraße und der Gravenreuthstraße in Ehrenfeld auf der Tagesordnung. Diese Straßen sind nach Hermann von Wissmann und Karl Friedrich Freiherr von Gravenreuth benannt, zwei Männern, die für ihre Beteiligung an brutalen Kolonialverbrechen in Afrika bekannt sind. Ein Ansatz zur Auseinandersetzung dieser dunklen Kapitel ist die Einbeziehung der Kölner Bürgerschaft, die aktiv Vorschläge zur Neubenennung einbringen kann.

Öffentliche Beteiligung und Einbindung der Anwohner

Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hat entschieden, die Ehrung der beiden Offiziere nicht länger zu tolerieren und deren Namen aus dem Stadtbild zu tilgen. Im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung, die vom 15. bis 31. August stattfindet, können Kölner Bürger ihre Vorschläge und Kommentare über ein städtisches Beteiligungsportal oder per E-Mail einreichen. Die Stadt wird zudem den Anwohnern Informationen zukommen lassen, um eine breite Teilnahme zu fördern.

Historische Aufarbeitung und der Einfluss auf die Gesellschaft

Diese Umbenennung ist Teil eines größeren Projekts, das seit 2021 die Überprüfung von etwa 1200 Straßennamen in Köln vornimmt. Hierbei untersucht ein Historikerteam, inwiefern diese Namen mit kolonialen oder nationalsozialistischen Vergehen in Verbindung stehen. Der Historische Beirat hat bezüglich der beiden genannten Straßen die Umbenennung empfohlen und betont, dass die Namen für extensive koloniale Gewalt stehen.

Die dunkle Geschichte der Namensgeber

Hermann von Wissmann, ein preußischer Offizier, war bekannt für seine brutalen Taktiken während seiner Expeditionen in Afrika, darunter die Durchführung einer »verbrannten Erde«-Strategie. Diese beinhaltete Plünderungen, Brandschatzungen und Menschenrechtsverletzungen. Auf der anderen Seite war Karl Friedrich Freiherr von Gravenreuth als Kompanieführer an zahlreichen Kriegsverbrechen in Ostafrika beteiligt. Er nutzte Sklavenarbeit und initiierte Strafexpeditionen, die mit großem Blutvergießen einhergingen.

Ein Blick in die Zukunft: Weitere Straßen stehen zur Debatte

Die Stadt Köln beabsichtigt nicht nur, diese zwei Straßen umzubenennen, sondern auch andere, deren Namen in einem ähnlichen Kontext stehen. Im aktuellen Prozess wird bereits die Umbenennung der Lerschstraße empfohlen, die in Adele-Gerhard-Straße umbenannt werden soll. Vergangene Umbenennungen zeigen, dass Köln sich bereits seit geraumer Zeit mit den Folgen seiner kolonialen und nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzt.

Aufruf zur Einreichung von Vorschlägen

Kölner Bürger sind herzlich eingeladen, sich aktiv an diesem Wandel zu beteiligen. Namensvorschläge können bis zum 31. August 2023 an umbenennung-ehrenfeld@stadt-koeln.de gesendet werden. Diese regelmäßige Überprüfung und die Mitwirkung der Bürger ist ein wichtiger Schritt, um das öffentliche Bewusstsein über die Geschichte und die Würdigung von Personen, die mit Gewalt und Unrecht verbunden sind, zu schärfen.

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