Meißen

Feuerland statt Holzlabyrinth: Radebeuler Weinfest erstrahlt neu

Das diesjährige Finale des Radebeuler Weinfestes, das vom 27. bis 29. September stattfindet, wird ohne das traditionelle Holzlabyrinth auskommen, da kein Einvernehmen mit dem Künstler Reinhard Zabka erzielt werden konnte; stattdessen werden die Dresdner Künstler Muriel Cornejo und César Olhagaray ein kreatives Kunstspektakel auf der Elbwiese gestalten, das die Besucher mit einbezieht und für ein unvergessliches Erlebnis sorgt.

In Radebeul bereitet man sich auf ein spannendes Wochenende vor, denn das diesjährige Herbst- und Weinfest verspricht ein außergewöhnliches Abschlussprogramm. Besonders auffällig wird dabei sein, dass das beliebte Holzlabyrinth, das in den vergangenen Jahren traditionell zum großen Finale in Flammen aufging, in diesem Jahr nicht aufgestellt wird. Dennoch müssen die Besucher keinesfalls auf ein spektakuläres Finale verzichten, denn der künstlerische Leiter Helmut Raeder hat kreative Ersatzideen umgesetzt.

Vom 27. bis 29. September 2023 steht die Elbwiese ganz im Zeichen des festlichen Geschehens. Anlässlich der 32. Auflage des Weinfestes wurde schnell klar, dass die Gespräche über das Holzlabyrinth zwischen dem Objektkünstler Reinhard Zabka und dem städtischen Kulturamt nicht zum gewünschten Ergebnis führten. Das fehlende Einvernehmen über die Finanzierung machte schnelles Handeln erforderlich, und so wandte sich Raeder an die Künstler Muriel Cornejo und César Olhagaray aus Dresden, die bereits in der Vergangenheit mit ihren fantasievollen Installationen in Radebeul auf sich aufmerksam gemacht hatten.

Ein Kunstspektakel auf der Elbwiese

Cornejo und Olhagaray, die beide chilenische Wurzeln haben, sind schon lange Teil der künstlerischen Landschaft Radebeuls. Sie haben zahlreiche Installationen für verschiedene Feste geschaffen, darunter den berühmten Figurenbaum für den Weihnachtsmarkt und auch verschiedene Beiträge zum Herbstfest. Ihre Werke sind geprägt von Farben und Formen, die das Publikum begeistern. In diesem Jahr gestalten sie eine beeindruckende Skulpturenlandschaft aus Pyramiden, die die Besucher auf der Elbwiese erleben können.

Helmut Raeder beschreibt die Zusammenarbeit mit dem Künstlerpaar als essenziellen Bestandteil der kulturellen Angebote in der Region. „Es ist nicht nur wichtig, dass neue Kunst in die Stadt kommt, sondern auch, dass die Kunst zugänglich und interaktiv ist“, erklärt er. Gemeinsam mit fünf weiteren Streetart-Künstlern wird das Kunstwerk während des Weinfestes von Jung und Alt bemalt. Diese Einladung zur kreativen Mitgestaltung soll den Gemeinschaftsgeist stärken und für ein belebendes Miteinander sorgen. Am Samstag werden zudem Tanzaufführungen stattfinden, bei denen lokale Gruppen und Breakdancer ihr Können zeigen.

Ein Finale mit Tradition und Wandel

Der Sonntagabend steht ganz im Zeichen des großen Finales. Während der Veranstaltung wird nicht nur der Gewinner des Internationalen Wandertheaterfestivals bekannt gegeben, auch die neu entstandene Kunstinstallation wird in den Mittelpunkt gerückt. Raeder, der aus gesundheitlichen Gründen seine Rolle als künstlerischer Leiter nach diesem Fest abgeben wird, kündigt einen besonderen Höhepunkt an: „Wir machen eine Opfergabe“, sagt er mit einem schalkhaften Lächeln, welches die Vorfreude auf diesen Abend widerspiegelt.

Das Thema des Finales lautet „Feuerland“. Das Künstlerpaar hat bereits 2003 an einem beeindruckenden Abschluss mit großen Puppen, die um ein Feuer tanzten, mitgewirkt. In den letzten Jahren war Reinhard Zabka, der Direktor des Lügenmuseums, für das Holzlabyrinth verantwortlich. Seine Bitte nach mehr finanziellen Mitteln stieß auf Schwierigkeiten, woraufhin das Kulturamt eine neue Lösung suchte, die in Cornejo und Olhagaray gefunden wurde. Ihre Werke haben sich seit Jahren als prägende Elemente der Radebeuler Festivitäten etabliert.

Radebeul blickt auf ein aufregendes Wochenende, das die Verbundenheit zur Kunst und die Gemeinschaft der Stadt in den Vordergrund stellt. Es bleibt abzuwarten, wie die Besucher auf die neuen Elemente des Weinfests reagieren werden, aber die Vorfreude ist mit Sicherheit schon jetzt zu spüren.

Die Zukunft der Radebeuler Festivitäten

Die Veränderungen im Ablauf des traditionellen Weinfestes könnten einen neuen Impuls für die kulturellen Veranstaltungen in Radebeul darstellen. Die interaktive und partizipative Gestaltung der Kunstwerke fördert nicht nur das kreative Potential der Gemeinschaft, sondern könnte auch eine neue Tradition begründen. So wird dieses Jahr das Weinfest nicht nur ein Fest des Weins und der Gastronomie, sondern auch ein Fest der Kreativität und des Miteinanders, das die Gäste auf eine ganz neue Art und Weise begeistert.

Historische Parallelen

Die Weinfeste in Radebeul haben eine lange Tradition, die bis in die frühe Nachkriegszeit zurückreicht. Damals wurden solche Feste, die ursprünglich zur Feier der Traubenernte ins Leben gerufen wurden, häufig genutzt, um Gemeinschaftsgefühl und lokale Kultur zu fördern. Ein bemerkenswerter Vergleich lässt sich zu den Weinfesten in den 1960er Jahren ziehen, die oft mit einem großen Feuerwerk und Feuerinstallationen gefeiert wurden. Ähnlich wie in diesem Jahr, als das traditionelle Holzlabyrinth für das Finale pausiert, gab es in der Vergangenheit immer wieder Wechsel in der Art und Weise, wie das Finale gestaltet wurde, oft aufgrund finanzieller oder logistischen Herausforderungen.

Ein weiteres Beispiel ist das Weihnachtsfest in Radebeul, wo ebenfalls kreative Installationen durch lokale Künstler vorgestellt werden. Diese Wechsel zeigen, dass die Verbindung zwischen Kunst und Festivalkultur fest im zeitgenössischen Radebeul verankert ist, auch wenn sich die Ausdrucksformen im Lauf der Jahre verändern.

Hintergrundinformation zur Stadt Radebeul

Radebeul, bekannt für seine Weinbaukultur, liegt direkt an der Elbe in Sachsen und ist Teil der Weinregion Sachsen. Die Stadt hat sich über die Jahre hinweg zu einem kulturellen Zentrum entwickelt, das nicht nur für seinen Wein, sondern auch für zahlreiche Feste und Veranstaltungen bekannt ist. Die besondere geografische Lage, umgeben von Weinbergen und der Elbe, bietet eine malerische Kulisse und zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern an.

Die Radebeuler Feste sind ein essentieller Bestandteil des kulturellen Lebens in der Stadt und fördern lokal agierende Künstler und Handwerker. Der Gemeinderat und lokale Kulturämter arbeiten zusammen, um diese Veranstaltungen zu unterstützen und weiterzuentwickeln, was auch in den jüngsten Herausforderungen mit der Finanzierung der Kunstprojekte sichtbar wird.

Aktuelle Statistiken und Daten

Die Stadt Radebeul erwartet für das diesjährige Herbst- und Weinfest etwa 50.000 Besucher. Diese Zahl spiegelt nicht nur das Interesse an regionalen Weinen wider, sondern auch die wachsende Popularität von Kunst- und Kulturveranstaltungen in der Region. Vor der Pandemie hatten die meisten Feste ähnliche Besucherzahlen, doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass immer mehr Menschen sich für die Kombination von Kultur und Kulinarik interessieren – ein Trend, der auch bei anderen Festivals in Sachsen zu beobachten ist.

Laut einer Umfrage zur Besucherzufriedenheit bei früheren Festen gaben über 75 % der Teilnehmer an, dass sie die künstlerischen Elemente und Darbietungen als einen der Hauptgründe für ihren Besuch ansehen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Kunstprojekten für den Erfolg solcher Veranstaltungen und die Notwendigkeit, weiterhin innovative und zugängliche Konzepte zu entwickeln.

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