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Nach El Mayos Festnahme: Steigende Gewalt und Rivalität im Sinaloa-Kartell

Die Festnahme von Ismael "El Mayo" Zambada am 25. Juli 2022 in Nuevo Mexiko hat zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den Fraktionen des Cártel de Sinaloa geführt, was die Drogenschmuggeloperationen in Mexiko destabilisieren und die Gewalt in der Region erheblich steigern könnte.

Der kürzliche Verhaftung von Ismael „El Mayo“ Zambada, einem der Hauptakteure des Cártel de Sinaloa, hat in der Unterwelt des Drogenhandels für Aufregung gesorgt. Am 25. Juli wurde Zambada in Nuevo México gefasst, was nicht nur seine eigene Position gefährdet, sondern auch die internen Spannungen innerhalb des Kartells angeheizt hat. Die Kluft zwischen den beiden Hauptfraktionen – der Mayiza, die Zambada loyal ist, und Los Chapitos, welche von den Söhnen des legendären Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán, Iván Archivaldo und Jesús Alfredo Guzmán Salazar, angeführt werden – weitet sich dramatisch aus.

Die Verhaftung hat die Rivalität zwischen diesen beiden Gruppen verschärft und die Gewalt in ihrer Umgebung erhöht. Obwohl in den Tagen nach Zambadas Festnahme die Mordrate zunächst zurückging, kam es am vergangenen Wochenende zu einer gewaltsamen Eskalation, bei der zehn Menschen getötet wurden. Zu den Opfern zählt Martín García Corrales, ein ehemaliger Vertrauter Zambadas, der mit einem hohen Kopfgeld von vier Millionen Dollar belegt war und als bedeutende Figur in laufenden Ermittlungen der DEA gilt.

Steigende Gewalt und Ressourcenengpass

Ein anhaltendes Problem könnte die bevorstehende Möglichkeit eines offenen Krieges zwischen den Fraktionen des Cártel darstellen. Analysten warnen, dass ein anhaltender Konflikt in Kombination mit einem ansteigenden Bedarf an Waffen und Schutzmaßnahmen die gesamten Operationen der Drogenhändler erheblich belasten könnte. Die Zunahme der Gewalt zwingt die rivalisierenden Gruppen dazu, mehr in die Sicherheit ihrer Territorien und Aktivitäten zu investieren. Dies führt nicht nur zu höheren Betriebskosten, sondern macht auch die Aktivitäten des Kartells sichtbarer, was mehr Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zieht.

Ein Hersteller synthetischer Drogen, der in einem von Zambadas Anhängern kontrollierten Gebiet nahe Culiacán arbeitet, äußerte sich besorgt über die erhöhte Militärpräsenz in der Region. „Es gibt jetzt viel mehr Regierung hier. Das macht mir Sorgen. Ich muss vorsichtiger sein“, sagte er. Andere Drogenhändler haben sich entschieden, Sinaloa zu verlassen, bis die Lage sich stabilisiert, aus Angst vor Repressionen oder Gewalt.

Für viele Drogenhändler bringt diese neue Unsicherheit eine spürbare Veränderung in den bisherigen Arbeitsmethoden mit sich. Einige versuchen bewusster, ihre Aktivitäten zu verschleiern, um nicht allzu sehr ins öffentliche und behördliche Licht zu geraten. Diese Taktik könnte kurzfristig das Risiko verringern, jedoch auch den Betrieb stören.

Deszentralisierung des Drogenhandels

Trotz der turbulenten Entwicklungen im Cártel de Sinaloa bleibt die Natur des Drogenhandels dezentralisiert. Fachleute weisen darauf hin, dass der Drogenfluss nicht unbedingt gestört werden muss, da es in Mexiko zahlreiche andere kriminelle Netzwerke gibt, die weiterhin aktiv sind. Besonders der Cártel Jalisco Nueva Generación (CJNG) könnte von den internen Konflikten des Sinaloa-Kartells profitieren und sich positionieren, um den Einfluss in der Region auszubauen.

Baja California. Diese Anmerkung verdeutlicht, dass die dynamischen Bedingungen des Drogenhandels nicht leicht zu beeinflussen sind, und dass die Händler bereits in der Lage sind, ihre Strategien anzupassen, um in einem sich ständig verändernden Umfeld zu überleben. Gleichzeitig gibt es Sorgen über eine potenzielle interne Fehde unter den Mitgliedern des Kartells, ausgelöst durch Verrat und Spannungen, die die aktuellen Machtverhältnisse herausfordern.

Die Rivalität und die Gewalt, die sich anbahnt, zeigt, wie fragil die Situation für alle Beteiligten ist. Die direkte Begegnung und die sich verändernden Dynamiken innerhalb des Cártels stellen nicht nur eine Herausforderung für die betroffenen Individuen dar, sondern signalisieren auch die ständige Unberechenbarkeit im Drogenhandel allgemein.

Ein Blick auf die inneren Konflikte

Einige Drogenhändler sind besorgt, dass der Verrat von Joaquín Guzmán López an Zambada die „Regeln“ des Drogenhandels verletzt hat und zu Chaos in den Reihen des Cártel führen könnte. „Was der Chapito gemacht hat, geht nicht in Ordnung […] Natürlich sind viele von uns verärgert“, sagte ein verdeckter Informant. Das zeigt die tiefe Loyalität und die ungeschriebenen Gesetze, die innerhalb dieser kriminellen Organisationen herrschen.

Verschiebungen im Drogenmarkt

Die Festnahme von Ismael “El Mayo” Zambada hat nicht nur die internen Strukturen des Cártel de Sinaloa durcheinandergebracht, sondern auch zu erheblichen Verschiebungen auf dem globalen Drogenmarkt geführt. Der Sinaloa-Kartell war lange Zeit einer der einflussreichsten Akteure im internationalen Drogenhandel, insbesondere in Bezug auf den Schmuggel von Fentanyl, Methamphetamin und anderen synthetischen Drogen in die USA.

Die Unsicherheit und die erhöhte Gewalt in Sinaloa können dazu führen, dass Drogenhändler die geografischen Routen und Strategien ändern müssen, um sich vor dem zunehmenden Druck der Behörden und internen rivalisierenden Gruppen zu schützen. Laut der Drug Enforcement Administration (DEA) ist eine der größten Herausforderungen im Drogenhandel die Anpassungsfähigkeit der Kartelle in Zeiten der Unsicherheit. In der Vergangenheit haben Kartelle häufig Netzwerke ausgebaut oder neue Routen entwickelt, um die eingeschränkten Arbeitsbedingungen zu umgehen und weiterhin ihre Produkte zu vertreiben.

Politische und gesellschaftliche Kontexte

Die Festnahme von El Mayo Zambada kommt in einer Zeit, in der Mexiko mit einer beispiellosen Welle von Gewalt und Kriminalität konfrontiert ist. Die Regierung unter Präsident Andrés Manuel López Obrador hat das Ziel, die Gewalt zu verringern und den Drogenhandel zu bekämpfen, sieht sich jedoch zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Eine weitverbreitete Kritik an der Strategie der Regierung ist, dass sie nicht ausreichend funktioniert und die Gewalt in den betroffenen Regionen weiter zunimmt.

Zusätzlich zu den politischen Herausforderungen sind auch gesellschaftliche Faktoren von Bedeutung. Die durch den Drogenhandel verursachten wirtschaftlichen Bedingungen in vielen Teilen Mexikos sind katastrophal. Viele lokale Gemeinschaften sind auf den Drogenhandel angewiesen, um zu überleben, da traditionelle Einkommensquellen oft nicht ausreichen. Diese sozialen Dynamiken komplizieren die Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden weiter, öffentliche Sicherheit und Rechtordnung in den betroffenen Gebieten aufrechtzuerhalten.

Aktuelle Statistiken zur Drogenkriminalität

Laut Berichten des mexikanischen Sekretariats für Innere Sicherheit und Bevölkerungsschutz gab es im Jahr 2022 eine alarmierende Steigerung der Mordrate, insbesondere in den von Drogenkartellen beherrschten Regionen. Im Jahr 2022 wurden in Mexiko insgesamt 30.000 Morde registriert, was einem Anstieg von rund 5 % im Vergleich zu 2021 entspricht. Ein Großteil dieser Gewalt steht im Zusammenhang mit den Kämpfen zwischen verschiedenen Drogenkartellen, einschließlich dem Cártel de Sinaloa und dem Cártel Jalisco Nueva Generación (CJNG).

Zusätzlich zu den Mordzahlen zeigen Umfragen, dass das Vertrauen der mexikanischen Bevölkerung in die Regierung und ihre Fähigkeit, die Drogenproblematik zu bekämpfen, seit Jahren abgenommen hat. Eine Umfrage des Nationalen Instituts für Statistiken und Geographie (INEGI) ergab, dass 73% der Befragten der Meinung sind, dass die Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Kriminalität nicht wirksam sind. Diese Daten verdeutlichen die Komplexität und Dringlichkeit der Situation, mit der Mexiko konfrontiert ist.

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