In Marburg wird am 28. September zur Kidical Mass aufgerufen, einem Event, der darauf abzielt, die Sichtbarkeit von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehr zu erhöhen. Ab 11 Uhr beginnt die Veranstaltung am Elisabeth-Blochmann Platz. Ziel dieser Aktion ist es, auf die bedürfnisse junger Verkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen und darzulegen, welche Bedingungen notwendig sind, damit sie sicher und selbstständig am Verkehr teilnehmen können.
Aktuell stehen Städte und Gemeinden vor großen Herausforderungen, wenn sie kinderfreundliche Maßnahmen implementieren möchten. Oft ist es nicht einfach, Tempo 30 einzuführen oder baulich getrennte Radwege schaffen. Diese Maßnahmen erfordern aufwendige Begründungen und sind häufig nach dem bestehenden Straßenverkehrsrecht schlicht weg nicht erlaubt. Diese Hemmnisse machen deutlich, dass es dringend eine Reform des Straßenverkehrsrechts braucht.
Forderungen für ein neues Straßenverkehrsgesetz
Städte und Gemeinden müssen die Freiheit haben, Maßnahmen, die kinderfreundlich und fahrradfreundlich sind, nicht nur an Einzelstellen, sondern im gesamten Stadtgebiet umzusetzen. Hierzu zählen unter anderem:
- Geschützte oder baulich getrennte breite Radwege an Hauptverkehrsstraßen
- Geschützte Kreuzungen
- Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen binnen der Ortschaften
- Schulstraßen und Zonen ohne Autoverkehr
- Fahrradstraßen und Fahrrad-Zonen als umfassendes Netzwerk für sichere Schulwege
- Durchgangsverkehr in Wohngebieten untersagen
Die Umsetzung dieser Maßnahmen könnte den Verkehr für Kinder sicherer machen und die Lebensqualität für alle Bürger:innen in einer kinderfreundlichen, grünen Stadt erheblich steigern. Dies würde nicht nur Freiräume zum Spielen schaffen, sondern auch das soziale Miteinander aller Generationen fördern.
Für die Einführung dieser kinderfreundlichen Infrastruktur sind jedoch mehr Investitionen erforderlich. Dies beinhaltet nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch die Bereitstellung von qualifiziertem Personal, um die bestehenden Konzepte für sichere Rad- und Fußwege umzusetzen. Außerdem müssen konkrete Zielvorgaben für den Vorrang von Rad- und Fußverkehr aufgestellt werden, die die Kommunen dann umsetzen müssen.
Der Bundesverkehrsminister Wissing steht unter dem Druck, diese Reform des Straßenverkehrsrechts noch in diesem Jahr voranzutreiben. Im Rahmen der Überarbeitung des Gesetzes wird ihm auch empfohlen, frühzeitig den Dialog mit den Ländern zu suchen, um eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Vorschriften nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Praxis zu gewährleisten.