Main-Kinzig-Kreis

Psychiatrische Notaufnahme in Hanau kämpft mit hoher Nachfrage

Die Psychiatrie am Klinikum Hanau unter der Leitung von Thomas Schillen reagiert auf die steigende Nachfrage nach ambulanten Behandlungen, die seit der Pandemie aufgrund eines Anstiegs von Depressionen und Angsterkrankungen gestiegen ist.

Im Klinikum Hanau gibt es eine spannende Entwicklung im Bereich der Psychiatrie. Thomas Schillen, der Leiter der psychiatrischen Abteilung, sieht sich mit einer bemerkenswerten Situation konfrontiert: „Wir haben im Moment mehr Anfragen als freie Stellen“, erklärt er. Dies klingt zunächst nach einer positiven Nachricht, doch dahinter verbirgt sich eine drängende Herausforderung, die viele Menschen betrifft. Die Nachfrage nach psychiatrischen Behandlungen ist in den letzten Jahren stark gestiegen, vor allem seit der COVID-19-Pandemie, die viele psychische Belastungen verstärkt hat.

Der Anstieg der psychischen Erkrankungen ist nicht zu übersehen. Laut Schillen leidet eine zunehmende Anzahl von Menschen unter Depressionen und Angsterkrankungen. Diese Trendwende ist alarmierend. In einer Zeit, in der psychische Gesundheit immer mehr in den Fokus rückt, zeigt sich ein eklatanter Mangel an Fachkräften. Der Main-Kinzig-Kreis hat lediglich 1,5 Stellen für niedergelassene Psychiater, was dazu führt, dass viele Patienten auf die Klinik in Hanau angewiesen sind. „Wir sind die psychiatrische Notaufnahme für Fälle von der Psychose bis hin zur Ehekrise“, beschreibt Schillen die breite Palette der Herausforderungen, mit denen das Team konfrontiert ist.

Hohe Auslastung in der Psychiatrie

Die Zahlen lassen keinen Raum für Optimismus: Die Auslastung der psychiatrischen Abteilung im Klinikum Hanau erreicht Höchststände. Bei einer so hohen Nachfrage müssen die vorhandenen Ressourcen optimal eingesetzt werden. Schillen betont, wie wichtig es ist, die Kapazitäten zu erweitern und den Patientinnen und Patienten gerecht zu werden. Trotz der Schwierigkeiten in der Personalsituation sieht er die Möglichkeit, die ambulante Behandlung zu verbessern.

Zudem wird die Schaffung zusätzlicher Stellen angestrebt, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Durch die Erweiterung der ambulanten Angebote möchte die Klinik darauf reagieren, dass immer mehr Menschen eine schnelle und unkomplizierte Hilfe benötigen. Schillen hebt hervor, wie entscheidend es ist, eine umfassende Versorgung zu gewährleisten, um beispielsweise langen Wartezeiten entgegenzuwirken. „Wir möchten auch denjenigen helfen, die nicht gleich stationär behandelt werden müssen“, sagt er.

Die Rolle der ambulanten Behandlungen

Ambulante Behandlungen gewinnen zunehmend an Bedeutung, besonders in so herausfordernden Zeiten. Die Klinik in Hanau hat dies erkannt und plant, ihr Angebot in diesem Bereich deutlich auszubauen. Patienten sollen Zugang zu Therapien haben, die nicht den Aufenthalt im Krankenhaus erfordern, was den Druck von der stationären Behandlung nimmt. Diese Maßnahme könnte helfen, dass mehr Menschen rechtzeitig Unterstützung erhalten, bevor ihre Probleme eskalieren.

Ein weiterer Aspekt ist die Sensibilisierung für psychische Erkrankungen in der Gesellschaft. Fehlentwicklungen in der psychiatrischen Versorgung können nur langfristig durch ein erhöhtes Bewusstsein und die Ausbildung von mehr Fachkräften behoben werden. Thomas Schillen fordert dazu auf, das Thema psychische Gesundheit offener zu besprechen und mehr Menschen anzusprechen, die eine Ausbildung im psychiatrischen Bereich anstreben.

Die Herausforderungen, mit denen die Psychiatrie im Klinikum Hanau konfrontiert ist, spiegeln einen zunehmenden gesellschaftlichen Trend wider. Der Anstieg von psychischen Erkrankungen wird nicht nur in Hanau, sondern auch regional und überregional beobachtet. Die Klinik ist sich dieser Problematik bewusst und arbeitet intensiv daran, die Versorgungslage zu verbessern und an die Bedürfnisse der Betroffenen anzupassen.

Ein Ausblick auf die Zukunft der psychiatrischen Versorgung

Der Weg zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung ist mit Herausforderungen gepflastert. Angesichts der wachsenden Zahl von Patienten und der nötigen Reaktionen auf diese Entwicklung ist das Klinikum Hanau in einer Schlüsselposition. Die Förderung der ambulanten Behandlung, der Aufbau eines stabilen Netzwerks von Fachkräften und die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für die Bedeutung der psychischen Gesundheit sind Maßnahmen, die den Weg markieren. Es ist von größter Bedeutung, dass die Gesellschaft die Notwendigkeit erkennt, diese Themen ernst zu nehmen und den nötigen Raum für die Behandlung psychischer Erkrankungen schafft.

Die Situation in der Psychiatrie ist nicht nur lokal, sondern auch national ein viel diskutiertes Thema. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit gibt es in Deutschland einen alarmierenden Mangel an Psychiatern und Psychotherapeut:innen. Vielen Menschen wird der Zugang zu psychiatrischer Versorgung erschwert, insbesondere in ländlichen Gebieten. Dies führt oft zu langen Wartezeiten und einer Überlastung der bestehenden Einrichtungen, was die Situation für Patienten und medizinisches Personal erschwert.

Die pandemiebedingte Zunahme psychischer Erkrankungen wird von verschiedenen Studien belegt. So stellte eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) fest, dass die Prävalenz von Angststörungen und Depressionen während der Covid-19-Pandemie deutlich angestiegen ist. Besonders betroffen sind jüngere Menschen sowie Frauen, die oft unter einem hohen Stresslevel leiden, wie eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung zeigt. Die intentionale Überlastung der Notaufnahmen ist eine direkte Folge dieser Entwicklung und erfordert ein Umdenken in der psychiatrischen Versorgung.

Der Einfluss von Stigmatisierung auf die Inanspruchnahme von psychiatrischen Dienstleistungen

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen. In vielen Gesellschaften herrscht immer noch ein Vorurteil gegenüber Menschen mit psychischen Problemen, was sie oft davon abhält, Hilfe zu suchen. Laut einer Umfrage der Deutschen Depression Hilfe war mehr als die Hälfte der Befragten der Ansicht, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Diese Stigmatisierung trägt dazu bei, dass Patienten erst in einem kritischen Zustand professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, was die Belastung der psychiatrischen Einrichtungen weiter verstärkt.

Zusätzlich hat die Bundesregierung im Jahr 2021 Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit angekündigt, um dieser wachsenden Krise zu begegnen. Dazu gehören unter anderem die Schaffung neuer Stellen im psychosozialen Bereich und die Stärkung der Ausbildung in der psychischen Gesundheit. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf akuter Behandlung, sondern auch auf präventiven Ansätzen, um psychische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Aktuelle Statistiken zur psychiatrischen Versorgung in Deutschland

Laut dem aktuellen Gesundheitsreport des AOK Bundesverbandes lässt sich feststellen, dass bereits 25% der Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung leiden. Eine hohe Inanspruchnahme von psychotherapeutischen Leistungen, die in den letzten Jahren um 20% gestiegen ist, illustriert den zunehmenden Bedarf an psychiatrischen Diensten. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur den bestehenden Fachkräftemangel, sondern auch die Notwendigkeit, die psychiatrische Versorgung in Deutschland zu verbessern, um den Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.

Angesichts der Unterstützung, die Fachkräfte wie Thomas Schillen leisten, benötigen viele Kliniken und Praxen dringend innovative Ansätze, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Innovative Modelle, wie Telemedizin für psychische Gesundheit, könnten beispielsweise helfen, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen, während gleichzeitig der Zugang zu psychologischer Unterstützung für Patienten verbessert werden könnte.

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