„Mama, ich will ins Kloster eintreten.“ Das war der erste Satz, der Schwester Maria vor mehr als einem Jahrzehnt aus ihrem Mund kam. Mit 13 Jahren äußerte sie diesen tiefen Wunsch, Ordensschwester zu werden. In einer nicht-religiösen Umgebung aufgewachsen, begann sie während ihrer Firmvorbereitung, den Glauben intensiver zu hinterfragen. Dieser innere Drang, dem sogenannten „Ruf Gottes“ zu folgen, ließ sie nicht mehr los. Dennoch war es nicht leicht, ihre Entscheidung vollständig zu kommunizieren, da nicht alle Familienmitglieder sie sofort verstehen konnten.
Schwester Maria stellte schnell fest, dass ein Leben aus Glauben sie nicht nur erfüllte, sondern dass sie auch mehr wollte. „Ich hatte immer das Gefühl, mir fehlt noch etwas“, erinnert sie sich. Um diesen Weg zu erkunden, begleitete sie ihre Mutter, um verschiedene Klöster zu besuchen. Von Kloster zu Kloster ziehend, gab es viele Fragen und Unsicherheiten. Wie lebt man eigentlich im Kloster? Welcher Orden passt zu mir? Diese Erkundung flößte ihr allerdings auch Mut ein, besonders als sie 2017 das Benediktinerinnen-Kloster in Köln-Raderberg besuchte. Hier wusste sie sofort: Das ist der Ort, an dem sie sein möchte.
Der Eintritt ins Kloster
Ein Jahr nach ihrem ersten Besuch stand fest, dass Schwester Maria mit 19 Jahren in das Kloster eintreten wollte. Mit dem Satz „Mama, nächstes Jahr trete ich ins Kloster ein“ bereitete sie ihre Mutter auf den Abschied vor. Ihr ganzes Zimmer räumte sie nach und nach leer. „Ich wollte nicht, dass meine Mutter auf meinen Sachen bleibt.“ Es war ein emotionale Reise, die mit den Herausforderungen eines Neuanfangs verbunden war.
Der Tag ihrer Aufnahme ins Kloster blieb unvergesslich für sie. Am Morgen ließ sie ihren Haustürschlüssel absichtlich zu Hause. „Das war ein sehr komisches Gefühl, das habe ich sonst nie gemacht“, so Schwester Maria. In der Zeit des Postulats lebte sie ein halbes Jahr im Klosteralltag, ohne jedoch das Ordensgewand zu tragen. Danach begann das Noviziat, in dem sie ihren alten Namen ablegte und den Habit sowie einen weißen Schleier erhielt. Ihr neuer Name ist fortan Schwester Maria, und in diesem Moment erlebte sie ihre persönliche Erfüllung.
Der Alltag im Kloster
Schwester Marias Alltag beginnt früh: Um 5:30 Uhr steht sie auf, um um 6 Uhr das erste Gebet zu sprechen. Eine halbe Stunde später folgt die Bibelmeditation, gefolgt von der Heiligen Messe. Danach hat sie verschiedene Aufgaben zu erledigen, von der Verwaltung der Klosterfinanzen bis hin zur Mitarbeit am Klostergarten. Um 11:30 Uhr gibt es ein weiteres Gebet, und das Mittagessen folgt um 12 Uhr. Nach der Mittagspause kehrt sie an die Arbeit zurück, bevor der Tag mit der Vesper und dem Abendessen ausklingt. Um 19:45 Uhr endet ihr Tag in der Stille des Klosters.
Seit sechs Jahren gehört Schwester Maria nun zu dieser Gemeinschaft. Für sie ist das materielle Leben zweitrangig. „Materielles ist für mich nebensächlich, mein Glaube zeigt mir, dass es viel mehr im Leben gibt“, sagt sie. Dennoch gesteht sie, dass die vermissten Begegnungen mit ihren kroatischen Großeltern eine Herausforderung darstellten. Nachdem sie nach ihrem Klostereintritt dreieinhalb Jahre keinen Kontakt hatte, konnte sie Glücklicherweise wieder zu ihnen reisen.
Der Ruf Gottes hat Schwester Maria nicht losgelassen. Sie beschreibt den Moment ihres Ordenseintritts als „Erfüllung“ und empfindet ein starkes Gefühl des Ankommens in der Gemeinschaft. Auch die Vorbereitungen auf die ewige Profess, die besondere Bindung innerhalb der Gemeinschaft, gehören zu ihren aktuellen Herausforderungen, auf die sie sich freuen kann.
Neugier auf das Ordensleben
Schwester Maria ist stolz darauf, anderen Menschen im Kloster zu begegnen. Sie hat begonnen, Kurse zur benediktinischen Spiritualität zu geben und sich direkt um Besucher zu kümmern, die im Klostergarten mitarbeiten möchten. Sie betont die Wichtigkeit von Werte und Mitgefühl, die im Kloster vorherrschen. Dabei wünscht sie sich mehr Neugier für das Klosterleben aus der Gesellschaft. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute kommen und uns fragen, wie wir leben“, erklärt sie. „Jeder kann uns besuchen, unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit.“ Es ist diese offene Weltoffenheit, die sie als Ordensschwester repräsentiert.
Insgesamt gibt es viele Herausforderungen, die Schwester Maria auf ihrem Weg zu bewältigen hat, doch sie sieht dem positiv entgegen, bereit, die Bedeutung ihres Lebens und Glaubens in einer oft kritisch beäugten Institution zu teilen.
Die Bedeutung des Klosterlebens
Das Klosterleben spielt eine zentrale Rolle in der christlichen Tradition, insbesondere im Benediktinerorden, der auf die Regel des heiligen Benedikt von Nursia zurückgeht. Der Orden legt großen Wert auf Gemeinschaft, Gebet und Arbeit. Insbesondere die Mönche und Nonnen widmen sich einem Leben in Kontemplation und spiritueller Vertiefung, um Gott näher zu sein. Der Alltag im Kloster ist durch eine festgelegte Struktur geprägt, die häufig tägliche Gebetszeiten mit verschiedenen Aktivitäten verbindet, wie etwa Arbeiten im Garten oder Dienstleistungen in der Gemeinde. Diese Lebensweise dient nicht nur der persönlichen Spiritualität, sondern unterstützt auch die Gemeinschaft und die Menschen, die das Kloster besuchen möchten.
Das Spirituelle und Soziale im Kloster
Die soziale Dimension des Klosterlebens ist ebenso wesentlich. Klöster bieten oft Rückzugsorte für Menschen, die seelischen Beistand suchen oder einfach nur Frieden finden wollen. In den letzten Jahren haben viele Klöster Programme entwickelt, die Menschen außerhalb ihrer Gemeinschaft einladen, sich einzubringen oder spirituelle Retreats anzubieten. Diese Veranstaltungen fördern die Begegnung zwischen Klostergemeinschaften und der breiten Öffentlichkeit und schaffen ein Bewusstsein für die positive Rolle, die diese Ordensgemeinschaften in der Gesellschaft spielen können. Das Benediktinerinnen-Kloster in Köln, in dem Schwester Maria lebt, ist da keine Ausnahme. Hier wird aktiv daran gearbeitet, Mitsprachemöglichkeit für Alle zu schaffen und eine Brücke zwischen dem Kloster und der Gesellschaft zu schlagen.
Herausforderungen und Chancen im Ordensleben
Trotz der positiven Aspekte des Klosterlebens sieht sich der Orden auch gewissen Herausforderungen gegenüber. In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, haben Klöster mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen zu kämpfen. Dies ist häufig auf gesellschaftliche Veränderungen, wie den Verlust der religiösen Bindung oder den Individualismus, zurückzuführen. Um damit umzugehen, gibt es Bestrebungen innerhalb der Ordensgemeinschaften, das Ordensleben neu zu gestalten und für jüngere Generationen attraktiver zu machen.
Statistische Entwicklungen im Klosterleben
Laut einer Umfrage der Deutschen Bischofskonferenz aus 2021 ist der Durchschnitt der Ordensschwestern in Deutschland über 75 Jahre, was die alternde Struktur in vielen Klöstern zeigt. Dennoch gibt es ermutigende Initiativen, um das Klosterleben ansprechender zu machen. Dazu zählen interaktive Programme und vor allem das Streben nach Offenheit gegenüber Interessierten, um ein neues, jüngeres Publikum zu gewinnen. Die Zahl derjenigen, die sich für einen Einblick in das Klosterleben interessieren, steigt langsam, was Hoffnung für die Zukunft der Ordensgemeinschaften weckt.
Sie können weitere Informationen zu religiösen Gemeinschaften und deren Entwicklung auf der Webseite der Deutschen Bischofskonferenz finden.