Mülheim an der Ruhr

Der Wiederaufbau der Liebfrauenkirche: Ein architektonisches Meisterwerk

Der Artikel beleuchtet den Wiederaufbau der stark beschädigten Liebfrauenkirche in Mülheim unter der Leitung des renommierten Architekten Rudolf Schwarz zwischen 1953 und 1955, der mit seiner modernen und innovativen Architektur einen wichtigen Beitrag zur postkriegszeitlichen Stadtgestaltung Kölns leistete und bis heute das Stadtbild prägt.

Die Liebfrauenkirche in Mülheim ist nicht nur ein bedeutendes religiöses Bauwerk, sondern auch ein Zeugnis der Stadtgeschichte Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach den Zerstörungen, die das katholische Gotteshaus durch Luftangriffe erlitten hatte, begann ein beeindruckender Wiederaufbau, der die Mülheimer Architekturlandschaft bis heute prägt.

Ein schweres Erbe: Die Zerstörung der Liebfrauenkirche

Die Kirche an der Regentenstraße war im Juli 1943 von Brandbomben getroffen worden, was den Verlust des Turmhelms und schwerwiegende Schäden im Inneren zur Folge hatte. Der Luftangriff am 28. Oktober 1944 trieb die Zerstörung weiter voran, sodass nur noch die Grundstrukturen wie das Langhaus, der Turm und die Seitenschiffe erhalten blieben. Zuvor, zwischen 1857 und 1864, war die Liebfrauenkirche unter der Leitung des Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner als neugotische Backstein-Basilika erbaut worden.

Der Wiederaufbau unter Rudolf Schwarz

Rudolf Schwarz, ein führender Kirchenbauer und Generalplaner für den Wiederaufbau Kölns, erhielt den Auftrag, die stark beschädigte Liebfrauenkirche wieder zu errichten. Zwischen 1953 und 1955 entwarf er einen modernen, lichtdurchfluteten Chorbau, der den Ostteil der Kirche ersetzte. Der innovative Einsatz von schlanken Betonstützen und einem zeltartigen Dachstuhl stellte eine Abkehr von traditionellen Bauweisen dar. Diese Neugestaltung verbindet Alt und Neu, ein Konzept, das in vielen Kölner Sakralbauten zu finden ist.

Die Bedeutung zweier Architekten

Die Architekten Rudolf und später seine Frau Maria Schwarz haben mit ihren Entwürfen die Mülheimer Stadtlandschaft nachhaltig beeinflusst. Maria Schwarz, die 1961 nach dem Tod ihres Mannes die Leitung übernahm, entwarf in den 1960er Jahren einen neuen achteckigen Turmhelm, der die Kirchenansicht signifikant veränderte und die Liebfrauenkirche wieder ins Zentrum des städtischen Geschehens rückte.

Ein Symbol der Rivalität zwischen Mülheim und Köln

Die außergewöhnliche Architektur des neuen Turmhelms, der mit 35 Metern über der Stadt thront, stellt nicht nur einen architektonischen Höhepunkt dar, sondern spiegelt auch die jahrhundertealte Rivalität zwischen den beiden Stadtteilen wider. Die Mülheimer suchten mit ihrem überragenden Turmhelm den Vergleich mit den berühmten Türmen des Kölner Doms, was eine klare Botschaft über die Identität und das Selbstbewusstsein der Stadt Mülheim aussendete.

Fazit: Architektur als gesellschaftlicher Ausdruck

Die Liebfrauenkirche ist mehr als nur ein Gotteshaus; sie ist ein Symbol der Überwindung von Zerstörung und ein Zeichen für den Wiederaufbau und die Identität von Mülheim. Die Arbeiten von Rudolf und Maria Schwarz zeigen, wie Architektur als Ausdruck der gesellschaftlichen Werte und Rivalitäten fungieren kann. Der Einfluss dieser Neubauten ist bis heute sichtbar und lässt die Liebfrauenkirche als prägendes Element im Stadtbild von Mülheim erscheinen.

NAG

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