Leipzig

Zoo Leipzig kämpft um den Feldhamster – Ein Aufruf zum Artenschutz

Im Zoo Leipzig wird seit 2021 ein Artenschutzprojekt für den bedrohten Feldhamster unter der Leitung von Biologe Thomas Liebenstein gestartet, um diese Schlüsselart für das Ökosystem wieder aufzupäppeln und dem Rückgang ihrer Population aufgrund von Flächenversiegelung und Klimawandel entgegenzuwirken, wobei bereits 2024 erste Erfolge durch die Auswilderung erzielt wurden.

Im Zoo Leipzig bahnt sich eine einzigartige Initiative an, die einen entscheidenden Beitrag zur Rettung einer vom Aussterben bedrohten Tierart leistet. Der MDR-Podcast „Elefant, Tiger & Co.“, der im Rahmen der beliebten Zoo-Sendung läuft, widmet sich in einer speziellen Folge der Mission des Zoos, insbesondere dem Schutz des Feldhamsters. Dieser kleine Nager, der einst als Plage galt, hat in den letzten Jahren dramatisch an Population verloren und gehört heute zu den gefährdetsten Tieren in Deutschland.

Durch den Podcast, moderiert von Dirk Hentze, erhalten Zuhörer einen intensiven Einblick in die Arbeitsweise der Zoo-Mitarbeiter. Mit einer eindringlichen Ansprache begann Hentze die Episode im Gondwanaland und schilderte die ernüchternde Situation des Feldhamsters: „Heute geht es um ein Tier, das nicht exotisch, aber doch exotisch werden könnte.“ Zusammen mit Thomas Liebenstein, einem Biologen und Artenschutzprojektmanager, wird die Dringlichkeit der Situation deutlich, in der sich diese Tierart befindet.

Die Rolle des Feldhamsters im Ökosystem

Liebenstein erläutert, dass Feldhamster eine essentielle Funktion in ihrem Lebensraum einnehmen. Ihre tiefen Baue helfen nicht nur bei der Belüftung des Bodens, sondern sie fördern auch die Wasserdurchlässigkeit. Diese natürlichen Aktivitäten der Feldhamster tragen maßgeblich zur Biodiversität in der Landwirtschaft und der Natur bei. „Wiesen und Felder, die feldhamsterfreundlich bewirtschaftet werden, bieten Lebensraum für viele Insekten und Vögel“, erklärt Liebenstein. Die Rückkehr des Feldhamsters könnte also nicht nur für ihn selbst, sondern für das gesamte Ökosystem von Vorteil sein.

Die drastische Abnahme der Feldhamsterpopulation, die inzwischen nur noch auf etwa 10.000 bis 15.000 Individuen geschätzt wird, hat viele Ursachen. Vor allem die Flächenversiegelung durch Urbanisierung und der Klimawandel haben zu diesem alarmierenden Rückgang geführt. Zum Beispiel zwingt die ansteigende Temperatur in den Sommermonaten die Tiere, sich an veränderte Lebensbedingungen anzupassen, was ihre Fortpflanzung und damit das Überleben der Art gefährdet.

Die Bemühungen im Artenschutz

Im Mai 2024 wird ein Meilenstein im Artenschutz des Zoos Leipzig erwartet — die geplante Auswilderung der ersten Nachzuchten von Feldhamstern. Eine Wildkamera wird voraussichtlich bald das erste Aufeinandertreffen mit den neu geborenen Jungtieren dokumentieren; ein Ereignis, auf das Liebenstein sichtlich stolz ist. Um die Zucht zu unterstützen, wurde 2022 eine spezielle Zuchtstation eingerichtet, die zentrale Bedeutung für das Überleben der Art hat.

Trotz der vielversprechenden Entwicklungen stehen die Artenschützer vor gewaltigen Herausforderungen. Kritische Stimmen aus der Bevölkerung hinterfragen den Nutzen des Projekts und fordern mehr Transparenz und Informationen. Doch die Mitarbeiter des Artenschutzprojekts zeigen sich unbeeindruckt von den Zweifeln und bleiben motiviert: „Ich bin total Feuer und Flamme für diese Arbeit“, sagt Liebenstein entschlossen und beweist damit, wie wichtig ihr Engagement für die Umwelt ist.

Ausblick auf die Zukunft des Feldhamsters

Der Schutz des Feldhamsters im Zoo Leipzig steht exemplarisch für die anhaltenden Schwierigkeiten im Artenschutz in Zeiten des Klimawandels. Während die Zuchtprogramme und Auswildungsprojekte weiter voranschreiten, ist es unabdingbar, dass auch Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels gefunden werden. Die anhaltende Unterstützung durch die Öffentlichkeit und Bildung über die Bedeutung von Arten wie dem Feldhamster könnten entscheidend für die Zukunft dieser Tiere sein. Jedes kleine Engagement und jede einzelne Stimme kann helfen, ein Bewusstsein für den natürlichen Lebensraum und den Schutz bedrohter Arten zu schaffen. Der Zoo Leipzig beweist, dass lokale Initiativen einen globalen Unterschied machen können, wenn sie sich den Schwierigkeiten mit Entschlossenheit und Innovation stellen.

Die Rolle der Zuchtstation im Artenschutz

Die Zuchtstation für Feldhamster im Zoo Leipzig wurde mit dem Ziel eingerichtet, die Population dieser bedrohten Art aktiv zu unterstützen. Im Jahr 2022 eröffnet, ermöglicht sie die kontrollierte Zucht und Nachzucht von Feldhamstern, die dann in geeignete Lebensräume ausgewildert werden können. Dies geschieht unter strengen wissenschaftlichen Auflagen und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Naturschutzorganisationen und Universitäten, um eine genetisch gesunde Population sicherzustellen.

Die Zuchtstation bietet darüber hinaus auch Bildungsprogramme für Schulklassen und Interessierte an, um das Bewusstsein für den Artenschutz zu schärfen. Durch diese Initiativen wird nicht nur wissenschaftliche Forschung betrieben, sondern auch die breite Öffentlichkeit für die Herausforderungen sensibilisiert, denen die Feldhamster gegenüberstehen.

Die Bedeutung der Biodiversität

Biodiversität spielt eine entscheidende Rolle für die Stabilität von Ökosystemen. Laut der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) ist eine hohe Artenvielfalt notwendig, um die Resilienz von Ökosystemen gegenüber Umweltveränderungen zu gewährleisten. Der Rückgang einer Art wie des Feldhamsters hat Folgewirkungen auf die gesamte Nahrungskette. Diese kleinen Nager sind nicht nur für die Bodenbearbeitung wichtig, sondern auch Nahrungsquelle für zahlreiche Raubtiere. Der Verlust dieser Art könnte daher nicht nur lokale Auswirkungen haben, sondern auch überregionale Veränderungen im Ökosystem nach sich ziehen. Der Zoo Leipzig geht proaktiv mit gezielten Artenschutzmaßnahmen auf diese Problematik ein, um die Biodiversität zu fördern und zu erhalten.

Um die Wichtigkeit der Biodiversität zu verdeutlichen, bezieht sich die Zuchtstation auf wissenschaftliche Daten, die den Zusammenhang zwischen dem Rückgang von Arten und der Zunahme von Umweltrisiken zeigen. Die Vernichtung von Lebensräumen, die Minimierung von genetischer Diversität und die Änderungen durch den Klimawandel gefährden viele Arten und somit auch den Menschen selbst.

Aktuelle Statistiken und Zahlen zur Bedrohung von Arten

Um die Dringlichkeit der Situation zu untermauern, zeigen aktuelle Daten des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), dass in Deutschland etwa 40% der heimischen Säugetierarten gefährdet sind. Insbesondere der Feldhamster ist als durch die Rote Liste der bedrohten Arten verzeichnet und benötigt gezielte Maßnahmen, um seine Population zu stabilisieren. Die geschätzte Anzahl der Feldhamster in Deutschland ist von über 200.000 Individuen in den 1970er Jahren auf nur noch etwa 10-15.000 gesunken. Diese alarmierenden Zahlen belegen den dringenden Handlungsbedarf im Artenschutz.

Zusätzliche Studien haben gezeigt, dass der Verlust von Arten in der Landwirtschaft besonders ausgeprägt ist, wobei intensives Agrarland und Flächenversiegelung die Hauptverursacher sind. Laut dem Deutschen Bauernverband sind gerade in den letzten 20 Jahren 50% der Feldhamsterpopulation verloren gegangen, was klar auf die Herausforderungen hinweist, mit denen Naturschutzprojekte wie die des Zoos Leipzig konfrontiert sind.

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