München

Rätsel der Geschichte: Archäologie enthüllt Geheimnisse bei Oberschleißheim

Archäologen haben bei Oberschleißheim nördlich von München ein gut erhaltenes früh- bis hochmittelalterliches Dorf entdeckt, das bedeutende Bestattungen hochrangiger Personen in einer Kirche umfasst, was neue Erkenntnisse zur Geschichte der Region vor der Stadtgründung Münchens liefert.

Neue Erkenntnisse über die Frühgeschichte Münchens

Im Rahmen archäologischer Ausgrabungen im nördlichen Umland von München haben Wissenschaftler bedeutende Funde gemacht, die neue Perspektiven auf die Entstehungsgeschichte der Region eröffnen. In der Nähe von Oberschleißheim stießen Archäologen auf die Überreste eines vollständig ausgegrabenen früh- bis hochmittelalterlichen Dorfes, das als mutmaßliches Wagrain identifiziert wurde.

Wichtige Funde unter der Kirche

Besonders faszinierend sind die Entdeckungen innerhalb einer kleinen Kirche im Dorf, zu der unter anderem zwei außergewöhnliche Bestattungen gehören. Diese Art von Bestattungen war im frühen Mittelalter privilegiert und häufig hochrangigen Personen vorbehalten, was darauf hindeutet, dass die Gemeinde wohlhabende und einflussreiche Mitglieder hatte. Insgesamt wurden rund 20 Gräber in der Umgebung freigelegt, wobei sich unter dem Kirchenschiff Hinweise auf zwei weitere, bislang nicht untersuchte Gräber befinden.

Archäologische Arbeit und ihre Bedeutung

Die Funde sind nicht nur von historischer, sondern auch von kultureller Bedeutung. Sie werfen Fragen zu der Besiedlung der Region und den sozialen Strukturen im frühen Mittelalter auf. Zum Beispiel wird derzeit erforscht, warum die Siedlung um die Jahre 1300 aufgegeben wurde, während die nahegelegene Stadt München bereits eine bedeutende Bevölkerung zählte und sich zum städtischen Zentrum entwickelte.

Methoden der archäologischen Forschung

Die Ausgrabungen sind lediglich der Anfang eines umfassenderen Forschungsprozesses. Archäologen werden verschiedene anthropologische Methoden anwenden, um die Lebensweise der damaligen Bewohner genauer zu analysieren. Durch die Untersuchung von Skeletten können Erkenntnisse über Krankheiten und Wohnverhältnisse gewonnen werden, während Fundstücke aus Müllgruben Einblicke in die Ernährung der Menschen bieten. Die C-14-Datierung wird zudem die zeitliche Einordnung der gefundenen Materialien ermöglichen.

Ein Blick in die Vergangenheit

In Anbetracht der Bedeutung dieser Entdeckungen betonte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, dass solche Funde das bestehende Wissen über die mittelalterliche Geschichte umfassend erweitern. Insbesondere wird der Zusammenhang zwischen diesen neuen Erkenntnissen und der stadtgeschichtlichen Entwicklung Münchens deutlicher, da es nun Hinweise gibt, dass das Gebiet bereits vor der offiziellen Stadtergründung im Jahr 1158 lebhaft genutzt wurde. Diese Fakten fordern gängige Annahmen der Geschichtswissenschaft heraus und eröffnen neue Fragen zur Migration (Invasion) der Siedler.

Die bevorstehende Errichtung eines Neubaus für das Bundesamt für Strahlenschutz auf dem ehemaligen Dorfgelände wird voraussichtlich im November 2024 beginnen, jedoch bleibt abzuwarten, wie die neuen archäologischen Erkenntnisse das historische Bild der Region weiter verändern werden. Der Fund ist ein bedeutender Schritt in der Erforschung der frühmittelalterlichen Kulturen in Bayern und bietet Anknüpfungspunkte für künftige Forschungen.

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