Die Herausforderungen für Bahn-Mitarbeitende im Alltag
In den letzten Monaten hat sich die Situation für Mitarbeitende der Deutschen Bahn zunehmend verschärft. Ein wichtiges Thema ist der anhaltende Fachkräftemangel, der nicht nur in der Bahnbranche, sondern in vielen Sektoren zu beobachten ist. Eva Reuter, Betriebsseelsorgerin für den Bereich Rheinhessen im Bistum Mainz, spricht darüber, wie sich dieser Mangel auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirkt.
Stress und Überlastung in der Bahnbranche
Die Arbeitssituation ist für viele Beschäftigte belastend. Reuter erklärt, dass sich die Arbeitslast oft auf weniger Schultern verteilt, was zu einem Anstieg der Stresslevel führt. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die individuelle Leistungsfähigkeit, sondern kann auch zu internen Konflikten führen. „Auf Dauer geht es an die Substanz“, warnt sie. Die häufigsten Klagen von Mitarbeitenden umfassen Unzufriedenheit mit der eigenen Arbeitsbelastung und Frustration über die allgemeine Situation im Unternehmen.
Mangelnde Personalressourcen und emotionaler Druck
Gerade bei DB Cargo kam es jüngst zu Befürchtungen über Stellenstreichungen. Solche Unsicherheiten erzeugen zusätzlichen Stress. Wenn das Personal knapper wird und die Anzahl der Zugbegleiter pro Zug sinkt, verschärft sich die Situation. Die Mitarbeitenden sehen sich oft als „Prellbock“, wenn bei Verspätungen oder anderen Problemen die Emotionen der Reisenden ungefiltert an ihnen abgeladen werden. Diese Übergriffe können erhebliche psychische und körperliche Auswirkungen haben.
Die Rolle der Seelsorge
Inmitten dieser Herausforderungen spielt die Betriebsseelsorge eine wichtige Rolle. Sie bietet sich an, um Mitarbeitende in Krisen zu unterstützen und hilft zu erkennen, dass die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden an erster Stelle stehen sollten. Reuter betont: „Wir sind da und wir sehen eure Not“. Seelsorgerinnen und Seelsorger können bei der emotionalen Entlastung helfen, indem sie einen vertraulichen Raum für Gespräche bieten.
Ein Blick auf die Reisenden
Doch auch die Reisenden sind nicht frei von Stress. Reuter hat während ihrer eigenen Reisen mit der Deutschen Bahn oft das Gefühl wahrgenommen, dass Reisende unter Druck stehen. Ihre Empfehlung an die Passagiere: sich bewusst zu machen, dass es sich bei dem Mitarbeitenden vor ihnen um einen Menschen handelt, der auch Schwierigkeiten hat. Das Verständnis untereinander könnte viel zur Milderung der Situation beitragen.
Ausblick auf die Zukunft der Bahnhofseelsorge
Trotz der Herausforderungen gibt es Vorschläge, wie man die Seelsorge weiterentwickeln könnte. Ähnlich wie die Flughafenseelsorge könnte ein konkretes Angebot für Bahnhöfe geschaffen werden, wo Mitarbeitende Unterstützung erhalten können. Reuter sieht Potenziale, um einen Ort zu schaffen, an dem sich Mitarbeitende austauschen und ihre Belastungen loswerden können. Die Integration einer Bahnhofseelsorge könnte somit eine wertvolle Ergänzung zu bestehenden Angeboten darstellen.
Fazit
Die Unterstützung der Mitarbeitenden der Deutschen Bahn ist dringender denn je. Mehr Rücksichtnahme auf beiden Seiten – sowohl von Reisenden als auch vom Unternehmen – sowie die Schaffung sicherer Anlaufstellen und Unterstützungsangebote könnten helfen, die Belastungen zu minimieren. Die Bahnhofseelsorge könnte hier eine Schlüsselrolle spielen, um sowohl Mitarbeitenden als auch Reisenden Raum für Verständnis und Entlastung zu bieten.