Die bevorstehende Versteigerung eines historischen Gotteshauses in Hettstedt wirft nicht nur Fragen zur Zukunft der Immobilienentwicklung auf, sondern spiegelt auch die Herausforderungen wider, mit denen Gemeinden in strukturschwachen Regionen konfrontiert sind. Die Sächsische Grundstücksauktionen AG hat die neogotische Kirche Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria als eines der Hauptstücke für die Herbst-Auktionen 2024 ausgewählt, die am 30. August in Leipzig stattfinden werden.
Wandel der kirchlichen Landschaft
Die Kirche wurde 1894 eingeweiht, nachdem die Kirche aus der Not heraus entstand, den Katholiken des industriell geprägten Harzvorlandes einen eigenen Ort der Versammlung zu bieten. Die Entwicklung dieser religiösen Räumlichkeit war über die Jahre eng mit der Geschichte der Region verbunden. Durch den Rückgang der Gläubigen und die damit verbundene Profanierung im Jahr 2020 steht das Kirchengebäude heute jedoch vor einer ungewissen Zukunft.
Ein aufwändiges Erbe
Die Kirche befindet sich auf einem Grundstück von rund 4.963 Quadratmetern und ist vor allem für ihre charmante Architektur bekannt. Zu den besonderen Merkmalen zählen Holzfenster, darunter farbige Spitzbogenfenster. Der Katalog der Auktion beschreibt das Gebäude als in gepflegtem Zustand, weist jedoch auf einen massiven Sanierungs- und Modernisierungsbedarf hin. Diese Tatsache macht deutlich, dass die potenziellen Käufer vor einer erheblichen Herausforderung stehen, sollten sie sich für eine Umnutzung entscheiden.
Pfarrer äußert sich zur Situation
In einem Interview erklärte Pfarrer Stefan Hansch, der eine persönliche Verbindung zur Kirche hat, dass die Versteigerung ein „schmerzlich, aber notwendiger“ Schritt sei. Trotz der tiefen Verwurzelung der Kirche in der Gemeinde sei es nicht gelungen, in den vergangenen Jahren ein tragfähiges Nutzungskonzept zu entwickeln. Der Rückgang der katholischen Gläubigen in Sachsen-Anhalt macht es der Gemeinde schwer, das kirchliche Erbe aufrechtzuerhalten.
Ein Blick in die Zukunft
Obwohl eine neue Nutzung der Kirche möglicherweise mit viel Aufwand verbunden ist, bietet die Versteigerung auch die Chance, neuen Wind in die Gemeinde zu bringen. Die Beschränkungen im Grundbuch, die gewerbliche Nutzungen ausschließen, könnten dazu beitragen, den spirituellen Charakter des Gebäudes zu bewahren und dennoch innovative Nutzungsideen zu entwickeln, die der Gemeinschaft zugutekommen.
Schlussfolgerung und Ausblick
Die Versteigerung der Kirche und des angrenzenden Pfarrhauses wird am 30. August in Leipzig stattfinden, mit einem Mindestgebot von 149.000 Euro. Dieses Ereignis steht symbolisch für einen Wandel in der Nutzung und Wertschätzung von historischen Religionsstätten in Deutschland. Der Ausgang der Auktion wird zeigen, ob das Gebäude einen neuen Zweck findet, der es der Gemeinde ermöglicht, den kulturellen und historischen Wert dieser Institution zu bewahren.
– NAG