Mecklenburg-Vorpommern
Die V2-Rakete: Erinnerungsobjekt und Mahnmal in Peenemünde
06.08.2024, 14:16 Uhr
In Peenemünde wird zurzeit ein eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte ausgestellt: eine Installation, die aus Originalfragmenten einer V2-Rakete besteht. Mit dieser Großinstallation zielt das Historisch-Technische Museum (HTM) darauf ab, die Zerstörungskraft dieser gefährlichen Waffe und deren verheerenden Einsatz im Zweiten Weltkrieg zu verdeutlichen.
Ein tiefgründiger Blick auf die vergangene Gewalt
Die V2-Rakete, die als erste auf einer balistischen Flugbahn fliegende Rakete gilt, wurde ab 1944 vor allem gegen England und Belgien eingesetzt. Diese aggressive Anwendung von Technologie zeigt, wie Waffen nicht nur technische Errungenschaften sind, sondern auch moralische Fragen aufwerfen. Die Ausstellung in der historischen Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks erlaubt den Besuchern, die Brüche in der Geschichte nachzuvollziehen, die durch solche Waffen verursacht wurden.
Die Bedeutung der Ausstellung für die heutige Gesellschaft
Philipp Aumann, Kurator und wissenschaftlicher Leiter des HTM, beschreibt die Motivation hinter der Installation als einen Beitrag zur Erinnerungskultur. „Wir wollen vom Untergang dieses Projektes erzählen“, erklärt Aumann und hebt hervor, dass die Auswirkungen der V2-Waffe weit über den Krieg hinausreichten. „Unser Ziel ist es, die Aura der Vergänglichkeit dieser Objekte zu verdeutlichen und dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, darüber nachzudenken, was übrig bleibt, wenn der Krieg vorbei ist“, fügt er hinzu.
Ein Stück Geschichte in Fragmenten
Die Ausstellung zeigt rund 200 sorgfältig ausgewählte Fragmente, die von den vielen Testreihen und Entwicklungsstufen der V2 stammen. Ursprünglich bestand eine komplette V2-Rakete aus etwa 20.000 Teilen, die in der Region Peenemünde entwickelt und getestet wurden. Die verrosteten und verbogenen Objekte in der Ausstellung sind nicht nur Relikte einer dunklen Vergangenheit, sondern laden auch dazu ein, über die Rolle von Zwangsarbeitern nachzudenken, die entscheidend an den Herstellungsprozessen beteiligt waren.
Peenemünde: Ein historischer Schauplatz
Der Standort Peenemünde war von 1936 bis 1945 das größte militärische Forschungszentrum Europas. Auf einer Fläche von 25 Quadratkilometern arbeiteten bis zu 12.000 Menschen gleichzeitig an verschiedenen Waffentechnologien, die größtenteils für den gezielten Einsatz gegen die Zivilbevölkerung konzipiert waren. Die Ausstellung nimmt diesen historischen Kontext auf, um den Besuchern die gesamte Tragweite der Technologien näherzubringen, die dort entwickelt wurden.
Insgesamt bietet diese Ausstellung nicht nur eine Rückschau auf eine zerstörerische Technologie, sondern regt auch zur kritischen Auseinandersetzung mit den moralischen Implikationen von Militärtechnik an. Diese Reflexion ist besonders wichtig in Zeiten, in denen immer wieder technologische Fortschritte in Konflikten eingesetzt werden.