Münster

„Pfalz reformiert: Abschied von der Weinkönigin – ein neuer Weg für den Weinbau“

In der Pfalz wird die traditionelle Weinkönigin nach Jahrzehnten abgeschafft, was zu kontroversen Debatten zwischen Politikern, ehemaligen Weinhoheiten und Befürwortern einer Erneuerung führt, während der Wettbewerb für den neuen Titel "PfalzWeinBotschafterin" im Oktober in Neustadt/Wstr. erstmals auch Männern offensteht.

In der renommierten Weinregion Pfalz hat eine grundlegende Entscheidung weitreichende Diskussionen ausgelöst: Die Tradition der Weinkönigin wird nach vielen Jahrzehnten abgeschafft und durch den Titel „PfalzWeinBotschafterin“ oder „PfalzWeinBotschafter“ ersetzt. Dieses Konzept spiegelt einen Wandel wider, der von vielen als dringend notwendig angesehen wird, während andere vehement für den Erhalt der bisherigen Tradition plädieren.

Neue Wege in der Weinwerbung

Die Entscheidung hat zum Ziel, die Weinregion Pfalz modern und zeitgemäß zu präsentieren. Die Umstellung von Kronen auf Anstecknadeln soll zeigen, dass die Wertschätzung nicht nur an traditionellen Symbolen festgemacht werden kann. Die Neuerung ist auch bemerkenswert, da der Wettbewerb nun erstmals auch Männern offen steht, was die Gleichstellung der Geschlechter in dieser traditionsreichen Branche unterstreicht.

Ein Blick auf die Herausforderungen

Boris Kranz, ein Vertreter des Vereins Pfalzwein, äußerte sich überrascht über die Intensität der Kritik, die oft persönlich und beleidigend war. „Einerseits möchte man als moderne Weinregion wahrgenommen werden, kettet sich andererseits aber an Traditionen“, bemerkte er. Diese Ambivalenz findet auch in der politischen Diskussion statt, wo einige Kommunalpolitiker, einschließlich Oberbürgermeister Marc Weigel von Neustadt, deutlich gemacht haben, dass sie diese Reform für ein falsches Zeichen halten. Weigel warnte: „Diese Reform führt zu einer Entwertung der Marke“ und betonte die Wichtigkeit des glamourösen Aspekts, der mit der Urheberschaft einer Weinkönigin verbunden ist.

Die Meinungen der Weinhoheiten

Eine Internet-Petition, die sich gegen die Abschaffung der Weinkönigin richtete, sammelte innerhalb von nur sechs Tagen etwa 5.000 Unterschriften. Zahlreiche ehemalige Weinhoheiten unterstützen die Petition unter dem Hashtag „kronezeigen“, um das einzigartige Erkennungsmerkmal des Amtes zu bewahren. Viele jüngere Winzerinnen und Winzer hingegen befürworten den Reformprozess und sehen in der Änderung eine Chance, die Weinregion frischer und ansprechender zu gestalten.

Ein bundesweiter Trend?

Während die Pfalz ihren eigenen Weg geht, hat das Deutsche Weininstitut in Rheinhessen beschlossen, die Benennung nicht zu übernehmen. Allerdings ist eine wichtige Änderung in den Richtlinien festzustellen: Auch Männer könnten zukünftig am Prozess zur Wahl der Deutschen Weinkönigin teilnehmen, sofern sie zuvor eine lokale Wahl gewinnen. Momentan bleibt die Pfalz das einzige Weinanbaugebiet in Deutschland, das den Titel Weinkönigin abgeschafft hat, obwohl insgesamt vier Gebiete männlichen Kandidaten die Möglichkeit eröffnet haben, sich zu bewerben.

Die Diskussion über die Veränderungen in der Pfälzer Weinkultur zeigt, dass Tradition und Modernisierung oft im Spannungsfeld zueinander stehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Wandel auf die Gemeinschaft und die Außendarstellung der Pfalz als Weinanbaugebiet auswirken wird.

NAG

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