Neunkirchen

Simone Radl: Pionierin der Kunststofftechnik und erste Frau in der Bergrettung

Simone Radl, die erste Frau in der Landesleitung der Bergrettung NÖ/Wien und Abteilungsleiterin für Verfahrenstechnik bei Semperit, setzt sich in Wimpassing für mehr Frauen in der Kunststoffindustrie und Bergrettung ein, nachdem sie 2018 ihr Doktorat in Kunststofftechnik mit viel Durchhaltevermögen abgeschlossen hat.

In einem imposanten Herrenhaus in Wimpassing, das einst Männern vorbehalten war, hat Simone Radl eine bedeutende Rolle in der Kunststoffindustrie übernommen. Hier, wo vor zweihundert Jahren nur Herren über die Geschicke der Firma Semperit entschieden, ist nun eine Frau an der Spitze der technologischen Prozesse. Radl, die seit sechs Jahren in der Firmenzentrale arbeitet, hat sich als Abteilungsleiterin für Verfahrenstechnik einen Namen gemacht und sorgt für Innovationen bei der Herstellung von Gummidämpfungen, die beispielsweise in Eisenbahnschienen Verwendung finden.

Die 37-jährige Radl hat einen bemerkenswerten Bildungsweg hinter sich. Sie begann ihr Studium im Jahr 2007 an der Technischen Universität in Leoben, zu einer Zeit, als Frauen in der Kunststofftechnik noch eine Seltenheit waren. „Die Faculty musste sich erst auf die steigende Anzahl von Studentinnen einstellen“, erklärt sie. Diese Herausforderung hat sie allerdings nicht abgeschreckt – im Gegenteil. Sie spricht von einer Zeit des Wandels, in der das Studium längst nicht nur eine männliche Domäne darstellt.

Widerstandsfähigkeit und Passion

Radl hat im Jahr 2018 ihre Promotion in Kunststofftechnik abgeschlossen, doch der Weg dahin war alles andere als einfach. „Zwei Jahre lang hatten wir keine Ergebnisse bei der Synthese, das hat viel Durchhaltevermögen gefordert“, berichtet sie und betont die Bedeutung, auch in schwierigen Zeiten kreativ zu denken und neue Lösungswege zu finden. Ihr erfolgsversprechendes Denken und Handeln haben ihren Ursprung nicht nur im Labor, sondern auch in ihrer Leidenschaft für die Berge.

Während ihres Studiums in Leoben entwickelte Radl eine große Begeisterung für Bergsportarten, wie Skitouren und alpines Klettern. „Den Gipfel zu erreichen und die Weite zu genießen, gibt einem die Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen,“ sagt sie. Dieses Gefühl der Ruhe holt sie auch in die stressigen Tage im Labor zurück.

Frauen in der Bergrettung

Neben ihrer Arbeit engagiert sich Radl seit vier Jahren freiwillig bei der Bergrettung. „Ich wollte meine Fähigkeiten einbringen und helfen,“ sagt sie stolz. Im Vorstand der Bergrettung NÖ/Wien ist sie sogar die erste Frau in der 128-jährigen Geschichte. Hier setzt sie sich dafür ein, Frauen für die Bergrettung zu begeistern, bleibt jedoch kritisch angesichts der geringen Anzahl weiblicher Helferinnen: „Frauen hinterfragen ihre Fähigkeiten im Bergsport oft stärker als Männer,“ erklärt sie. Diese Selbstzweifel sind oft hinderlich, obwohl viele Frauen über hervorragende alpine Fähigkeiten verfügen.

Radl sieht auch die Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Veränderliche Wetterbedingungen und intensivere Gewitter erschweren die Einsätze der Bergrettung. Dennoch ist sie überzeugt, dass die Bergrettung in erster Linie von Vielfalt profitieren könnte. „Es gibt viele verschiedene Rollen zu übernehmen, nicht nur die klassische Rettung im Gebirge,“ so Radl.

In ihrer Rolle als Abteilungsleiterin sorgt sie nicht nur für effizientere Herstellungsprozesse bei Semperit, sondern hebt auch hervor, wie wichtig Kunststoff in unserem Alltag ist – von der Zahnbürste bis zu Gummidichtungen in Autos. Ihr akademischer Titel, Doktorin der Montanwissenschaften, ist ein weiteres Zeichen ihrer engen Verbindung zu den Bergen und zur innovativen Technik, die die moderne Welt umgibt.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"