Nürnberg

Zinnfiguren: Eine Zeitreise ins Kinderzimmer der Vergangenheit

Title: „Die verzauberte Welt der Zinnfiguren: Ein Blick in vergangene Kinderzimmer“

In den Wohnzimmern wohlhabender Familien wehte einst die deutsche Fahne im Kinderzimmer – nicht nur als reales Symbol, sondern auch als magische Verbindung zu einer Welt voller Abenteuer und Fantasien. Denn als der Nussknacker seine silbernen Soldaten zur Schlacht rief, erwachten die Miniaturhusaren zum Leben und zogen in epische Gefechte gegen die Mäusearmee, die das Zimmer zu erobern versuchte.

E. T. A. Hoffmanns berühmtes Märchen „Nussknacker und Mausekönig“ entführt uns in eine Zeit, in der Zinnfiguren nicht nur als Spielzeug, sondern auch als künstlerische Darstellung der Realität dienten. Diese Zinnfiguren, prächtig bemalt und detailgetreu gestaltet, fanden sich in den Kinderzimmern der deutschen Oberschicht vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert.

Die Ausstellung „Mikrowelten Zinnfiguren“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg geht diesem faszinierenden Phänomen auf den Grund. Die Sammlung des Schweizer Unternehmers Alfred R. Sulzer, bestehend aus über 145.000 Zinnfiguren, zeigt die Vielfalt und künstlerische Qualität dieser kleinen Kunstwerke. Nicht nur Soldaten, sondern auch friedliche Szenen aus dem täglichen Leben oder literarische Figuren wie der „Struwwelpeter“ fanden sich unter den Zinnfiguren.

Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die kunstvolle Gestaltung der Figuren, sondern auch deren Herstellung und Vertrieb. In Nürnberg, traditionsreicher Standort der Spielzeugindustrie, entstanden die blanken Zinnfiguren, die von fleißigen Malern nach realen Vorlagen bemalt wurden. Diese filigranen Kunstwerke fanden ihren Weg in die Kinderzimmer nicht nur in Deutschland, sondern auch bis nach Nordamerika.

Trotz der Überlegenheit von Plastikspielzeug und Playmobilfiguren haben Zinnfiguren bis heute ihren Platz in Heimatmuseen, besonders in detailreichen Schlachtendioramen. Die ästhetische Vielfalt und historische Bedeutung dieser Kunstform wird in der Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum eindrucksvoll präsentiert und lädt Besucher jeden Alters ein, in die verzauberte Welt der Zinnfiguren einzutauchen und vergessene Kindheitsträume wiederzuentdecken.

„Mikrowelten Zinnfiguren“ ist eine Reise durch die Geschichte des Spielzeugs und der Kunst, die noch bis zum 26. Januar im Germanischen Nationalmuseum zu erleben ist. Ein Besuch lohnt sich für alle, die sich für die kreative Welt vergangener Kinderzimmer interessieren. – NAG

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