Im beginnenden 20. Jahrhundert träumten die Menschen von einem zeitgemäßen Volksbad. Dies führte dazu, dass zwischen 1922 und 1924 eine Gemeinde in Leipzig das Ökobad Lindenthal errichtete, das am 29. Juni 1924 feierlich eröffnet wurde. Diese Neuerung war ein bedeutender Schritt in der Stadtentwicklung und spiegelt den damaligen Zeitgeist wider.
Das Bad entwickelte sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt für die Bürger. Ausgestattet mit einer 50-Meter-Wettkampfbahn, Sprungtürmen in verschiedenen Höhen sowie einem einladenden Planschbecken und einem Sandstrand, gab es für alle Altersgruppen etwas zu erleben. Selbst eine Schankwirtschaft sorgte für das leibliche Wohl der Besucher. Im Jahr 1936 wurde das Areal weiter verbessert, indem die Gemeinde einen Hochsitz für den Bademeister errichtete, um die Sicherheit der Badegäste zu gewährleisten.
Die Herausforderungen über die Jahre
Nach der Wende erlebte das Bad zwar weiterhin großen Zuspruch, jedoch wurde der Verfall in den 1970er Jahren immer offensichtlicher. Trotz eines Großinvestitionsprogramms im Jahr 1992, das unter anderem den Bau einer 40-Meter-Großwasserrutsche, neuer Saunen, Toiletten und Umkleidekabinen umfasste, reichten die Maßnahmen nicht aus, um das Bad aufrechtzuerhalten. 1995 wurde das Bad schließlich geschlossen, was viele enttäuschte, die mit schönen Erinnerungen an sonnige Tage am Wasser zurückblickten.
Auch wenn das Ökobad Lindenthal seine Pforten schloss, blieb das Thema Industriekultur in Leipzig lebendig. Der Industriekultur Leipzig e.V. hat sich dieser Sache mit Engagement verschrieben. Er bietet Führungen und Vorträge an, um das Wissen über die Industriegeschichte und -kultur zu verbreiten. Einmal im Jahr wird das Industrie | Kultur | Festival organisiert, eine Veranstaltung, die Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Filmvorführungen vereint. Es ist ein Schaufenster der vielfältigen Industriekultur in und um Leipzig, und die „Tage der Industriekultur“ laden dazu ein, diese spannende Epoche weiter zu erkunden.
Das Heideland des Ökobads, obwohl nun stillgelegt, bleibt ein Teil der Geschichte Leipzigs. Die Erzählungen von großem Spaß und Gemeinschaft, die an diesen Orten stattfanden, sind wichtig und rufen in Erinnerung, wie sich die Bedürfnisse und Wünsche der Menschen über die Jahre verändert haben. Die Entwicklung von den öffentlich zugänglichen Bädern hin zu Freizeitangeboten und Kulturevents zeigt, dass der Menschen stets vielfältige Formen der Erholung und des Zusammenkommens suchen.
Immer wieder wird bei Veranstaltungen des Industriekultur Leipzig e.V. die tiefgreifende Verbindung zwischen historischem Erbe und der modernen Lebensweise der Menschen in Leipzig thematisiert. Vieles hat sich geändert, aber das Bedürfnis nach Gemeinschaft und kulturellem Austausch bleibt bestehen. Die Webseite der Initiative unter www.industriekultur-leipzig.de liefert Informationen über künftige Veranstaltungen, die gewünscht sind, um den Bürgern die Phänomene der Industriekultur näherzubringen.