Die historische Briefkapelle in der Lübecker St.-Marien-Kirche hat nach anderthalb Jahren intensiver Sanierungsarbeiten endlich ihren glanzvollen Neubeginn erreicht. Am Freitag, den 27. September 2024, wird die Kapelle mit einer besonderen Abendmusik feierlich wiedereröffnet. Der musikalische Abend beginnt um 19 Uhr und verspricht, ein unvergessliches Erlebnis zu werden.
Musikliebhaber können sich auf die Darbietung der „Neun deutschen Arien“ von Georg Friedrich Händel freuen, die vor 300 Jahren, genau 1724, entstanden ist. Kirchenmusiker Johannes Unger betont, dass die Texte aus der Sammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“ von Barthold Heinrich Brockes stammen und die Schönheit der Natur als göttliches Geschenk beschreiben. Diese Musik ist nicht nur melodisch, sondern auch akustisch äußerst geeignet, um das Ambiente der frisch renovierten Briefkapelle zu unterstreichen. Unger wird an diesem Abend das Cembalo und die Orgel spielen, während Hartmut Becker am Violoncello, Manuela Mitterer an Flöte und Oboe sowie Erika Tandiono als Solo-Sopran zu hören sein werden.
Sanierung in mehreren Phasen
Die Blankheit der Kapelle war notwendig, damit die Bauarbeiten umfassend durchgeführt werden konnten. Es mussten nicht nur Risse im Mauerwerk geschlossen, sondern auch stark beschädigte Steine ausgetauscht werden. Feuchtigkeit und Salz hatten ihren Tribut gefordert. Die Entwicklung von Luftfeuchtigkeit innerhalb der Kapelle wurde während der gesamten Sanierung besonders berücksichtigt. Architektin Christine Johannsen erläutert, dass die Kapelle nun über eine verbesserte vertikale Abdichtung verfügt, um das Eindringen von Feuchtigkeit zu minimieren. Nach dieser Maßnahme reinigten Maler die Wände und Gewölbe und führten Restaurierungsarbeiten durch, um die Schönheit der historischen Kapelle wiederherzustellen.
Ein bemerkenswertes Detail sind die Kapitelle der Pfeiler, die verschiedene Darstellungen von Engeln und Fantasiegestalten wie einem Einhorn zeigen. Diese historischen Details wurden behutsam gereinigt und erhalten, was das Gesamtbild der Kapelle erheblich verbessert hat.
Die Finanzierung des ersten Bauabschnittes betrug eine Million Euro, die dank eines privaten Spenders ermöglicht wurde. Im Anschluss daran fand eine Grundreinigung der Bleiverglasung der Fenster statt, ergänzt durch neue äußere Schutzverglasungen. Auch die Fenster aus dem Jahr 1310, welche zu den ältesten Elementen der Kapelle gehören, erlebten eine behutsame Restaurierung. In der Endphase der Sanierung wurde zudem eine neue Beleuchtung im Innenraum installiert, um die Kapelle in einem strahlenden Licht erleuchten zu lassen.
Ein Zeichen für zukünftige Projekte
Die Sanierung der Briefkapelle dient zugleich als Generalprobe für die anstehenden Arbeiten an der St.-Marien-Kirche. Liane Kreuzer, die Leiterin der Bauabteilung des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, äußert sich dazu: „Wir haben viele wertvolle Erkenntnisse aus der Sanierung gewonnen, die wir für die gesamte Kirche anwenden werden.“ Pastorin Inga Meißner ergänzt, dass die Erfahrungen während dieser Bauphase enorm wichtig sind für zukünftige Projekte.
Eine neu gegründete Stiftung, 7Türme+, plant, sich für die Innenstadtkirchen in Lübeck einzusetzen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der St.-Marien-Kirche und dem Lübecker Dom, die vor umfangreichen Sanierungsarbeiten stehen. Die Gesamtkosten für die Sanierung der St.-Marien-Kirche belaufen sich auf 28 Millionen Euro, wobei aktuell eine Finanzierungslücke von etwa fünf Millionen Euro besteht. Es gibt Bestrebungen, diese Lücke schnell zu schließen, damit die notwendigen Renovierungsarbeiten zeitnah beginnen können.
Personen wie Kirchenmusiker Johannes Unger, Bauleiterin Liane Kreuzer, und Pastorin Inga Meißner haben vor Kurzem persönlich die Fortschritte begutachtet und sind voller Vorfreude auf die Wiedereröffnung der Briefkapelle.
Für weitere Informationen lohnt sich ein Besuch der Webseite der Stiftung 7Türme+ unter www.7tuerme-plus.de.