KulturStuttgart

30 Jahre Henkersfest: Ein Blick auf die düstere Geschichte des Wilhelmsplatzes

Vom 31. Juli bis 3. August feiert das Henkersfest am Wilhelmsplatz in Stuttgart, einem historischen Ort blutiger Hinrichtungen, sein 30-jähriges Bestehen mit Live-Musik lokaler Bands und einem besonderen Fokus auf die Erinnerungen an die grausame Vergangenheit.

Der Wilhelmsplatz in Stuttgart hat eine faszinierende und zugleich düstere Geschichte. Diese Besonderheit wird nicht nur von Historikern geschätzt, sondern auch durch das alljährliche Henkersfest gewürdigt, das vom 31. Juli bis zum 3. August gefeiert wird. Dieses Jahr markiert das Festival seinen 30. Geburtstag. Es präsentiert ein Bild des Wandels: Von einem Ort historischer Grausamkeiten zu einem lebendigen Zentrum der Kulturszene.

Das Henkersfest: Ein Fest mit kulturellem Erbe

Das Henkersfest dient als bedeutende Plattform für lokale Bands. Gerade in einem Ort, der früher für seine hinrichtungswürdige Vergangenheit bekannt war, strahlt das Fest positiven Einfluss auf die Gemeinschaft aus. Es fördert nicht nur die lokale Musikszene, sondern zieht auch Besucher an, die sich für die Geschichte und Kultur der Stadt interessieren. Die Vorstellung, dass hier einst das blutige Handwerk der Scharfrichter betrieben wurde, steht in starkem Kontrast zu den lebhaften Salsa-Darbietungen, die in diesem Jahr auf dem Programm stehen. Zwei Tanzschulen laden die Besucher ein, aktiv am Fest teilzunehmen und sich zur Musik der Salsa-Bands „Forr’o Houseband“ und „Los Del Campo“ zu bewegen.

Ein Blick in die Vergangenheit

Die geschichtlichen Wurzeln des Wilhelmsplatzes sind tief und schmerzlich. Im Volksmund wurde die Hinrichtungsstätte, die sich einst außerhalb der Stadtmauern befand, als „Käs“ bezeichnet – benannt nach ihrer kreisförmigen Struktur. Zwischen 1581 und 1811 fanden dort grausame Hinrichtungen statt. Die letzte Vollstreckung fiel auf das Jahr 1811, bevor die Henker an einen anderen Ort verlagert wurden. Ein tragisches Beispiel ist der Fall des 16-jährigen Hans Jacob Weißschädel, dessen Vergehen als der Verstoß gegen moralische Normen und Sitten galt, was mit dem Verlust seines Lebens endete.

Ein Ort voller Geheimnisse

Abgesehen von seiner schaurigen Vergangenheit birgt der Wilhelmsplatz auch einige unbekannte Geheimnisse. Ein Bunker aus dem Jahr 1941 mit Platz für 450 Personen wurde an dieser Stelle erbaut, um während Luftangriffen Schutz zu bieten. Nach dem Krieg wurde dieser Raum in ein U-Hotel umgewandelt, das bis 1953 betrieben wurde. Die Übernachtungskosten waren weit weniger als heute und ermöglichten vielen Menschen eine Unterkunft in der Stadt.

Vom Blutvergießen zur Belebung

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Henkersfestes ist die Abkehr von der blutigen Geschichte des Wilhelmsplatzes hin zu einer Kultur des Feierns und der Gemeinschaft. Wie der Veranstalter, Michael Helmstädter, betont, ist es wichtig, das historische Erbe zu würdigen, gleichzeitig aber auch die positive Entwicklung dieses Ortes zu fördern. Die zahlreichen Stände mit kulinarischen Köstlichkeiten, die anlässlich des Festes aufgestellt werden, ziehen nicht nur Essensliebhaber an, sondern bieten auch eine Bühne für Gespräche und Interaktionen zwischen Einheimischen und Besuchern.

Schlussfolgerung

Das Henkersfest ist mehr als nur eine Rückbesinnung auf die dunklen Kapitel der Vergangenheit Stuttgarts. Es symbolisiert auch den Wandel zu einem Ort der Freude, des Feierns und der kulturellen Entfaltung. Indem die Stadtgeschichte und Kultur zusammenfinden, zeigt sich, wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen und einen Raum für das zukünftige gemeinsame Miteinander zu schaffen. Das Festival bietet jedem die Gelegenheit, sich aktiv einzubringen und die Geschichte des Wilhelmsplatzes neu zu interpretieren.

Veranstaltungsdetails

Das Henkersfest findet vom 31. Juli bis zum 3. August statt. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Freitag von 16 bis 1 Uhr, und am Samstag von 14 bis 1 Uhr.

NAG

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"