Im niedersächsischen Wattenmeer zeigt sich der Seehundbestand in überraschend stabiler Form, wie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) am 16. August in einer aktuellen Mitteilung bekannt gab. Trotz einer leichten Abnahme der gezählten Tiere im Vergleich zum Vorjahr bleibt die Population mit 8.557 Seehunden auf einem konstanten Niveau. Im Jahr 2023 waren es noch 8.912 dieser Meeressäuger, und der Rückgang von rund 350 Exemplaren ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass bei diesen Zählungen die Hundsplate im Emsfahrwasser aufgrund einer Militärübung nicht besucht werden konnte, wo normalerweise etwa 300 Seehunde mit ihrem Nachwuchs anzutreffen sind.
Bei den durchgeführten Zählungen, die insgesamt zehn Flugüberwachungen umfassten, ist es dem LAVES gelungen, ein umfassendes Bild der Verbreitung und Gesundheit der Seehunde zu erhalten. Diese Erfassung hat nicht nur einen ökologischen Wert, sondern ist auch entscheidend für das Monitoring von Gesundheitszuständen in dieser Tierart.
Gesundheitsmonitoring der Seehunde
Zusätzlich zum Zählen wird das Monitoring verwendet, um die Gesundheit der Seehunde zu überwachen. Jährlich finden sich an der niedersächsischen Küste etwa 160 verendete Tiere, welche vom LAVES untersucht werden. Überraschenderweise konnten bisher keine Anzeichen für gravierende Viruserkrankungen wie Staupe oder Vogelgrippe festgestellt werden. Dies ist eine positive Nachricht, sagte Prof. Dr. Eberhard Haunhorst, Präsident des LAVES. „Meeressäuger sind Spitzenprädatoren und somit wichtige Bioindikatoren für den spezifischen Lebensraum Wattenmeer“, erklärte er weiter und betonte, dass Gesundheit und Anzahl der Tiere Rückschlüsse auf die Wasserqualität und den Fischbestand zulassen, was auch Einfluss auf die Lebensmittelqualität hat.
Im Jahr 2023 wurden bereits 85 Meeressäuger, darunter Seehunde, Schweinswale und Kegelrobben, untersucht. Hier zeigen sich Besorgnis erregende Ergebnisse. Alle Tiere litten an starkem Parasitenbefall, insbesondere in Lunge und Darm. Dr. Haunhorst erklärt, dass dies zunächst bei Wildtieren nicht ungewöhnlich ist, aber dennoch einer kontinuierlichen Beobachtung bedarf. Eine mögliche Erklärung dafür könnte die Schwächung der Immunsysteme infolge von Umwelteinflüssen sein. Das LAVES plant in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung Wattenmeer, die Untersuchungen der Seehunde auszuweiten, um deren Gesundheitszustand besser zu verstehen und Rückschlüsse auf die allgemeine Verfassung des Wattenmeeres zu ziehen.
Interessant ist, dass die systematische Erfassung des Seehundbestands in Niedersachsen bereits 1958 begann. Seit 2005 ist das LAVES für die Organisation dieses Monitorings zuständig. Die ständige Überwachung ist ein wichtiger Bestandteil der Bemühungen, den Erfolg von Schutzmaßnahmen für Meeressäuger zu beurteilen und die Biodiversität in diesem einzigartigen Lebensraum zu bewahren.
Ein Blick in die Zukunft des Seehundschutzes
Es ist klar, dass die Stabilität des Seehundbestands sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Die kontinuierliche Überwachung und die proaktiven Maßnahmen im Rahmen des Monitorings spielen eine entscheidende Rolle für den Schutz und das Wohlbefinden dieser Tiere. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen, wie dem LAVES und der Nationalparkverwaltung, wird in der Zukunft noch wichtiger sein. Durch die Sammlung und Auswertung von Daten sind wir in der Lage, die notwendigen Informationen zur Verfügung zu stellen, um effektive Schutzstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Dies könnte dazu beitragen, nicht nur die Bestände zu erhalten, sondern auch deren Lebensraum zu schützen und zu fördern, was der gesamten Ökologie des Wattenmeeres zugutekommt.
Die stabile Entwicklung des Seehundbestands im niedersächsischen Wattenmeer ist eng mit den Schutzmaßnahmen verbunden, die in der Region seit Jahrzehnten umgesetzt werden. Diese Initiativen sind nicht nur entscheidend für den Erhalt der Seehunde, sondern auch für die gesamte marine Biodiversität im Wattenmeer. Darüber hinaus spielen internationale Abkommen eine wichtige Rolle, um den Lebensraum dieser Tiere zu schützen.
1982 wurde das Wattenmeer von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Dies fördert nicht nur den Schutz der Seehunde, sondern setzt auch Standards für die Erhaltung der einzigartigen Lebensräume. Zudem sorgt die Zusammenarbeit zwischen den Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden für eine harmonisierte Schutzstrategie, die den Bedürfnissen des Ökosystems und seiner Bewohner gerecht wird. Weitere Maßnahmen, wie die Kontrolle der Fischerei oder die Reduzierung von Schadstoffen, tragen dazu bei, die Lebensbedingungen für die Seehunde zu verbessern.
Überwachung und Gesundheitszustand der Seehunde
Die Überwachung der Seehundpopulation umfasst nicht nur die Zählung der Tiere, sondern auch umfassende Gesundheitsuntersuchungen. Solche Monitoring-Programme sind wichtig, um frühzeitig auf Veränderungen im Gesundheitszustand der Population reagieren zu können. Dies ist besonders relevant, da wie in der Pressemitteilung festgestellt, Parasitenerkrankungen eine zunehmende Herausforderung darstellen.
Daten zeigen, dass in der Vergangenheit ähnlich hohe Parasitenbelastungen bei Meeresbewohnern festgestellt wurden, was teilweise auf Veränderungen im Lebensraum und auf steigende Umweltverschmutzung zurückzuführen sein könnte. Es ist unter Fachleuten anerkannt, dass die Gesundheit von Seehunden auch ein Zeichen für den Gesundheitszustand ganzer mariner Ökosysteme ist. Daher ist eine kontinuierliche Forschung von essenzieller Bedeutung.
Zahlreiche Schutzmaßnahmen und -initiativen
Der Schutz der Seehunde wird durch zahlreiche Programme unterstützt, wie beispielsweise den Langen Nacht der Seehunde, die regelmäßig stattfinden und das Bewusstsein für diese Tiere und ihre Lebensräume schärfen. Zusammen mit Bildungseinrichtungen und Umweltorganisationen wird versucht, die Öffentlichkeit über den Einfluss menschlicher Aktivitäten im Wattenmeer zu informieren.
Außerdem gibt es Bestrebungen, die Erholungsgebiete für die Seehunde zu erhalten und zu erweitern. Die Aufgabe von Anwohnern und Touristen ist es, die Regeln zum Schutz der Seehunde zu respektieren, insbesondere während der Fortpflanzungszeit. Diese Kombination aus wissenschaftlicher Forschung und Öffentlichkeitsarbeit ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Seehundbestand auch in Zukunft stabil bleibt.