In München erlebten Hunderttausende von begeisterten Fans im August ein unvergleichliches Erlebnis: einen ausgedehnten Konzertmarathon mit der britischen Sängerin Adele. Doch während die Freude der Besucher und der Gastronomie unübersehbar ist, wirbelt die Veranstaltung auch besorgte Stimmen von Klimaschützern auf. Inmitten der euphorischen Atmosphäre wird auf ein potenzielles „klimapolitisches Fiasko“ hingewiesen.
Adele, die selten auf Tournee geht – ihr letzter Auftritt in Europa liegt bereits sieben Jahre zurück – verwandelte das Messegelände in München mit einem speziell für diese Ereignisse entworfenen Pop-Up-Stadion, das sowohl optisch als auch funktional auf ihre Vorstellungen zugeschnitten war. Bei jedem der ausverkauften Shows fanden mehr als 70.000 Besucher Platz, und die Stadt profitierte nicht nur von den Ticketverkäufen, sondern auch von den Ausgaben der Gäste in Restaurants, Hotels und Geschäften.
Ausschlaggebend für die lokale Wirtschaft
Die Auswirkungen auf die Wirtschaft vor Ort sind beeindruckend. Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, berichtet, dass die Hotels in und um München eine enorme Nachfrage verzeichnen konnten. „Die Atmosphäre während der gesamten Konzerte war wie ein Sommermärchen“, erklärt sie. Es ist offensichtlich, dass die Gäste, die bereit waren, hohe Preise für die Tickets auszugeben, auch nicht geizig waren, wenn es darum ging, für Unterkunft und Gastronomie zu bezahlen.
Clemens Baumgärtner, Münchens Wirtschaftsreferent, hat die wirtschaftlichen Auswirkungen der Konzertreihe auf etwa eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, spricht von einer zusätzlichen Wertschöpfung in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Die Besucher blieben oftmals nicht nur für einen Tag in der Stadt und trugen somit zur Stärkung verschiedener Branchen bei.
Obwohl die Konzerte für die Stadt München von wirtschaftlichem Wert sind, stehen sie im Kontrast zu den Ängsten der Umweltschützer. Der EU-Klimapakt hat die Anreise der Konzertbesucher näher untersucht und alarmierende Zahlen präsentiert. Fast ein Viertel der Befragten reiste per Flugzeug an, was zu hohen Kohlendioxid-Emissionen führte.
Kritik an den Umweltauswirkungen
EU-Klimapakt-Botschafter Julian Vogels hat herausgefunden, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen pro Konzertbesucher 41,14 Kilogramm betragen, was einem Baum entspricht, der in drei Jahren so viel CO2 aus der Luft filtern kann. Zum Vergleich: Die Emissionen zur Sommertournee der Band AnnenMayKantereit lagen bei etwa 12,44 Kilogramm pro Person. Solche Zahlen zeigen die Belastung, die große Veranstaltungen auf das Klima haben können, insbesondere wenn sie in einem zentralen Ort stattfinden und internationaler Publikum anziehen.
Vogels wies darauf hin, dass eine Tournee in mehreren Städten oder Ländern die Anfahrt der Fans verringert hätte. Die mögliche Reduzierung der Anreiseentfernungen hätte dazu geführt, dass weniger Menschen auf das Flugzeug als Transportmittel angewiesen gewesen wären, was wiederum die CO2-Emissionen verringern könnte. Das hat zu der Einschätzung geführt, dass Adeles Entscheidung, einen zehnteiligen Konzertmarathon in München zu veranstalten, nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch hinsichtlich der Umweltbedenken fragwürdig ist.
Möglicherweise wird dieses Event als eine der letzten Gelegenheiten angesehen, Adele live zu erleben, da sie angekündigt hat, sich nach diesen Konzerten für eine unbestimmte Zeit zurückzuziehen. Doch nicht nur die Fans, sondern auch die Stadt München scheint den Wunsch zu hegen, solche groß angelegten Veranstaltungen regelmäßig durchführen zu können, trotz der drängenden Fragen zum Klimaschutz.