Im abgelegenen Bergkamen, wo einst das Hotel am Nordberg ein pulsierendes Leben beherbergte, ist die Situation für die letzten verbliebenen Mieter alles andere als erfreulich. Während das ehemalige Hotel größtenteils leer steht und sich in ein Mädcheninternat umwandelt, kämpfen die verbleibenden Mieter mit unzumutbaren Bedingungen, die selbst den Alltag zur Herausforderung machen.
Eine der letzten Mieterinnen, Claudia Greiz (Name geändert), hat es besonders schwer. Mit ihrer Familie ist sie in eine 55 Quadratmeter große Wohnung zu ihrer Tochter gezogen, während die 26-jährige Tochter Greiz‘ ihren Platz in der ehemaligen 120 Quadratmeter großen Wohnung am Nordberg behält. Dort ist jedoch kein normales Leben mehr möglich: „Wenn sie waschen oder duschen will, kommt sie zu uns“, beschreibt Greiz die absurde Situation.
Unhaltbare Wohnverhältnisse
Die etwas nostalgische Erinnerung an die Wohnverhältnisse vor einigen Jahren wird schnell von der Realität eingeholt. Als sie vor rund zehn Jahren in das Haus ein zog, fühlte sich Greiz wohl. Doch 2017 wurde das Gebäude von einem neuen Eigentümer, der Europäischen Moscheebau- und Unterstützungsgemeinschaft (EMUG) aus Köln, verkauft, was den Beginn eines schleichenden Verfalls einläutete, der bis heute anhält. Mit der Vision, ein Internat einzurichten, scheinen die Umbaumaßnahmen allerdings die letzte Priorität zu haben.
Die Probleme sind dabei vielseitig: In den vergangenen Jahren gab es in der Wohnung immer wieder Wasserschäden, die durch Wände und Decken drangen. Im Winter funktionierte die Zentralheizung nicht richtig, und trotz Nachtspeicheröfen war die Isolierung der Heizungsrohre so schlecht, dass die Räume kaum warm wurden. „So kriegen Sie die Wohnung niemals warm“, erklärt Greiz frustriert. Doch die schlimmste Herausforderung ist noch nicht vorbei. Seit zwei Monaten hat die Familie keinen Strom mehr.
„Laut GSW müsste der Vermieter die Stromzähler erneuern“, schildert sie die missliche Lage. Doch auf wiederholte Beschwerden reagiert die EMUG nicht. Selbst eine schriftliche Anfrage an die EMUG blieb ohne Antwort. Dies zeigt ein besorgniserregendes Bild der Vernachlässigung und offenbar auch der Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnissen der wenigen verbleibenden Mieter.
Ein Gebäude im Zustand des Verfalls
Die restlichen Ressourcen des im Hintergrund stehenden Gebäudes sind anscheinend auf dem Rückzug. Die Santander-Bank schloss ihre Filiale bereits 2015 im Erdgeschoss, und auch die Gastronomieräume im Keller sind längst ungenutzt. Der Leerstand hat sich zu einem sichtbaren Zeichen für den Wandel des ehemaligen Hotels entwickelt. Laut der Stadt Bergkamen werden die Hotelzimmer umgebaut, um den neuen Bewohnerinnen des Internats Platz zu bieten.
Die Verzweiflung um Claudia Greiz und ihrer Familie ist symptomatisch für das, was früher als harmonisches Wohnen galt, nun aber in eine ungewisse Zukunft abdriftet. Während der Umbau des Gebäudes zwar fortschreitet, scheint das Schicksal von Greiz und den wenigen anderen Mietern in der Schwebe zu hängen. Immer wieder zieht sie den Schluss, dass die EMUG offenbar auch sie und ihre Familie vergraulen möchte. „Die anderen Mieter sind nach und nach ausgezogen, unter den gegebenen Umständen ist das auch verständlich“, bemerkt sie.
Die städtischen Behörden könnten bald in die Situation eingreifen müssen, wenn sich die Lebensverhältnisse für die verbliebenen Mieter nicht schnell 개선. In der Zwischenzeit bleibt die Notlage der Greiz-Familie ein mahnendes Zeichen für die Herausforderungen und die Verantwortung, die mit der Vermietung solcher Immobilien verbunden sind. Wo einst Menschen ein Zuhause fanden, droht nun, in der Stille des Leerstands, das vernachlässigte Erbe einer Gemeinschaft zu verfallen.