Magdeburg

Studie enthüllt: Hoher Lärm in Kitas belastet Erzieher stark

Die aktuelle Studie der Universität Magdeburg zeigt, dass der hohe Lärmpegel in überfüllten Kindertagesstätten eine erhebliche gesundheitliche Belastung für die 175 untersuchten Erzieherinnen darstellt, da unzureichende Lärmschutzmaßnahmen und große Gruppengrößen zu Stress und Erschöpfung führen, was sowohl für die Beschäftigten als auch für die Qualität der Betreuung von großer Bedeutung ist.

Die Belastung der Beschäftigten in Kindertagesstätten (Kitas) durch Lärm steht so hoch wie nie zuvor auf der Agenda der Fachwelt. Eine aktuelle Studie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gibt neue Einblicke in das Problem und zeigt, dass selbst wenn kollektive Normen den hohen Lärmpegel als „normal“ erachten, dies nicht die subjektiven Empfindungen der Erzieherinnen widerspiegelt.

Subjektive Belastungen im Fokus

Die Auswirkungen von Lärm auf das Wohlbefinden der Kita-Beschäftigten sind von zentraler Bedeutung. Laut der Magdeburger Studie stufen 95 Prozent der Erzieherinnen den Lärmpegel in ihren Einrichtungen als hoch ein. Das ist alarmierend, denn während viele Beschäftigte keine nachweisbaren Hörschäden aufwiesen, fühlten sich 39 Prozent mittel und 50 Prozent stark durch den Lärm beansprucht. Diese Diskrepanz zwischen objektiven Messungen und subjektiven Einschätzungen wirft Fragen auf: Wie wird das Lärmerlebnis im Alltag von den Mitarbeitenden wirklich wahrgenommen?

Überfüllung als Hauptproblem

Ein zentrales Anliegen, das in der Untersuchung hervorgehoben wird, ist die Gruppengröße der Kinder. Die Forscherinnen stellten fest, dass die hohen Lärmpegel in den Kitas, die zwischen 65 und 91 dB(A) lagen, nicht nur durch bauliche Aspekte wie unzureichende Sanierungen oder akustisch ungünstige Fußböden verursacht werden. Vielmehr stellte sich heraus, dass die große Anzahl der Kinder in den Gruppen entscheidend zur Lärmintensität beiträgt. In Zeiten knapper finanzieller und personeller Ressourcen bleibt jedoch abzuwarten, ob hier schnelle Lösungen gefunden werden können.

Gesundheitliche Implikationen für das Personal

Die gesundheitlichen Auswirkungen des hohen Lärmpegels sind nicht zu unterschätzen. Er führt nicht nur zu Stress und Erschöpfung, sondern kann auch langfristig das Wohlbefinden der Beschäftigten beeinträchtigen. Die subjektive Wahrnehmung von Lärm als Belastung ist ein Indikator dafür, dass Handlungsbedarf besteht. Obwohl keine akuten Hörschäden in der Mehrheit der Fälle festgestellt wurden, kann die ständige Geräuschkulisse dennoch zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Erzieherinnen führen.

Rechtliche Situation und pädagogische Sichtweise

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind eine weitere wichtige Facette. Kinderlärm wird in Deutschland oft als sozialadäquat akzeptiert, was bedeutet, dass Nachbarn sich an die Geräusche der Kitas gewöhnen müssen. Dies trifft auf teilweise auf eine tief verwurzelte pädagogische Auffassung, die lautes Spiel als Teil der kindlichen Entwicklung ansieht. Dabei könnte der hohe Lärmpegel in Kitas auf lange Sicht das Arbeitsumfeld und die Gesundheit der Beschäftigten gefährden, was auch die Erziehungsqualität beeinträchtigen kann.

Forderungen nach Lärmschutz

In Anbetracht der Ergebnisse der Magdeburger Studie fordern Fachleute dringend verbesserte Lärmschutzmaßnahmen. 73 Prozent der Erzieherinnen bewerten die aktuellen Maßnahmen als unzureichend und wünschen sich Veränderungen, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Planmäßige Sanierungsarbeiten könnten zwar helfen, die akustische Situation erheblich zu entschärfen, erforderlich ist jedoch auch ein Umdenken hinsichtlich der Gruppengrößen. Hier ist die Politik gefragt, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich die Situation nachhaltig verbessern kann.

Die künftige Ausgestaltung von Kitas muss die Balance zwischen der pädagogischen Förderung der Kinder und dem Wohlbefinden des Personals gewährleisten. Ein respektvoller Umgang mit beiden Aspekten wird entscheidend dafür sein, die Lärmbelastung für alle Betroffenen zu reduzieren.

NAG

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