Im Jahr 1899 nahm eine bescheidene Reise ihren Anfang, als der Schießsport in der kleinen Schweinheimer Gastwirtschaft „Zur Traube“ stattfand. Die Verhältnisse waren damals alles andere als ideal, doch die Leidenschaft für das Schießen war stark genug, um diese bescheidenen Anfänge zu überstehen. Heute steht an derselben Stelle das größte Schießsport-Zentrum am Untermain, ein Ort, der nicht nur für die Schützen, sondern auch für die Allgemeinheit von großer Bedeutung ist.
In den 1920er Jahren blühte der Verein auf und verlegte seine Aktivitäten in ein neues Zuhause mit einem richtigen Schießplatz. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam das Vereinsleben abrupt zum Stillstand. Die schweren Zeiten der Nachkriegsjahre machten es nötig, dass der Verein 1954 in einer formellen Neugründung wiederbelebt wurde – eine Initiative, die sicherlich jeder der damaligen Mitglieder stolz erfüllt. Die Vereinsfahne war unter schwierigsten Bedingungen bewahrt worden, als Pfarrer Karl Umenhof sie durch seine klugen Maßnahmen über die Wirren der Nachkriegszeit rettete.
Wachstum und neue Möglichkeiten
Mit der Schaffung neuer Trainingsmöglichkeiten in den 1970er Jahren, als ein ehemaliger Steinbruch zum Schießgelände umfunktioniert wurde, expandierte der Verein weiter. Die US-Truppen, die damals den Steinbruch verwalteten, trugen zur Entwicklung eines attraktiven Geländes für zahlreiche Disziplinen bei. Der Verein investierte seither mehr als eine Million Euro in den Ausbau des Geländes, wobei der Löwenanteil auf Schall- und Umweltschutzmaßnahmen entfiel.
Dieses Engagement hat deutlich Früchte getragen: Polizeikräfte und Justizvollzugsbeamte nutzen diese hochmoderne Anlage regelmäßig. Auch die lokale Jägerschaft hat von den ausgezeichneten Bedingungen profitiert. Trotz gelegentlicher Beschwerden über Lautstärke hat sich die Unterstützung der Gemeinde für den Verein nie verringert. Der Vorsitzende Werner Schreck betonte, dass die Bedeutung des Schießsports für öffentliche Sicherheitsbelange oft nicht richtig erkannt wurde.
Sportliche Erfolge und Auszeichnungen
Im Kontext sportlicher Erfolge hat der Verein sich eindeutig in der Region positioniert. Von 303 unterfränkischen Vereinen hat der Schützenverein St. Sebastianus Aschaffenburg 1899 bereits 69-mal den ersten Platz bei verschiedenen Wettbewerben belegt. Unter den bayerischen Schützen, die insgesamt 480.000 Mitglieder umfassen, hat der Verein bereits 25 Mal einen Podestplatz erreicht. Besonders stolz ist man auf die Erfolge im Bogenschießen, wo gleich elf Deutsche Meistertitel gewonnen wurden, und auch im Kurzwaffensport gehört man zur Spitze.
Das bevorstehende Jubiläumsfest, das am 14. September beginnt, wird eine große Feierlichkeit mit vielen Highlights bieten. Die Eröffnung wird von Böllerschützen begleitet, gefolgt von einem bunten Programm, das Musik, einen Feldgottesdienst und sogar ein Oldtimer-Auto-Treffen umfasst. Kinder können Ponyreiten, und es wird eine Tombola veranstaltet. Die Festtage sind nicht nur eine Hommage an die Vergangenheit, sondern auch ein lebendiger Ausdruck der Gemeinschaft und Tradition.
Insgesamt spiegelt der Schützenverein St. Sebastianus die Entwicklung des Schießsports im Laufe der Jahre wider. Begonnen in einem bescheidenen Raum, hat er sich zu einem bedeutenden Zentrum entwickelt, das Athleten, Behörden und die Gesamtgemeinde zusammenbringt. Mit einer aktiven Mitgliedschaft von 650 und einem Jahresbeitrag von 95 Euro ist der Verein zugänglich für viele und bleibt ein wichtiger Bestandteil der lokalen Kultur.