Jahnatal/Stauchitz. In einem zunehmend komplexen bürokratischen System kämpfen Gustav und seine Eltern um eine gerechte Schülerbeförderung. Der Fünftklässler möchte einfach nur zur Schule gehen, wie seine Mitschüler, doch eine unglückliche Situation zwingt sie in einen Kampf gegen die Verwaltung.
Gustav hat sich gut in seiner neuen Umgebung an der Anne-Frank-Oberschule in Stauchitz eingelebt, nachdem die Ostrauer Mittelschule geschlossen wurde. Diese Veränderung war für viele Schüler der Gemeinde Jahnatal notwendig, um weiterhin Zugang zu einer guten Schulbildung zu erhalten. Die Schule hat sich sogar dazu entschlossen, einen zusätzlichen Klassenraum zu eröffnen, um der steigenden Zahl an Schülern gerecht zu werden. Insgesamt besuchen nun 69 Fünftklässler die Schule, wobei 25 aus der Gemeinde Jahnatal stammen.
Schülerbeförderung und bürokratische Hürden
Doch trotz aller positiven Entwicklungen im Bildungsbereich stellt sich eine große Herausforderung: Gustav wohnt im Ortsteil Dürrweitzschen, doch der Schulbus hält dort nicht. Die Familie hat alles versucht, um die zuständigen Ämter auf diese Problematik aufmerksam zu machen. „Wir haben seit Mitte Mai versucht, Hilfe zu bekommen, aber es scheint, als stößt man überall auf Widerstand. Niemand konnte uns bislang helfen“, erklärte Rico Herrmann, der Lebensgefährte von Gustavs Mutter, Cordula Lange.
Der tägliche Weg zur Schule ist für Gustav inzwischen eine Herausforderung. Morgens muss er zur Bushaltestelle in Lüttewitz oder Zschaitz gebracht werden, was langfristig für die Familie nicht tragbar ist. Noch komplizierter wird es am Nachmittag, wenn sowohl Herrmann als auch Lange berufstätig sind und niemand da ist, um Gustav abzuholen. „Bisher konnten wir es irgendwie manage, aber das ist nicht die langfristige Lösung, die wir uns wünschen“, fügte Herrmann hinzu.
Die Schulleiterin der Anne-Frank-Oberschule, Yvonne Naujoks, zeigt sich solidarisch mit Gustav und dessen Familie. Sie hat persönlich versucht, das Landratsamt Meißen auf die Situation aufmerksam zu machen, doch die Antwort war ernüchternd. Das Landratsamt beruft sich auf strikte Regeln und hebt hervor, dass eine Busreise nach Stauchitz zusätzliche Kosten und Umwege verursachen würde. „Es ist unverständlich, dass das Wohl der Kinder in diesen Entscheidungen nicht berücksichtigt wird“, klagte Naujoks.
Wer trägt die Verantwortung?
Die Zuständigkeiten sind dabei mehr als komplex. Der Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) ist für die Schülerbeförderung in bestimmten Landkreisen zuständig, aber nicht für die Route von Dürrweitzschen nach Stauchitz, da die Oberschule in einem anderen Landkreis liegt. ZVMS-Sprecher Falk Ester betonte, dass die Entscheidung, eine andere Schule zu besuchen, keinen Anspruch auf staatlich finanzierte Schülerbeförderung bewirkt, wenn die nächstgelegene Schule nicht gewählt wird.
Zusätzlich stellt der Landkreis Meißen ebenfalls keine Unterstützung in Aussicht. „Die örtlichen Bestimmungen besagen, dass nur für die nächstgelegene Schule ein Anspruch auf Beförderung besteht“, erklärte Anja Schmiedgen-Pietsch, Pressesprecherin des Landkreises Meißen.
In dieser verwirrenden Lage bleibt die Gemeinde Jahnatal nicht untätig. Bürgermeister Dirk Schilling lässt wissen, dass die Gemeinde alles in ihrer Macht Stehende unternimmt, um zu helfen. Gerade die Schließung der Ostrauer Mittelschule habe die Lücken im Schulsystem offenbart, und man sei seither bemüht, die Schüler bestmöglich zu unterstützen. „Wir haben bereits Vorschläge zur Verlegung der Bushaltestelle unterbreitet und sind bereit, organisatorische und finanzielle Ressourcen bereitzustellen“, verkündete Schilling optimistisch.
In Mügeln, einer benachbarten Gemeinde, hingegen scheint es besser zu laufen. Dort gibt es kein derartiges Problem mit der Schülerbeförderung. 15 Fünftklässler der Gemeinde Jahnatal besuchen die Goethe-Oberschule, und der Bürgermeister, Johannes Ecke, berichtet, dass die Stadt die Kosten für die Schülerbeförderung selbst trägt, um sicherzustellen, dass die Schüler problemlos zur Schule kommen. „Es ist wichtig, dass die Kinder sicher zur Schule gelangen, und wir tun alles, um diese Situation zu gewährleisten“, sagte Ecke.
Die Situation rund um Gustav und die bürokratischen Hürden, die seiner Bildung im Weg stehen, werfen eine Vielzahl von Fragen auf über die Verantwortung der verschiedenen Institutionen und die Realität der Schulwahl. Während oben genannte Behörden sich auf ihre Vorschriften berufen, stehen Familien wie die von Gustav vor der Herausforderung, einen Ausweg in einem System zu finden, das oftmals schwerfällig und wenig flexibel reagiert.