Marburg-Biedenkopf

Neue Unterkunft für Flüchtlinge in Marburg-Cappel: Anwohner äußern Bedenken

In Marburg soll in Kürze eine Unterkunft für bis zu 90 Flüchtlinge in einem Bürogebäude in Cappel eröffnet werden, um der steigenden Anzahl an geflüchteten Menschen gerecht zu werden und um humanitäre Hilfe zu leisten.

Marburg steht vor einer großen Herausforderung: Die Stadt bereitet die Eröffnung einer neuen Unterkunft für Flüchtlinge vor, die voraussichtlich in einem Bürogebäude in der Nähe der Beltershäuser Straße, konkret in der Raiffeisenstraße, eingerichtet wird. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines deutlichen Anstiegs der Flüchtlingszahlen und dem dringenden Bedarf an Wohnraum.

Dringender Bedarf an Unterkünften

Die Stadtverwaltung hat die Notwendigkeit bestätigt, geeignete Immobilien zu finden, um bis zu 90 Flüchtlinge unterzubringen. In einem ersten Schritt sollen etwa 60 Personen in der neuen Unterkunft Platz finden. Angesichts der Prognosen, die eine zunehmende Zahl von Geflüchteten bis Ende 2024 erwarten, wird auch eine Erweiterung der Kapazität um 30 Personen angestrebt. Marburg hat zwischen Januar und Juli 2024 bereits 160 Flüchtlinge aufgenommen, die hauptsächlich aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien, der Türkei und Russland stammen.

Wachsende Besorgnis in der Nachbarschaft

In der Nachbarschaft, insbesondere in Cappel, gibt es Bedenken hinsichtlich der neuen Unterkunft. Ein anonym verbreiteter Brief thematisiert „Fragen und Unklarheiten“ über die Einrichtung und nennt sogar Kontaktdaten von Verwaltungsmitarbeitern. Anwohner äußern Sorgen über mögliche gesellschaftliche Veränderungen und wünschen sich Informationen, um eine angemessene Integration in das Wohngebiet zu fördern. Diese Besorgnis erinnert an ähnliche Situationen aus dem Jahr 2023 in Ockershausen, wo die Integration bisher weitgehend reibungslos verlief.

Die Herausforderungen der Wohnraumvergabe

Die Zuteilung von Flüchtlingen erfolgt oft längerfristig, was die Suche nach angemessenem Wohnraum zusätzlich erschwert. Die Residenzpflicht in Gemeinschaftsunterkünften bleibt bis zur Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis bestehen, was bedeutet, dass viele Geflüchtete weiterhin auf die Unterstützung durch die Stadt angewiesen sind. Dabei stehen die Sozialarbeiter vor Herausforderungen, da das Betreuungskontingent zuletzt reduziert wurde und pro Fachkraft nur 25 Minuten für die individuelle Unterstützung eines Flüchtlings zur Verfügung stehen.

Hohe Aufnahmezahlen und Wohnungsmangel

Der Wohnungsmangel in Marburg ist eine der Hauptursachen für die Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Während in der Vergangenheit bereits etwa 690 Personen in städtischen Unterkünften lebten, ist die Zahl im ersten Quartal 2024 auf durchschnittlich 1.051 gestiegen. Trotz eines engagierten „Wohnungsmanagement“-Teams, das mit dem Landratsamt zusammenarbeitet, bleibt die Suche nach geeigneten Unterkünften eine Herausforderung.

Gemeinsame Verantwortung für Integration

Es ist evident, dass Marburg vor einer wichtigen Testphase steht, in der sowohl die Stadtverwaltung als auch die Bürger gefragt sind, um Integration zu fördern und die Herausforderungen des Wohnraummangels zu bewältigen. Während die Bundesregierung Strategien zur Steuerung der Zuwanderung entwickelt, bleibt die Frage, wie viele Flüchtlinge in Zukunft aufgenommen werden können, ungewiss. Zugleich fordert die Initiative „200 nach Marburg“, die sich für die freiwillige Aufnahme von Bootsflüchtlingen einsetzt, ein aktives Engagement der Kommune.

NAG

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