Eine spannende Entwicklung in der Bildungslandschaft der Region Amorbach fand im Jahr 1974 statt, als die neue Parzival-Hauptschule eröffnet wurde. Diese Entscheidung war das Resultat jahrelanger Bemühungen, die Schulstruktur zu modernisieren und gleichzeitig den Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Endes der 1960er-Jahre war der schulische Zustand in der Region alles andere als optimal. Sechzehn selbstständige Schulen mussten sich zu Schulverbänden zusammenschließen, was in vielen kleineren Gemeinden auf Widerstand stieß.
Die damalige Volksschule wurde geteilt in Grund- und Hauptschule, was bedeutete, dass die Schüler der Jahrgänge fünf bis neun in die neue Hauptschule ziehen mussten. Die Herausforderungen waren jedoch erheblich, da die bestehenden Räumlichkeiten nicht ausreichend waren. Im ersten Jahr war die Situation angespannt, denn im alten Volksschulgebäude standen nur zwölf Klassenzimmer zur Verfügung, von denen acht für die Grundschule reserviert waren.
Der Neubau der Parzival-Hauptschule
Die Lösung des Raumproblems kam in Form eines Neubaus, dessen Planung bereits 1970 angestoßen wurde. Im Oktober 1973 begannen die Bauarbeiten auf einem großzügigen Grundstück in den „Küchengärten“, direkt neben der Grundschule. Dank eines milden Winters und moderner Skelett-Fertigbauweise konnte das neue Schulgebäude in einer Rekordzeit von nur elf Monaten fertiggestellt werden. Es war ein wahrer Kraftakt, bei dem auch Schüler aktiv mithalfen, das Schulgebäude einzurichten.
Das 3,5 Millionen D-Mark teure Projekt wurde zum Schuljahresbeginn 1974/75 feierlich eröffnet. Mit Platz für 470 Schüler sollte die Parzival-Hauptschule ein neues Kapitel in der Bildungsgeschichte Amorbachs einläuten. Doch trotz der anfänglichen Freude über den Neubau traten bald die nächsten Probleme auf: Der Platz reichte nicht aus, um den Bedarf zu decken. Die Schule musste weiterhin Räumlichkeiten im angrenzenden Schneeberger Schulhaus und anderen Orten nutzen, um den steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden.
Ein Wandel der Zeit und der Lehrpläne
Über die Jahre erlebte die Parzival-Hauptschule zahlreiche Veränderungen. Der Bildungsbereich sah sich ständig im Wandel. Die Schule integrierte neue Lehrpläne, wandelt Fachräume um und reagierte auf die bildungspolitischen Entwicklungen. Aus einem Sprachlabor wurde ein Computerraum, und die Einrichtung wurde zum Teil des Mittlere-Reife-Zuges. 2010 war eine umfassende Renovierung notwendig, die dazu führte, dass die Schüler für ein Schuljahr in einem Containerdorf untergebracht werden mussten.
Nach der Renovierung im Jahr 2011 war das Schulhaus zwar modernisiert, aber das Problem der Raumnot war nie ganz gelöst. Trotz einer Investition von 3,8 Millionen Euro und einer Aufstockung des Gebäudes blieben die Räume weiterhin belegt. Die Prognosen des Schulamtes, die nur sieben Klassen im Jahr 2014 voraussagten, erwiesen sich als falsch. Stattdessen lag die Klassenzahl regelmäßig über zehn, was die Situation weiter verschärfte.
Zusätzlich hat die Beliebtheit der Parzival-Hauptschule zugenommen, sodass mittlerweile auch Schüler aus umliegenden Gemeinden wie Mudau oder aus anderen Verbänden die Schule besuchen. Dies könnte auch dem Engagement der Lehrkräfte zu verdanken sein, die stets dafür sorgen, dass jede Schülerin und jeder Schüler sich gut aufgehoben fühlt. Der familiäre Charakter der Schule spielt eine große Rolle für das Wohlbefinden aller Beteiligten.
Hinter dem Namen der Schule verbirgt sich eine tiefere Bedeutung. Die Wahl des Namens „Parzival“ ist nicht rein zufällig. Parzival, bekannt aus dem mittelalterlichen Epos von Wolfram von Eschenbach, symbolisiert die Entwicklung vom naiven Jüngling zum gebildeten Ritter. Dies spiegelt die Bildungsziele der Einrichtung wider: Schüler sollen zu verantwortungsbewussten und gebildeten Mitgliedern der Gesellschaft heranwachsen.