KulturWilhelmshaven

"65 Jahre Seemannsmission Wilhelmshaven: Ein ehrlicher Blick auf ehrenamtliches Engagement"

Die Seemannsmission Wilhelmshaven feierte ihr 65-jähriges Bestehen im Wattenmeerhaus, gewürdigt von Ehrengast Elke Büdenbender, die das wichtige Engagement der Ehrenamtlichen für die oftmals isolierten Seeleute lobte.

Im Herzen von Wilhelmshaven, einer Stadt, die wie keine andere für die maritime Kultur steht, wurde die Seemannsmission zu einem bedeutenden Anlaufpunkt für Seeleute aus aller Welt. An diesem Wochenende wurde das 65-jährige Bestehen der Seemannsmission Wilhelmshaven mit einem festlichen Akt im Wattenmeerhaus gefeiert. Ein glanzvoller Anlass, der zahlreiche Gäste mobilisierte, darunter prominente Unterstützer wie die First Lady Elke Büdenbender.

Büdenbender, die Ehefrau des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ließ es sich nicht nehmen, persönliche Grüße und Anerkennung für die Ehrenamtlichen der Mission zu überbringen. „Das Ehrenamt zeichnet unser Land aus“, resümierte sie und hob die Herausforderungen hervor, denen sich Seeleute heutzutage gegenübersehen, die oft monatelang von ihren Familien getrennt sind und unter schwierigen Bedingungen zusammenarbeiten müssen. Die Seemannsmission bietet diesen Männern und Frauen nicht nur einen herzlichen Empfang im Hafen, sondern auch einen Rückzugsort im eigenen Haus.

Ehrenamtliches Engagement und Gemeinschaftsgeist

Diese Mission wäre jedoch ohne die bemerkenswerte Arbeit ihres Teams nicht möglich. Mit einem Kern von 18 ehrenamtlichen Helfern, ergänzt durch zehn Mitglieder im Sozialbeirat sowie Vorstands- und Büroangestellten, ist das Engagement in Wilhelmsaven breit gefächert. Der Vorsitzende Wilfrid Adam, der seit zwölf Jahren die Mission leitet, wurde mehrfach für seine herausragende Netzwerkarbeit gelobt. Die Teilnehmer des Festaktes betonten, wie wichtig es für die Seeleute ist, in Wilhelmshaven eine familiäre Atmosphäre zu erleben.

Die Seemannsmission versteht sich nicht nur als ein Ort des Willkommens, sondern auch als eine Stimme, die sich für bessere Arbeitsbedingungen der Seeleute einsetzt. Matthias Ristau, der Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission, erklärte, dass die verschiedenen Missionen in Deutschland aktiv an der Verbesserung der Lebensbedingungen der Seeleute arbeiten. Hier spielt die vor allem durch Piraterie und geopolitische Konflikte bedingte Unsicherheit eine große Rolle, die Oberbürgermeister Carsten Feist ansprach.

Die Kehrseite des Lebens auf See ist die ständige Gefahr, die die Seeleute bedroht. Daher ist die seelsorgliche Betreuung umso wichtiger. Seemannspastor Peter Sicking machte darauf aufmerksam, wie unumgänglich die Unterstützung bei Krankheit oder Unglücksfällen ist. Eine bedingungslose Hilfsbereitschaft ist am Standort Wilhelmshaven zu einem Grundpfeiler der Seemannsmission geworden.

Ein Ort der Verbindung und Solidarität

Das Fest wurde durch verschiedene Beiträge bereichert, die die persönliche Verbindung der Ehrenamtlichen zur Mission verdeutlichten. „Die Seemannsmission ist meine zweite Familie“, erzählte Angela Homuth, während Günter Kallweit sein eigenes Engagement erst nach seiner Pensionierung entdeckte. Solche Geschichten zeugen von der tiefen Verbundenheit und der Soli­darität der Gemeinschaft, die oft über kulturelle und nationale Grenzen hinweggeht.

Der Festakt war nicht nur eine Feier des Bestehens der Seemannsmission, sondern auch eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, den Seeleuten ein Gefühl von Heimat, auch fernab des Landes, zu geben. Diese Mission bietet nicht nur materielle Unterstützung, sondern auch emotionale Freiheit bei der großen Entbehrung, die das Leben auf See mit sich bringt.

Ein Blick in die Zukunft

Die Seemannsmission hat über 65 Jahre hinweg einen unverzichtbaren Beitrag geleistet und zeigt, wie stark das ehrenamtliche Engagement und die Solidarität in Zeiten globaler Herausforderungen sind. Angesichts der sich verändernden realen Bedingungen und der wachsenden Herausforderungen bleibt die Aufgabe, die Seeleute zu unterstützen und ihnen eine Stimme zu geben, weiterhin von größter Bedeutung.

Im Rahmen des Festakts wurde auch die wichtige Rolle der Seemannsmission im sozialen Gefüge Wilhelmshavens hervorgehoben. Diese Institution fungiert nicht nur als Rückzugsort für Seeleute, sondern auch als Schnittstelle zwischen verschiedenen Kulturen und Nationalitäten. In der heutigen globalisierten Welt sind die Besatzungen internationaler Schiffe oft heterogen zusammengesetzt, was eine besondere Herausforderung für das soziale Miteinander darstellen kann. Die Seemannsmission fördert den interkulturellen Austausch und ermöglicht den Seeleuten, auch außerhalb ihres Arbeitsumfelds soziale Kontakte zu knüpfen.

Die Seemannsmission bietet regelmäßig Veranstaltungen und Aktivitäten an, die auf die Bedürfnisse der Crewmitglieder zugeschnitten sind. Zu diesen Aktivitäten gehören zum Beispiel Freizeitangebote, Unterstützung bei der Kommunikation mit den Familien und auch Beratungsdienste. Dabei wird nicht nur auf die physische, sondern auch auf die psychische Gesundheit der Seeleute geachtet, was in Anbetracht ihrer oft belastenden Lebenssituation von großer Bedeutung ist.

Soziale und wirtschaftliche Bedeutung

Wilhelmshaven spielt als wichtiger Hafen in Deutschland eine bedeutende Rolle in der maritimen Wirtschaft. Die lokale Wirtschaft profitiert erheblich von den Aktivitäten der Seemannsmission, denn viele Seeleute bringen Einnahmen in Form von Tourismus und Dienstleistungen in die Stadt. Laut dem Statistischen Bundesamt trugen im Jahr 2022 rund 80 Millionen Euro zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Niedersachsens durch maritime Aktivitäten bei, was die Bedeutung des Segmentes unterstreicht.

Zudem arbeiten zahlreiche lokale Unternehmen eng mit der Seemannsmission zusammen, um die Seeleute während ihres Aufenthalts zu versorgen. Diese Kollaborationen stärken nicht nur die Gemeinschaft, sondern tragen auch dazu bei, die Belange der Seeleute in der Bevölkerung besser sichtbar zu machen. Die Seemannsmission arbeitet eng mit der Stadtverwaltung und anderen sozialen Diensten zusammen, um eine umfassende Unterstützung für Seeleute zu gewährleisten.

Ehrenamtliches Engagement und Herausforderungen

Das ehrenamtliche Engagement spielt eine zentrale Rolle für die Seemannsmission. Viele der freiwilligen Helfer sind selbst ehemalige Seeleute oder haben enge familiäre Beziehungen zur Schifffahrt. Diese persönlichen Erfahrungen ermöglichen es ihnen, ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, mit denen die Seeleute konfrontiert sind. Eines der großen Themen, die die Seemannsmission derzeit beschäftigen, sind die steigenden Anforderungen an die mentale Gesundheit der Seeleute. Lange Arbeitszeiten, Isolation auf See und die ungewisse Dauer der Einsätze können zu psychischen Belastungen führen, die oft ignoriert werden.

Wilfrid Adam, der langjährige Vorsitzende der Seemannsmission, hebt hervor, dass die Organisation nicht nur als Dienstleister fungiert, sondern auch als Anwalt für die Rechte der Seeleute. Das Team setzt sich aktiv für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ein, sowohl im Hafen als auch auf See. Dies geschieht unter anderem durch Kooperationen mit Gewerkschaften und internationalen Organisationen, die sich für die Rechte der Seeleute einsetzen.

Die Seemannsmission Wilhelmshaven steht damit als Beispiel für die Wichtigkeit von sozialem Engagement in der maritimen Gemeinschaft und die Notwendigkeit, die Belange der Seeleute in den Vordergrund zu stellen. Ihr Erfolg zeigt, wie durch gemeinschaftliches Handeln sowohl soziale als auch wirtschaftliche Herausforderungen bewältigt werden können.

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