London (dpa) – Die Musikwelt wird nicht nur durch die spektakulären Auftritte berühmter Bands geprägt, sondern auch durch die individuellen Geschichten ihrer Mitglieder. Pete Townshend, der talentierte Gitarrist und kreative Kopf der legendären Band The Who, hat jetzt ein neues Kapitel seiner Karriere aufgeschlagen, das einen Blick auf seine Solokünstlerlaufbahn wirft. Mit der Veröffentlichung des Boxsets «Live In Concert 1985-2001» wird ein Nachlass an Live-Mitschnitten zugänglich gemacht, die für Fans von Townshend und klassischer Rockmusik von Bedeutung sind.
Ein außergewöhnliches Projekt
Das Boxset besteht aus 14 CDs, die Live-Auftritte aus verschiedenen Phasen seines Schaffens zusammenfassen. Interessanterweise sind viele der enthaltenen Live-Alben seit Jahren nicht mehr erhältlich. Diese Werke wurden nun remastert und digitalisiert, um ein breiteres Publikum zu erreichen. «Ich hatte damit überhaupt nichts zu tun», äußert Townshend in einem Interview und gibt zu, dass er das Boxset erst kürzlich zum ersten Mal gesehen hat. Die Qualität und das Aussehen haben ihn überrascht, wenn auch die Relevanz physischer CDs in der heutigen Zeit hinterfragt wird.
Reflexion über die Bühnenpräsenz
Ein bemerkenswerter Aspekt seiner musikalischen Reise sind Townshends eigene Ansichten über Live-Auftritte. Trotz seiner beeindruckenden Bühnenpräsenz und des ikonischen Gitarrenspiels hat er zugegeben: «Ich bin nie gerne aufgetreten. Nie.» Während sein Bandkollege Roger Daltrey die Energie von Live-Shows stets lobt, empfindet Townshend das Bedürfnis zur Aufführung nicht als Bestätigung seines Talents. Er beschreibt seine Auftritte als merkwürüdisch und überraschend, da er nie das Gefühl der Freude beim Spielen vor Publikum verspürt hat.
Der Einfluss auf die Musikkultur
Das Boxset präsentiert nicht nur die Musik von Townshend, sondern reflektiert auch die Veränderungen in der Rockmusik der letzten Jahrzehnte. Die Aufnahmen aus der Brixton Academy in London, begleitet von Stars wie David Gilmour von Pink Floyd, gehören zu den Highlights. Ironischerweise waren die Konzerte dieser legendären Supergroup im Jahr 1985 nur mäßig besucht, was Townshend bis heute verwundert. Dieser Umstand wirft Fragen über die Dynamik und Vorlieben des Publikums während aufstrebender Rock-Jahre auf.
Solokarriere versus Banddynamik
In seinem Einfluss auf die Musikwelt spiegelt sich auch Townshends mentale Belastung wider. Seine Entscheidung, eine Solokarriere zu starten, war eine Reaktion auf Unzufriedenheit in der Band und persönliche Krisen. Er gesteht, dass er psychische Probleme hatte, die er „unter Alkohol“ verborgen hat. Trotz dieser Herausforderungen war es für ihn nie denkbar, als Solokünstler vollzeit zu arbeiten; sein Hauptfokus lag immer bei The Who.
Ein Blick in die Zukunft
Ob Townshend jemals wieder mit The Who auf Tournee gehen wird, bleibt vage. Momentan zieht er es vor, ohne Verpflichtungen zu arbeiten. Er genießt den kreativen Prozess und hat das Gefühl, dass ihm der Druck des Kommerziellen abgenommen wurde. «Ich habe aufgehört, kommerziell Musik zu machen, als ich Anfang 30 war», erklärt er, während er die Freiheit und Freude, Musik zu kreieren, schätzt.
Das Boxset «Live In Concert 1985-2001» könnte Fans und Musikhistoriker dazu anregen, die Wertigkeit der Live-Bühnenerlebnisse und deren Beitrag zur Rockmusik zu überdenken. Es ist eine Erinnerung daran, dass hinter dem Ruhm jedes Künstlers auch eine tiefere, oft komplexe Geschichte steht.
– NAG