Krise im öffentlichen Nahverkehr
Akuter Personalmangel zwingt die Bahn zur Umorientierung
28.07.2024, 05:49 Uhr
Die Bahnbranche in Nordrhein-Westfalen sieht sich einem akuten Personalmangel konfrontiert. Dies führt dazu, dass zahlreiche Pendler täglich auf ihre Züge warten müssen, die oft nicht kommen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat das Landesprogramm Fokus Bahn ein neues Konzept ins Leben gerufen, das darauf abzielt, Teilzeitkräfte für Lokführerpositionen zu gewinnen.
Der Mangel an Lokführern: Ein alarmierendes Signal
In Nordrhein-Westfalen sind mehr als 3000 Stellen für Lokführer bei Regionalzügen und S-Bahnen ausgeschrieben, jedoch bleiben rund 350 von ihnen unbesetzt. Diese Lücke wird sich voraussichtlich verstärken, da bis 2027 etwa 20 Prozent der derzeitigen Lokführer in den Ruhestand gehen werden. Gleichzeitig wächst der Bedarf um rund 15 Prozent, vor allem durch die Bestrebungen, den öffentlichen Nahverkehr klimafreundlicher zu gestalten. Diese Situation verdeutlicht die Notwendigkeit, sofortige Maßnahmen zu ergreifen.
Teilzeit als Lösung für den Personalmangel
Das Projekt Fokus Bahn hat sich zum Ziel gesetzt, insbesondere Teilzeitkräfte anzusprechen, die möglicherweise die richtige Balance zwischen Beruf und Familie suchen. Heinrich Brüggemann, Projektleiter von Fokus Bahn, betont: „In Zeiten des Fachkräftemangels ist Flexibilität gefragt.“ Das erste Ausbildungsprogramm für Teilzeit-Lokführer soll im Oktober starten und umfasst eine schulische und praktische Ausbildung über 16 Monate mit nur fünf Stunden Unterricht pro Tag.
Bewältigung der Herausforderungen: Die Erwartungen an Teilzeitkräfte
Die Einführung von Teilzeitmodellen stellt für viele Bahnunternehmen Neuland dar, jedoch könnten gerade Teilzeitkräfte in Stoßzeiten eine wichtige Entlastung bieten. Brüggemann hebt hervor, dass die Integration dieser Arbeitskräfte dazu beitragen könnte, den steigenden Bedarf nicht nur zu decken, sondern auch neue Herausforderungen im täglichen Betrieb zu meistern.
Was bedeutet das für die Fahrgäste?
Die Zuverlässigkeit des Regionalverkehrs in NRW hat sich im vergangenen Jahr erheblich verschlechtert, was sich in einem Anstieg der Zugausfälle niederschlägt. Verkehrsexperten sind besorgt, dass die Kombination aus Bauarbeiten und Personalmangel die ohnehin schon angespannte Verkehrssituation weiter verschärfen könnte. Verkehrsminister Oliver Krischer gibt zu bedenken, dass die aktuellen Probleme auch auf strategische Fehlentscheidungen der Vergangenheit zurückzuführen sind.
Langfristige Perspektiven und eine neue Richtung
Das Projekt Fokus Bahn zeigt, dass die Branche proaktiv an Lösungen arbeitet. Im Zuge der Bemühungen wurden auch Migranten als potenzielle Lokführer qualifiziert, was einen wichtigen Schritt in Richtung Diversifizierung der Belegschaft darstellt. Vor allem wird erwartet, dass die Attraktivität des Berufe durch gezielte Initiativen für Frauen erhöht wird, die bislang unterrepräsentiert sind.
Fazit: Ein Schritt in die richtige Richtung
Die Initiative, Teilzeitkräfte zu rekrutieren, ist ein vielversprechender Ansatz, um dem Personalmangel in der Bahn zu begegnen. Während die Herausforderungen gewaltig sind, könnte die Anpassung an moderne Arbeitsmodelle nicht nur den Bahnbetrieb stabilisieren, sondern auch eine breitere Zielgruppe für den Beruf des Lokführers gewinnen. Der Fokus auf Flexibilität und Inklusion ist ein notwendiger Schritt in die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs.
– NAG