Die kommenden Olympischen Spiele in Paris 2024 werfen nicht nur ein Licht auf die großen Medaillenkandidaten, sondern offenbaren auch die Herausforderungen, vor denen das französische Männer-Judoteam steht. Während die Frauen mit Zuversicht auf die Wettkämpfe blicken, da sie eine starke Mannschaft formen konnten, bleibt das Männerteam hinter den Erwartungen zurück.
Ein schwieriges Erbe
Die Situation ist besonders spürbar, wenn man die Erfolge von Teddy Riner in Betracht zieht, der seit 2008 eine zentrale Figur im französischen Judo ist. Mit vier der insgesamt acht olympischen Medaillen des männlichen Judo-Teams in seiner Sammlung ist Riner nach wie vor der größte Hoffnungsträger. Doch ohne ihn wäre die Bilanz der französischen Männer sportlich äußerst schwach.
Wachsende globale Konkurrenz
Baptiste Leroy, der seit November 2022 als Trainer der Männer-Mannschaft tätig ist, sieht sich mit einer „stratosphärischen“ Konkurrenz konfrontiert. Die Erfolge der ehemaligen Sowjetstaaten im Judo haben den internationalen Wettbewerb verschärft. Diese Länder investieren erheblich in den Judosport und fördern ihre Talente, was die Stärke der französischen Kämpfer in Frage stellt. Leroy argumentiert, dass die finanziellen Mittel in Ost- und Zentralasien erheblich über denen der westlichen Länder liegen.
Ein neuer Kampfgeist gefordert
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die unterschiedliche Mentalität der Judokas aus diesen Ländern. Leroy merkt an, dass viele dieser Kämpfer, die oft unter schwierigeren Bedingungen aufgewachsen sind, mit einer anderen Einstellung in den Wettkampf gehen. In seinen Augen zeigt sich dies besonders in der aggressiven Herangehensweise ihrer Kämpfe. Während das französische Judo für seine technische Sauberkeit geschätzt wird, wird kritisiert, dass den Kämpfern die nötige Aggressivität und der physische Druck fehlen.
Strategien zur Verbesserung
Die Herausforderungen sind auch bei den jüngeren Kämpfern zu spüren. Judokas wie Luka Mkheidze, der bereits erste Erfolge auf internationalem Parkett gezeigt hat, könnten als Vorbild für die anderen Athleten dienen. Leroy und Frédérique Jossinet, die Vizepräsidentin der französischen Judoföderation, ermutigen dazu, den Trainingstil zu überdenken und zu adaptieren. Ihre Einschätzung zeigt, dass es notwendig ist, das französische Judo künftig offensiver und adaptiver zu gestalten, um im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu bleiben.
Ein Aufruf zur Veränderung
Im Hinblick auf die bevorstehenden Olympischen Spiele wird von den französischen Kämpfern nicht nur körperliche Fitness, sondern auch ein mentaler Wandel gefordert. Um auf dem Podium zu stehen, müssen sie ihre Techniken anpassen und mehrere herausragende Kämpfe durchführen. Es bleibt abzuwarten, ob die manschaftliche Einheit und die individuelle Leistung ausreichen werden, um mit den besten Kämpfern der Welt mithalten zu können.
Die Entwicklung des männlichen Judos in Frankreich steht also an einem Wendepunkt. Die olympischen Spiele 2024 könnten sowohl Herausforderung als auch Chance für das Team bedeuten, um sich neu zu definieren und den Anforderungen des internationalen Judo gerecht zu werden.
– NAG